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Sechs Monate Corona-Krise: 500.000 Tote und ein beispielloses Forschungsrennen


500.000 Tote und ein beispielloses Forschungsrennen

Von dpa
29.06.2020Lesedauer: 3 Min.
Ein bedrΓΌckendes und jetzt schon historisches Bild: In Bergamo und der Lombardei im Norden Italiens gibt es derart viele Tote, dass die SΓ€rge mit MilitΓ€rfahrzeugen abtransportiert werden mΓΌssen.
Ein bedrΓΌckendes und jetzt schon historisches Bild: In Bergamo und der Lombardei im Norden Italiens gibt es derart viele Tote, dass die SΓ€rge mit MilitΓ€rfahrzeugen abtransportiert werden mΓΌssen. (Quelle: Claudio Furlan/LaPresse/AP/dpa./dpa)
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Berlin (dpa) - Vom chinesischen Wuhan um die ganze Welt: Selten trifft eine Krise so weltumspannend alle Menschen wie in diesem Jahr Corona.

Sechs Monate nach ersten Meldungen ΓΌber ein mysteriΓΆses neues Virus sind weltweit mehr als 10 Millionen Infektionen und 500.000 darauf zurΓΌckgehende TodesfΓ€lle registriert. Die Dunkelziffer nicht erfasster Infektionen und TodesfΓ€lle gilt als immens.

Wohl niemand ahnte Anfang des Jahres, welches Ausmaß die Pandemie bekommen und welch schlimme Folgen sie für Wirtschaft und Gesellschaft haben würde. Anfang Dezember, vielleicht schon im November treten in der Millionenmetropole Wuhan erste FÀlle einer bis dahin unbekannten Lungenerkrankung auf. Am 31. Dezember werden sie offiziell an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeldet. Ein Tiermarkt gilt als Ursprung der Ansteckungswelle.

Im Februar sagt der Berliner Virologe Christian Drosten: "Ich glaube nicht mehr daran, dass eine Pandemie vermeidbar ist." Und so immens die Infektionszahlen inzwischen wirken: Wir stehen noch immer am Anfang. Etwa 7,8 Milliarden Menschen leben auf der Erde. Selbst ein sehr ansteckendes Virus braucht eine Weile, eine solche Population zu erobern - zumal alle Regierungen der Welt mit gezielten Maßnahmen gegensteuern, wenn auch manche nur verhalten.

Deutschland gehârt zu den recht rasch und massiv reagierenden LÀndern. Mit grauenhaften Bildern aus bereits stark betroffenen Staaten wie Italien konfrontiert, beschließt die Politik strenge Maßnahmen. Manche - wie Schulschließungen und Maskenpflicht - sind anfangs oder bis heute umstritten. Einzelne BundeslÀnder wie Bayern preschen mit besonders strengen Regelungen voran. Ein unguter Überbietungswettbewerb sei da im Gang, sagen Kritiker.

Ende MΓ€rz, Anfang April erreicht die Zahl der tΓ€glich gemeldeten Neuinfektionen in Deutschland ihren HΓΆhepunkt, dann sinkt sie deutlich. Erste Lockerungen folgen. Mit der Entspannung mehren sich kritische Stimmen, die sagen, der Lockdown sei eigentlich gar nicht nΓΆtig gewesen.

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck sagt, schon das Verbot von Großveranstaltungen habe zu einem Rückgang geführt, weitere Maßnahmen wie KontaktbeschrÀnkungen hÀtte man vom weiteren Verlauf abhÀngig machen sollen. Die Virologin Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) zieht hingegen ein weitgehend positives Fazit. "Ich denke, dass wir im Großen und Ganzen richtig gehandelt haben."

Momentan wird das Infektionsgeschehen hierzulande von einzelnen AusbrΓΌchen wie beim Schlachtbetrieb TΓΆnnies in Ostwestfalen bestimmt. Sie lassen die sonst ruhige Situation trΓΌgerisch wirken und geben einer entscheidenden Frage neuen Auftrieb: Kommt sie, die zweite Welle? Eine sichere Antwort darauf haben Experten nicht. Virologe Drosten blickt skeptisch in die Zukunft: "Ich bin nicht optimistisch, dass wir in einem Monat noch so eine friedliche Situation haben wie jetzt, was die EpidemietΓ€tigkeit angeht." Man mΓΌsse alle Alarmsensoren wieder anschalten. Die BevΓΆlkerung mΓΌsse einsehen, dass die GesundheitsbehΓΆrden UnterstΓΌtzung und Konsens brΓ€uchten.

Derweil lΓ€uft die Suche nach Medikamenten gegen die vom Virus verursachte Krankheit Covid-19 auf Hochtouren. Derzeit hat ein einziger Wirkstoff - Remdesivir - in den USA und Japan eine Sonderzulassung gegen Covid-19. In der EU empfiehlt die EuropΓ€ische ArzneimittelbehΓΆrde (EMA) Ende Juni die Zulassung, die Zustimmung durch die EU-Kommission gilt als Formsache.

Mitte Juni werden vorlÀufige Studiendaten zum Entzündungshemmer Dexamethason bekannt: Der Wirkstoff senkt demnach die Sterberate bei künstlich beatmeten Patienten um ein Drittel. Für eine abschließende Beurteilung sei es aber zu früh, warnen Experten.

Klar sind inzwischen auch einige Faktoren, die zu einer bedrohlichen Erkrankung fΓΌhren. "Wir wissen mittlerweile, dass es bei schweren VerlΓ€ufen neben der EntzΓΌndung der Lunge hΓ€ufig zu GerinnungsstΓΆrungen kommt, die die Behandlung erschweren", nennt Uwe Janssens, PrΓ€sident der Deutschen InterdisziplinΓ€ren Vereinigung fΓΌr Intensiv- und Notfallmedizin, ein Beispiel. Behandelt werde nun von Anfang an prophylaktisch mit gerinnungshemmenden Medikamenten.

Ein echtes Aus fΓΌr die Pandemie kΓΆnnte ohnehin nur ein Hilfsmittel bringen: wirksame Impfstoffe. Ob ein Impfstoff noch in diesem Jahr fΓΌr erste Massenimpfungen zur VerfΓΌgung stehen wird, ist fraglich - zudem muss der erste Impfstoff nicht zwingend der mit der besten Schutzwirkung sein. Die Schnelligkeit dΓΌrfe nicht zulasten der Sicherheit gehen, wird immer wieder gemahnt.

Im Juni laufen weltweit mindestens 130 Impfstoff-Projekte, einige Kandidaten werden bereits am Menschen getestet. Am weitesten fortgeschritten ist die Forschung am Impfstoff AZD1222, entwickelt an der britischen UniversitΓ€t Oxford. Etliche LΓ€nder - auch Deutschland - haben mit dem Konzern AstraZeneca VertrΓ€ge ΓΌber insgesamt mindestens zwei Milliarden Dosen dieses Impfstoffes abgeschlossen.

Auch Deutschland hat vielversprechende Projekte zu bieten: Beim Mainzer Unternehmen Biontech und beim TΓΌbinger Unternehmen CureVac laufen erste klinische Studien zu Impfstoffen. Ob sie am Ende zu den Wirkstoffen gehΓΆren werden, die der Corona-Pandemie ihren Schrecken nehmen, wird sich zeigen.

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