Rund 3.000 Vermisste Seltener Protest: Kursk-Bewohner appellieren an Putin

Im August ist die ukrainische Armee in Kursk eingerückt. Angehörige der Zivilisten im besetzten Teil der russischen Region wenden sich nun an den Kreml, Kiew und internationale Organisationen.
In einer seltenen Protestaktion haben Bewohner der westrussischen Region Kursk in Online-Netzwerken mehr Einsatz für Angehörige im ukrainisch besetzten Teil gefordert. Sie forderten die Führung Russlands und der Ukraine sowie internationale Organisationen auf, "uns dabei zu helfen, das Leben unserer Familienmitglieder zu retten", hieß es in einem Beitrag auf dem in Russland äußerst beliebten Online-Netzwerk VKontakte, der seit Freitag vielfach weiterverbreitet wurde.
In dem von Bildern der Angehörigen begleiteten Post ist von "rund 3.000 Zivilisten" die Rede, die sich in der Gegend um die Kleinstadt Sudscha unter ukrainischer Besatzung befänden. In der Botschaft wurde der russische Hashtag #JaMiSudscha verwendet, was auf Deutsch so viel heißt wie "Ich und wir für Sudscha".
Kreml-Liste über Vermisste "längst nicht vollständig"
Eine der Initiatorinnen der Aktion, die 37-jährige Ljubow Prilutskaja, die nach eigenen Angaben seit fünf Monaten vergeblich versucht, Kontakt zu ihren Eltern aufzunehmen, hatte zuvor am 10. Januar den russischen Behörden vorgeworfen, sich nicht um die unter ukrainischer Besatzung lebenden Menschen zu kümmern.
Zudem kritisierte sie eine von der russischen Menschenrechtsbeauftragten Tatjana Moskalkowa erstellte Liste mit 517 Namen vermisster Menschen. Moskalkowa räumte später ein, die Liste sei "längst nicht vollständig".
Nordkoreaner kämpfen an der Seite von Russland in Kursk
Die Protest-Initiatorin Prilutskaja beklagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass bislang "wenige Menschen" ihre Botschaft beachtet hätten. "Zwischen den Zeilen" sei ihr gesagt worden, dass "niemand anstrebt, unsere Angehörigen aus dieser Lage zu befreien".
Die Ukraine hatte in der russischen Grenzregion Kursk erstmals im August vergangenen Jahres eine Offensive gestartet. Die ukrainischen Truppen eroberten dabei mehrere hundert Quadratkilometer Land sowie die Kleinstadt Sudscha. Der ukrainische Vorstoß kam jedoch ins Stocken, nachdem Moskau Verstärkung in die Region entsandt hatte, darunter auch tausende nordkoreanische Soldaten. Mehr zum Einsatz der Nordkoreaner lesen Sie hier. Anfang Januar folgte dann eine zweite ukrainische Offensive in der Region.
- Nachrichtenagentur AFP