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Verwegene Transportmittel: "Clip Air" - Top oder Flop?


Die verwegensten Verkehrsmittel
Transport-Wunder "Clip Air": Top oder Flop?

t-online, Von Stefan-Kai Obst

01.08.2016Lesedauer: 3 Min.
Der "Clip Air" mit seinen drei Transportkapseln: Daran, ob so das Fliegen der Zukunft so aussehen wird, sind durchaus Zweifel angebracht.Vergrößern des BildesDer "Clip Air" mit seinen drei Transportkapseln: Daran, ob so das Fliegen der Zukunft so aussehen wird, sind durchaus Zweifel angebracht. (Quelle: EPFL)
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Mit einem verwegenen Flugtransporter sorgt derzeit die Hochschule ETH im schweizerischen Lausanne für Aufsehen. Der Clip Air soll Transportkapseln im Stile von Eisenbahnwaggons von A nach B bringen. Offen ist indes, ob es dafür einen Markt gibt oder ob sich der Flieger, ähnlich wie andere ambitionierte Verkehrskonzepte, als Flop erweist.

Sollte der Clip Air eines Tages Wirklichkeit werden, könnten Reisende ohne auch nur einmal umzusteigen vom Zug in den Flieger gelangen, um sodann fernere Ziele anzusteuern. Denn das sogenannte Nur-Flügel-Flugzeug, das aus einer tragenden Struktur mit Tragflächen, Triebwerken, Cockpit und Tank besteht, soll drei unter den Flügeln befestigte Transportkaspseln befördern, die mit ihren 30 Metern Länge mit Eisenbahnwagons vergleichbar sind.

Da die Kapseln somit "schienenkompatibel" sind, könnten diese laut den Entwicklern zunächst als Eisenbahnwaggons herhalten und danach einfach unter den Flieger geklemmt werden. Die insgesamt drei Kapseln würden demnach 450 Personen fassen und damit knapp dreimal so viele wie ein Airbus A320, schwärmen die Ingenieure.

Dass es bis zur Umsetzung der Studie aber noch ein weiter Weg ist, räumt auch Projektleiter Claudio Leonardi ein: "Es gibt noch einige Knacknüsse, wir sind aber vom technologischen und sozialen Potenzial eines solchen Konzepts, das mit den heutigen Flugzeugen nicht mehr viel gemein hat, überzeugt."

Trend zu mittelgroßen Passagierfliegern

Bedenken, die man schon jetzt anmelden kann, betreffen etwa die Klientel, die sich Flüge in dem Zukunftsflieger leisten kann. Fallen die Kosten zu hoch aus, dürfte sich der Clip Air in Sachen Massentransportmittel als Flop erweisen. Dazu kommt, dass es Flugzeuge mit einem weitaus größeren Platzangebot für Passagiere heute schon gibt. So bietet der Airbus A380 je nach Version für 555 bis 853 Menschen Raum. Das Problem ist aber, dass die Airlines derzeit eher auf mittelgroße Passagierjets setzen, weshalb es der Clip Air auf dem Markt ebenso schwer haben dürfte wie der A380 oder Boeings 747.

Cargolifter - ambitioniertes Projekt, aber gescheitert

Falls der Clip Air scheitern sollte, wäre er weiß Gott nicht der erste Flop im Bereich vermeintlich zukunftsweisender Verkehrsmittel. So erinnert das Projekt auch an das des Last-Luftschiffs Cargolifter, das es im Jahr 2000 zwar immerhin an die Börse schaffte, dann aber nie wirklich umgesetzt wurde.

Der Plan war, mit dem Luftschiff Schwerlasten von bis zu 150 Tonnen etwa über die Alpen zu transportieren, was freilich ein echtes Novum gewesen wäre. Zum Bau des Cargolifters wurde auf dem Flugplatz Brand, rund 60 Kilometer südlich von Berlin, eigens die weltweit größte freitragende Halle der Welt errichtet.

Grund für das Scheitern war noch nicht einmal, dass der Cargolifter technisch nicht umsetzbar gewesen wäre. Vielmehr waren Verzögerungen bei der Entwicklung, aus dem Ruder gelaufene Kosten und die mangelnde Bereitschaft von Investoren, frisches Geld nachzuschieben, dafür verantwortlich, dass die Cargolifter AG 2002 Insolvenz anmelden musste.

Auch Skysails musste hinschmeißen

Ein ganz ähnliches Schicksal ereilte die Hamburger Skysails GmbH. Die Gesellschaft hatte sich zum Ziel gesetzt, Frachtschiffe zusätzlich zum konventionellen Motorenantrieb mit Zugdrachen auszustatten, um die in der Schifffahrt wesentlichen Treibstoffkosten durch Ausnutzung von Windkraft zu verringern. Prognosen zufolge sollten die Treibstoffkosten dadurch um 15 bis 20 Prozent niedriger ausfallen.

Ein von der EU geförderter Langzeittest ergab jedoch, dass die Einsparung selbst auf windreichen Routen durchschnittlich gerade einmal rund fünf Prozent beträgt. Dazu kam, dass die Reeder wegen der anhaltend schwierigen Lage in der Schifffahrt nicht in alternative Antriebssysteme investierten, so dass sich weltweit noch nicht einmal eine Handvoll Schiffe von den energiesparenden Zugdrachen ziehen ließen.

Nach Jahren der Forschung und Investitionen im mittleren zweistelligen Millionenbereich musste Skysails rund fünf Jahre nach seiner Gründung im März dieses Jahres Insolvenz anmelden. Im April wurde das Unternehmen schließlich aufgelöst.

Vertrauens-Delle bei selbstfahrenden Autos

Weiter als der Clip Air, der Cargolifter oder Skysails brachten es da schon selbst- oder teilautonomfahrende Autos wie etwa von Tesla. Dem Umstand zum Trotz, dass es sich bei dem Model S des US-Herstellers um eine noch nicht völlig ausgereifte Beta-Version handelt, fahren die Autos in den USA bereits auf den Straßen herum.

Zweifel an der Funktionsfähigkeit kamen erst kürzlich wieder auf, als der Fahrer eines Tesla S bei einem Crash mit einem kreuzenden Lkw tödlich verunglückte. Wie es heißt, konnten die Kameras des Pkw die weiße Seitenwand des Lkw nicht von dem hellen Himmel unterscheiden, so dass der Tesla keine Vollbremsung auslöste und unter den Anhänger des Sattelschleppers geriet.

Zu seiner Verteidigung führte der Hersteller an, dass die Fahrer ihre Hände beim Autopilot-Betrieb niemals vom Steuer nehmen sollen, um stets die Kontrolle über ihr Fahrzeug zu behalten. Nichtsdestotrotz hat der Unfall, der weltweit für Aufsehen sorgte, das Vertrauen in selbstfahrende Autos nicht gerade gestärkt.

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