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Eichmanns "Bluthund": Fahndung nach 110-Jährigem eingestellt


Eichmanns "Bluthund" wäre heute 110
Fahndung nach NS-Verbrecher Brunner offiziell eingestellt

Von t-online, dpa, mtt

Aktualisiert am 15.07.2022Lesedauer: 2 Min.
Brunner: Der SS-Hauptsturmführer lebte zuletzt in Syrien.Vergrößern des BildesAlois Brunner: Der SS-Hauptsturmführer lebte zuletzt in Syrien. (Quelle: United Archives International/imago images)
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Er war einer der engsten Mitarbeiter von Adolf Eichmann und für die Ermordung zehntausender Juden verantwortlich. Die Behörden nehmen an: Er ist tot.

Die Kölner Staatsanwaltschaft hat die Fahndung nach dem NS-Massenmörder Alois Brunner offiziell eingestellt. Brunner, geboren 1912 im damaligen Österreich-Ungarn, wäre im April 110 Jahre alt geworden, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Dies sei eine Grenze, bei der Ermittlungen normalerweise eingestellt würden, weil man davon ausgehen könne, dass der Betroffene tot sei. Brunner sei vermutlich schon vor langer Zeit in Syrien gestorben. Das habe man aber nie verifizieren können.

Das Verfahren ist Willuhn zufolge seit den frühen 1970er Jahren in Köln anhängig gewesen. Zuerst hatte "Der Spiegel" über die Einstellung der Fahndung berichtet.

Beiname "Bluthund": Eichmanns bester Mann

Brunner, Beiname "Bluthund", war SS-Hauptsturmführer und enger Mitarbeiter von Adolf Eichmann bei der Organisation des Holocaust. Er soll für die Deportation und Ermordung von mindestens 128.000 Jüdinnen und Juden verantwortlich gewesen sein. Er galt als Sadist und Überzeugungstäter. Wo Deportationen in die Todeslager der Nazis ins Stocken gerieten, wurde der NS-Verbrecher eingesetzt.

1939 übernahm er von Eichmann die Leitung der "Zentralstelle für jüdische Auswanderung". Er leitete Deportationen aus Wien, dem besetzten Tschechien und später aus Griechenland, Frankreich und Bratislava.

Eichmann bezeichnete ihn Berichten zufolge als seinen besten Mann. Zahlreiche Morde soll Brunner auch selbst verübt haben.

Netzwerk verhalf Brunner zur Flucht nach Syrien

Nach Kriegsende lebte er zunächst unter falschem Namen in der Bundesrepublik. 1954 wurde er in Abwesenheit in Frankreich zum Tode verurteilt. Ein Netzwerk verhalf ihm zur Flucht aus Europa.

Als sein wichtigster Helfer dabei gilt Reinhard Gehlen, der von 1956 bis 1968 erster Chef des Bundesnachrichtendienstes war. Auch ein langjähriger CDU-Bundestagsabgeordneter sowie ein Leibwächter von Konrad Adenauer, der früher bei der SS war, sollen involviert gewesen sein.

Briefbomben sprengten ihm ein Auge weg, in Interviews hetzte er weiter

Brunner entkam nach Syrien. Dort überlebte er zwei Briefbombenattentate, die dem Mossad zugerechnet werden. Brunner soll dabei sein linkes Auge und mehrere Finger verloren haben.

1985 spürte ihn ein Reporter der "Bunten" in Damaskus auf. Zwei Jahre später gab er auch einem Journalisten der österreichischen "Krone" ein Interview. In den Gesprächen zeigte er sich stolz auf seine Morde: "Junger Freund, lassen Sie mir das schöne Wien grüßen und seien Sie froh, dass ich es für Sie judenfrei gemacht habe", sagte er dem "Krone"-Journalisten.

Bericht: Brunner starb einsam und elendig in einem Keller

2014 tauchte eine erste Meldung über Brunners möglichen Tod auf. 2017 berichtete das französische Magazin "Revue XXI" unter Berufung auf ehemalige Angehörige des syrischen Geheimdienstes, der NS-Kriegsverbrecher sei bereits 2001 gestorben: Zuletzt sei er in einem Keller eingesperrt gewesen. Wohl aus "Sicherheitsgründen", weil Diktator Baschar al-Assad Fotos verhindern wollte – um der Welt nicht den letzten Beweis zu liefern, dass er dem alten Nazi Unterschlupf gewährte.

Brunner habe sich am Ende nicht mehr selbst waschen können, hieß es. Er habe sehr gelitten, grässliches Essen bekommen und viel geweint. Reue habe er bis zu seinem Tod keine gezeigt.

Verwendete Quellen
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