t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalDresden

Dresden: Drosten – ich war nicht der "Architekt" der Corona-Strategie


Untersuchungsausschuss befragt Drosten
Für diese Aussage gab es höhnisches Gelächter


Aktualisiert am 16.05.2025 - 18:08 UhrLesedauer: 3 Min.
Christian Drosten, Virologe, nimmt an einer Sitzung des Landtags-Untersuchungsausschusses im Plenum teil. Der Ausschuss soll die Arbeit der sächsischen Regierung im Zusammenhang mit dem Coronavirus im Zeitraum von 2019 bis 2024 prüfen. (zu dpa: «Virologe Drosten gegen schematische Pandemie-Planung»)Vergrößern des Bildes
Virologe Christian Drosten: Sein Auftritt im Landtag sorgte für eine volle Besuchertribüne. (Quelle: Sebastian Kahnert)
News folgen

Der prominenteste Berater der Bundesregierung steht im Landtag zur Corona-Politik Rede und Antwort. Anders als erwartet, wird es nicht bei einem Mal bleiben.

Christian Drosten nutzte seinen Auftritt vor dem sächsischen Untersuchungsausschuss, um seine Rolle während der Pandemie zu erklären. Angefangen damit, dass Drosten die Zuschreibung als "Architekt der Corona-Strategie" entschieden zurückwies. So hatte ihn zuvor der AfD-Politiker Thomas Prantl im Ausschuss betitelt. Nach eigenen Aussagen habe er "nur an einer kleinen Minderheit" an Regierungssitzungen teilgenommen. Seine allgegenwärtige Medienpräsenz habe jedoch einen anderen Eindruck erweckt.

Seine Rolle als ständiger Gast im NDR-Podcast, der ihn täglich in den Schlagzeilen hielt, begründete Drosten mit seiner Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit: "Ich habe zwanzig Jahre steuerfinanzierte Forschung betrieben – irgendwann muss man den Steuerzahlern etwas zurückgeben." Diese Aussage sorgte für höhnisches Gelächter auf der ungewöhnlich vollen Besuchertribüne.

Seine mediale Omnipräsenz hatte Drosten zum polarisierenden Gesicht der Pandemie gemacht und nun mehr als 50 Zuschauer auf die Besucherränge des Landtags gelockt.

Wissenschaftliche Arbeit mit "wackligen" Daten

In der Befragung blieb Drosten seinen Aussagen treu: Alles, was er damals gesagt habe, sei wissenschaftlich belegt gewesen. Die damalige Datenlage beschreibt er heute jedoch als "wacklig" – besonders zu Beginn der Pandemie. Im Mai 2020 habe es aus dem amerikanischen Gesundheitsministerium noch eine Schätzung gegeben, dass die Hospitalisierungsrate bei Kindern bei fünf bis 20 Prozent liege. "Diese Daten haben sich später als zu hoch herausgestellt – zum Glück", so Drosten. Dennoch mussten auf dieser unsicheren Basis weitreichende Empfehlungen ausgesprochen werden.

Drosten betonte, wie schwierig die Risikoabschätzung unter diesen Bedingungen gewesen sei: Die Angst vor schweren Folgeerkrankungen bei Kindern, wie man sie von Mumps kenne, habe die Bewertungen beeinflusst. "Diese Bedenken sind allerdings kaum in der breiten Öffentlichkeit diskutiert worden, weil man die Menschen nicht verängstigen wollte."

"Die größte Fehleinschätzung, an der ich beteiligt war"

Unabhängig davon räumte Drosten eigene Fehleinschätzungen ein, etwa über die Auswirkungen der Pandemie in Afrika. Besonders kritisch bewertete er im Rückblick eine Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die sich für eine Impfpflicht für medizinisches Personal aussprach. Diese wurde im November 2021 veröffentlicht, als die Omikron-Variante bereits zu grassieren begann. Gerade bei dieser Variante schützte die Impfung deutlich weniger vor Ansteckung. "Das war die größte Fehleinschätzung, an der ich beteiligt war", so Drosten.

Dies dürfe allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Impfung Krankheitslast und Sterblichkeit erheblich gesenkt habe. "Länder, in denen die Impfung besser angenommen wurde, profitierten davon deutlicher als Deutschland."

Beim Vergleich mit Großbritannien werde klar, wie die Schutzmaßnahmen in der ersten Viruswelle gewirkt hätten. Hätte man dieselben Maßnahmen erst drei Wochen später erlassen, wären in der ersten Welle nicht 9.345 Menschen gestorben, sondern knapp 70.000.

Untersuchungsausschuss unterbricht Befragung

Für den sächsischen Untersuchungsausschuss war Drosten als Sachverständiger geladen, nicht als Zeuge. Deshalb ließ der Ausschussvorsitzende Andreas Nowak (CDU) eine Frage gar nicht zu: Der AfD-Abgeordnete Thomas Prantl wollte nämlich wissen, wie häufig Drosten während der Pandemie Kontakt zu Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) gehabt habe.

Allerdings wird es nicht die letzte Befragung gewesen sein, der sich Drosten stellen muss. Die Sitzung am Freitag wurde aus Zeitgründen unterbrochen. Drosten soll zu einem späteren Zeitpunkt erneut geladen werden.

Was der Ausschuss klären soll

Der auf Betreiben der AfD-Fraktion eingesetzte Untersuchungsausschuss soll die Corona-Politik der sächsischen Landesregierung ab Beginn der Pandemie bis 2024 kritisch prüfen. Im Fokus steht, ob Maßnahmen wie Schulschließungen, Testpflichten oder Impfkampagnen "geeignet, erforderlich und verhältnismäßig" waren.

In Sachsen kostete das Virus bisher rund 17.750 Menschen das Leben.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Berichterstatttung
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom