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Marderhundefelle an Jacken und Mützen: Eklat in Billstedt Center Hamburg


Pelz-Eklat in Einkaufszentrum
Geschäfte verkaufen Mützen und Jacken mit Marderhundefellen

  • Markus Krause, Regio-Redakteur für Hamburg.
Von Markus Krause

Aktualisiert am 27.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Stefan Klippstein mit einer der Jacken im Billstedt Center: Für den Pelz fehlen die gesetzlichen Kennzeichnungen.Vergrößern des Bildes
Stefan Klippstein zeigt eine der Jacken im Billstedt Center: Für den Pelz fehlen die gesetzlichen Kennzeichnungen. (Quelle: Stefan Klippstein)

Jacken und Mützen mit Pelzen sind trotz aller Kritik immer noch beliebt. Häufig werden dafür billige Felle verwendet. Ein Tierschützer geht dagegen vor.

Der Hamburger Tierschützer Stefan Klippstein ist in seinem Kampf gegen Tierpelze erneut fündig geworden: In gleich mehreren Geschäften eines Hamburger Einkaufszentrums hat er Jacken und Mützen mit Pelzen von Marderhunden entdeckt. Klippstein hatte den Verkauf ähnlicher Produkte im Dezember auf diversen Weihnachtsmärkten in der Stadt moniert – die daraufhin ihren Verzicht auf Pelze erklärten und betroffene Stände schlossen (hier lesen Sie mehr dazu).

Insbesondere geht es Klippstein darum, dass die Pelze nicht gekennzeichnet sind – was gesetzlich vorgeschrieben ist. Häufig werde den Kunden vorgegaukelt, dass es sich um Kunstpelz handele. "Das ist Betrug", sagt Klippstein im Gespräch mit t-online. "Es wird vorsätzlich gelogen, um den Kunden billigste Hundepelze anzudrehen!"

Auch im aktuellen Fall im Billstedt Center in Hamburg sollen die Produkte falsch oder gar nicht deklariert sein. Fotos des Tierschützers sollen das belegen. "Die Geschäfte gleichen einem Marderhund-Friedhof", so Klippstein. Insgesamt gehe es um vier Läden.

So unterscheiden Sie verschiedene Arten von Pelzen

Doch wie erkennt der Tierschützer, um welche Art von Pelz es sich handelt? "Wenn man Felle betrachtet, kann man es sehr gut erkennen. Marderhund ist sehr leicht und hat lange hervorstehende Haare und ist meist dunkelbraun mit hellen Strähnen. Der Waschbär hingegen hat viel dickeres Fell und ist sehr schwer, viel dunkler sowie dichter als das Fell von Marderhunden."

Dass Klippstein Pelze von Marderhunden als besonders problematisch ansieht, hängt damit zusammen, dass die Tiere biologisch zur Familie der Hundeartigen gehören. Wegen ihrer Gesichtsmaske mit der dunklen Augenbinde ähneln sie Waschbären. Die fuchsgroßen Tiere würden häufig aus Qual-Zuchten in Osteuropa oder China stammen und dort in winzigen Käfigen gehalten. Deshalb könnten sie für einen niedrigen Preis angeboten werden.

Schwierig werde es, wenn die Pelze eingefärbt seien. "Dann kann nur noch ein Labor mit einem aufwendigen Gentest feststellen, um welche Tierart es sich handelt." Im Zweifel müsse der Verbraucher auf die Kennzeichnung achten oder den Händler ansprechen. "Aber hier liegt bekanntlich das Problem, dass man sich leider häufig nicht darauf verlassen kann", sagt Klippstein.

Tierschützer erstattet Anzeige gegen Läden in Hamburg

Aus diesem Grund hat er kürzlich gegen die vier Geschäfte Anzeige wegen des Verstoßes gegen die gesetzliche Kennzeichnungspflicht beim Bezirksamt Hamburg-Mitte erstattet. t-online hat versucht, eine Stellungnahme der Ladenbetreiber zu erhalten – nur einer meldete sich trotz mehrfacher Nachfragen zurück.

Ein kleiner Teil des Sortimentes bestehe aus Marderhundefellen, die meisten Produkte enthielten jedoch Kunstfell. Zur fehlenden Kennzeichnung heißt es: "Darauf habe ich nicht besonders geachtet. Sollten sich Produkte ohne Kennzeichnungen in unserem Sortiment befinden, werden wir uns selbstverständlich sofort darum kümmern." Neue Produkte mit Echtpelzen würden mittlerweile nicht mehr bestellt, es handele sich um Restbestände.

Vermieter will sich nicht zu Angeboten einzelner Geschäfte äußern

Beim Vermieter der Geschäfte, dem Immobilienunternehmen ECE des Versandhändlers Otto, äußert man sich nur sehr verhalten. "Zu den Sortimenten der einzelnen Shops kann ich keine Angaben machen", antwortet Christian Langsdorff, Manager des Billstedt Center, auf eine Anfrage von t-online. Ergänzend heißt es, der ECE lägen als Betreiber und Vermieter des Centers keine Informationen zur Herkunft der Produktsortimente vor.

Eine Sprecherin des Bezirksamts Hamburg-Mitte versichert, dass das Fachamt Verbraucherschutz, Gewerbe und Umwelt die Betriebe "im Rahmen der üblichen Kontrollen" aufsuchen und auf die angezeigten Missstände hin überprüfen will.

Händler kommen Kennzeichnungspflicht nachträglich nach

Und tatsächlich scheint man kurze Zeit nach der Anfrage von t-online tätig geworden zu sein: Eine Woche später überprüft Klippstein die Läden erneut und stellt entsprechende Kennzeichnungen fest. Offiziell bestätigen wollte dies eine Sprecherin des Bezirksamts auf Anfrage nicht. "Produkt enthält Textilien tierischen Ursprungs" steht nun handschriftlich auf den Etiketten.

Klippstein jedenfalls zeigt sich zufrieden, dass die gesetzlichen Anforderungen zumindest provisorisch erfüllt worden seien. Dennoch will der Tierschützer seinen Kampf nicht aufgeben. Verbrauchern rät er, prinzipiell nur bei Händlern einzukaufen, die keine Pelze im Angebot haben.

Eine Übersicht bietet die im Internet abrufbare Liste "Fur Free Retailer". Dahinter steckt eine internationale Initiative von mehr als 50 führenden Tier- und Umweltschutzorganisationen weltweit, die in mehr als 25 Ländern tätig ist.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Tierschützer Stefan Klippstein
  • Anfrage bei Christian Langsdorff, Center Manager des "Billstedt Center" der ECE
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