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Armut in NRW: Ranking | Hier geht es den Menschen am schlechtesten


Elends-Ranking der NRW-Regionen
So arm sind Ihre Nachbarn wirklich

Von t-online, mtt

02.04.2024Lesedauer: 3 Min.
Essen (Archivbild): Im Ruhrgebiet gibt es idyllische Fleckchen, aber auch viel Elend.Vergrößern des BildesEssen (Archivbild): Im Ruhrgebiet gibt es idyllische Fleckchen, aber auch viel Elend. (Quelle: Michael Gohl/imago-images-bilder)
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Viele können sich keinen Urlaub leisten, manche nicht einmal angemessen heizen. In NRW gibt es je nach Region erhebliche Unterschiede.

Einigen Menschen in Nordrhein-Westfalen geht es extrem gut: Rund 6.000 Einkommensmillionäre haben dem Fiskus zuletzt zusammen mehr als 15 Milliarden Euro zu versteuerndes Einkommen angezeigt.

Ihnen stehen Millionen Habenichtse gegenüber: Aktuellen Zahlen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zufolge sind 19,7 Prozent der 18 Millionen Einwohner des Bundeslandes von Armut betroffen. Das ist mehr jeder fünfte Einwohner.

Innerhalb von NRW sind die Unterschiede enorm groß. Auffällig ist, dass es insbesondere vielen Menschen im Ruhrgebiet schlecht geht. Das Ranking der Raumordnungsregionen zeigt dies: Die vier Regionen mit den höchsten Armutsquoten liegen allesamt im Ruhrgebiet:

  • Arnsberg: 15,1 Prozent Armutsquote
  • Siegen: 15,7 Prozent Armutsquote
  • Münster: 16,3 Prozent Armutsquote
  • Bonn: 17,1 Prozent Armutsquote
  • Bielefeld: 18,4 Prozent Armutsquote
  • Köln: 18,7 Prozent Armutsquote
  • Paderborn: 19,9 Prozent Armutsquote
  • Düsseldorf: 20,0 Prozent Armutsquote
  • Bochum/ Hagen: 20,8 Prozent Armutsquote
  • Dortmund: 21,5 Prozent Armutsquote
  • Duisburg/ Essen: 22,7 Prozent Armutsquote
  • Emscher-Lippe (mit dem Kreis Recklinghausen): 23,2 Prozent Armutsquote

Jedes vierte Kind im Pott lebt in Bürgergeld-Haushalt

"Armutspolitisch muss das Ruhrgebiet als besonders problematische Region gelten", hält der Armutsbericht dazu fest. Mit 22,1 Prozent sei die Armutsquote hier "exorbitant" hoch. Im Länderranking würde das Ruhrgebiet nur noch vor Bremen liegen. "Der Unterschied jedoch: Im Ruhrgebiet leben nicht 680.000 Menschen wie in Bremen. Vielmehr ist das Ruhrgebiet mit 5,1 Millionen Einwohner*innen der größte Ballungsraum Deutschlands, von denen über eine Million in Armut leben."

Fast jedes vierte Kind im Ruhrgebiet lebt dem Paritätischen Wohlfahrtsverband zufolge in einem Haushalt, der auf Bürgergeld angewiesen ist. Im Ruhrgebiets-Schnitt sind es 22,5 Prozent, in Dortmund 28,2 Prozent, in Duisburg 28,5 Prozent, in Essen 29,4 Prozent und in Gelsenkirchen sogar 37,9 Prozent.

Arm trotz Arbeit: Millionen Erwerbstätige unter den Betroffenen

Brisant an der allgemeinen Armuts-Entwicklung in Deutschland ist unter anderem, dass im gesamten Bundesgebiet zwar sowohl die Arbeitslosenquote als auch die "Bürgergeld"-Quote tendenziell sinken, dies aber nicht auf die Armutsquote durchschlägt. Obwohl es mehr Erwerbstätige gibt und weniger Menschen Grundsicherung für Arbeitsuchende (früher Hartz IV, heute Bürgergeld) erhalten, gibt es bundesweit rund 14,2 Millionen von Armut betroffene Menschen.

Das heißt: Arbeit schützt in Deutschland nicht vor Armut. "Mehr als ein Viertel der einkommensarmen Menschen ist erwerbstätig, ein weiteres knappes Viertel ist in Rente und mehr als ein Fünftel sind Kinder", hält der Armutsbericht 2024 dazu fest. Besonders häufig von Armut betroffen sind in Deutschland Alleinerziehende (43,2 Prozent Armutsquote), Personen mit geringer formeller Bildung (39,0 Prozent Armutsquote), Paare mit drei oder mehr Kindern (32,1 Prozent Armutsquote) und Menschen mit Migrationshintergrund (28,1 Prozent Armutsquote).

"Eine gleichere Gesellschaft wäre erheblich resilienter"

Der Paritätische Wohlfahrtsverband ruft die Politik zum Handeln auf. Unter anderem fordert der Verband eine Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro, eine einkommens- und bedarfsorientierte Kindergrundsicherung, eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung mit armutsfester Mindestrente und eine konsequente Mietpreisdämpfungspolitik. Das Bürgergeld reiche auch nach der Anhebung zu Jahresbeginn nicht aus, um den Mindestbedarf zu decken.

Es sei das hohe Maß an Ungleichheit, das Deutschland so anfällig für Krisen mache. Wenn fast die Hälfte der Einwohnerschaft keine nennenswerten Geldreserven habe und jeder fünfte Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor tätig sei, würden steigende Lebenshaltungskosten schnell zum armutspolitischen Problem von besonderer Brisanz: "Eine gleichere Gesellschaft ohne oder mit deutlich weniger Armut wäre erheblich resilienter."

Wann gelte ich als arm?

Die im Armutsbericht 2024 veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2022. Es sind die derzeit aktuellsten Daten, die verfügbar sind. Am höchsten ist die Armutsquote demnach in Bremen, am niedrigsten in Bayern.

Wer als "arm" gilt, ist laut Mikrozensus nach Haushaltstypen und verfügbarem Nettoeinkommen gestaffelt. Jede Person, die mit ihrem verfügbaren Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt, wird als einkommensarm eingestuft. Ein Single-Haushalt ohne Kinder erreicht die Armutsschwelle demnach bei weniger als 1.186 Euro verfügbarem Einkommen im Monat. Eine Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren gilt als arm, wenn sie weniger als 1.542 Euro monatlich zur Verfügung hat, und ein Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren, wenn das Haushaltsnettoeinkommen unter 2.490 Euro liegt. Zum Haushaltsnettoeinkommen zählen auch sämtliche Transferleistungen wie etwa Wohngeld, Kindergeld oder Kinderzuschlag.

22,2 Prozent: Kein Geld für eine Woche Urlaub

Weil sich die Zahlen auf Medianeinkommen in Deutschland beziehen, ist von relativer Armut die Rede. Alle Haushalte werden nach ihrem Einkommen der Reihe nach sortiert, wobei das Einkommen des Haushalts in der Mitte den Medianwert darstellt: 50 Prozent der Haushalte haben ein höheres Einkommen, 50 Prozent ein niedrigeres.

Andere Untersuchungen, als die des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zeigen, dass relative Armut in Deutschland mit tatsächlichem Mangel einhergeht. 22,2 Prozent der Menschen können sich keinen einwöchigen Jahresurlaub leisten, 5,9 Prozent sind nicht in der Lage, ihre Rechnungen für Miete, Hypotheken oder Versorgungsleistungen zu bezahlen, und 6,7 Prozent können nicht einmal ihre Wohnung angemessen warm halten.

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