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Köln Polizei: Kriminalität auf historischem Tiefwert


"Man kann sich sicher fühlen"
Kriminalität in Köln auf historischem Tiefwert

Von Florian Eßer

08.03.2021Lesedauer: 5 Min.
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Eine Polizistin mit Mundschutz steht in der Kölner Innenstadt (Archivbild): Die Polizei hat am Montag ihre Kriminalstatistik veröffentlicht.Vergrößern des Bildes
Eine Polizistin mit Mundschutz steht in der Kölner Innenstadt (Archivbild): Die Polizei hat am Montag ihre Kriminalstatistik veröffentlicht. (Quelle: Chai von der Laage/imago-images-bilder)

Am Montag stellte die Polizei die Kriminalstatistik 2020 für Köln und Düsseldorf vor, die durchaus mit einigen Überraschungen aufwartete.

Wie Polizeipräsident Uwe Jacob und Klaus-Stephan Becker, der Leitende Kriminaldirektor, mitteilten, habe sich die Corona-Pandemie auch auf die Verbrechen in den Metropolen ausgewirkt: Die Straßenkriminalität ist zurückgegangen, Straftaten im Bereich der Cyber-Kriminalität aber haben zugenommen.

Ingesamt hat es im vergangenen Jahr 113.084 registrierte Straftaten in Köln gegeben – das sind 9.629 Fälle weniger als im Vorjahr. Gemessen am Jahr 2019 entspricht das einem Rückgang von 7,89 Prozent. Die Aufklärungsquote dieser Verbrechen liegt bei knapp 49 Prozent, demnach werden bei jedem zweiten Verbrechen die Täter erfolgreich ermittelt. "In einer solchen Metropole wie Köln ist das durchaus eine positive Entwicklung", so Polizeipräsident Uwe Jacob.

Auch die Kriminalitätshäufigkeitszahl (KHZ) sei deutlich gesunken. Diese bezeichnet die Anzahl von Straftaten pro 100.000 Einwohnern. Im Jahr 2020 lag sie bei etwas mehr als 10.000, "ein historischer Tiefwert". Dennoch, so erklärte Jacob weiter, wird das Jahr 2020 auch für die Polizei als unvergesslich in die Geschichte eingehen. Durch die Corona-Pandemie haben sich die Beamten nämlich mit neuen Deliktsfeldern konfrontiert gesehen, während andere stark abgenommen haben.

Die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik im Detail

  • Taschendiebstahl

Abgenommen haben so unter anderem die Fälle von Taschendiebstahl: Mit 4.988 Fällen hat die Polizei hier deutlich weniger Fälle verzeichnet als noch im Vorjahr (5.864). Laut Klaus-Stephan Becker, dem Leitenden Kriminaldirektor, hängen die rückläufigen Zahlen auch mit dem Fehlen von Touristen sowie dem Ausbleiben von Weihnachtsmärkten und anderen Großveranstaltungen zusammen: "Der Rückgang hat ganz massiv mit der Pandemie zu tun".

Gleichzeitig hob Becker auch die Videoüberwachung hervor, die in den vergangenen Jahren im Bereich der Innenstadt und des Hauptbahnhofes intensiviert worden ist. Diese hätte eine abschreckende Wirkung und würde dafür sorgen, dass Taschendiebe die besagten Stadtgebiete meiden – allerdings würden manche ihren Einsatzbereich bloß verlagern. In Köln-Nippes etwa nehme der Taschendiebstahl zu.

  • Fahrraddiebstahl

Während auch die Zahl der Wohnungseinbrüche zurückgeht, wurden 2020 vermehrt Fahrräder zum Ziel von Dieben. Das liege auch daran, dass sich während der Pandemie mehr Menschen ein Fahrrad zugelegt hätten, erklärt Becker: "Das Rad war im letzten Jahr mit das bevorzugte Fortbewegungsmittel". Durch die Mehrzahl an Rädern sei so schließlich auch der Diebstahl an ihnen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr lag hier ein Zuwachs von 790 Fällen vor.

  • Rauschgift

Delikte im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln gingen hingegen zurück. Die Polizei verzeichnete einen Rückgang von 13,7 Prozent, was etwas mehr als 1.000 Fällen entspricht. Die Aufklärungsquote sei in diesem Bereich ebenfalls gut und liege bei 88 Prozent. Beckers Erklärung ist auch hier die Corona-Pandemie: "Es war weniger entsprechendes Klientel auf den Straßen", entsprechend seien weniger Fälle registriert worden.

Dennoch sei es ein "Irrglaube", dass die Drogenkriminalität auf dem Rückzug wäre: "Rauschgift ist fast grenzenlos verfügbar", erklärte der Leitende Kriminaldirektor, Und weiter: "Der Markt wird mit Kokain aus Südamerika überschwemmt und auch synthetische Drogen werden in den Niederlanden weiterhin massenweise produziert und nach Deutschland exportiert."

Zudem hätten sich die Vertriebswege der Dealer durch das Internet, insbesondere das Darknet, geändert: "Das Rauschgift wird nicht mehr auf der Straße verkauft, sondern kommt per Post", so Becker. Demnach würde der "Versandhandel" von Betäubungsmitteln über das Netz florieren: "Das BTM wird uns noch lange begleiten", erklärte Becker weiter, "und die Menge wird eher größer als kleiner werden."

  • Sexualdelikte

Im Bereich der Sexualdelikte sei 2020 ein leichter Rückgang zu beobachten gewesen – zumindest was das Hellfeld, also die Anzahl der angezeigten Delikte, betrifft. Fälle von Beleidigung auf sexueller Grundlage gab es 90 weniger als im Vorjahr, dennoch lag die Zahl 2020 noch bei 691 Delikten. Mit 229 Vergewaltigungen und Fällen sexueller Nötigung ist die Anzahl im Vergleich zu 2029 um 20 Fälle zurückgegangen, die Anzahl von Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern lag bei 192 (2019: 205).

Neu hinzugekommen ist im Bereich der Sexualdelikte das "Upskirting" oder "Downblousing", also das Anfertigen von Bildaufnahmen, bei denen die Täter unter den Rock oder in den Ausschnitt von Frauen fotografieren. "Diese Fälle haben eine Dimension angenommen, dass der Gesetzgeber beschloss, sie zu einem eigenen Straftatbestand zu erklären". Die Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen ist seit dem 1. Januar dieses Jahres unter Paragraf 184k im Strafgesetzbuch als Straftatbestand festgehalten.

Auch die Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen hätten an Bedeutung gewonnen, so Becker. Selbiges gelte für die Fälle, in denen kinderpornographisches Material eine Rolle spiele. Daher wurde im Sommer 2020 das Kriminalkommissariat 13 eingerichtet, das ausschließlich für den Deliktsbereich der Kinderpornographie zuständig ist

  • Häusliche Gewalt

Im Deliktsbereich der Häuslichen Gewalt aber sei entgegen der Erwartungen kein Anstieg zu verzeichnen gewesen, so Becker: "Die Medien haben während der Pandemie oft darüber berichtet, dass die Häusliche Gewalt zugenommen hat. Im Hellfeld, also im Feld der anzeigten Fälle, konnten wir diese auch von uns vermutete Entwicklung nicht bestätigen". Wie Becker jedoch unterstrich, müsse man gerade bei der Häuslichen Gewalt stark zwischen dem Hellfeld und dem Dunkelfeld differenzieren.

  • Betrug

Während die Straßenkriminalität und auch andere Deliktfelder zurückgingen, stieg die Anzahl der Betrugsfälle deutlich an: Geschäfte über falsche Internetseiten etwa hätten im Zuge des digitalisierten Lebens weiter an Bedeutung gewonnen. Auch der "Betrug zum Nachteil älterer Menschen" sei auf einem hohen Niveau mit nur leichtem Rückgang. In diesen Fällen bewegen die Täter ältere Menschen – etwa durch den Enkeltrick oder der Täuschung, es handle sich bei ihnen um Polizeibeamte – dazu, hohe Geldbeträge auszuhändigen.

Das gelinge den Tätern zwar immer seltener, die Anzahl der versuchten Fälle aber bliebe konstant hoch. Um die Fallzahlen weiterhin zu senken, arbeitet die Polizei daher nun direkt mit den Geldinstituten zusammen: Geldkuverts, in denen ältere Menschen Bargeld von der Bank abholen, werden nun mit Warnhinweisen und Fragen bedruckt, die Senioren für diese Fälle des Betruges sensibilisieren sollen. Polizeipräsident Uwe Jacob sieht aber auch die Familien älterer Menschen in der Pflicht und appelliert für eine größere Aufmerksamkeit der Mitmenschen: "Wir nutzen alle Wege, um dieses Phänomen zu bekämpfen und das Mittel der Wahl, ist die Prävention."

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  • Corona

Neu für die Polizei war die Arbeit im Bereich des Infektionsschutzgesetzes: Nach Verstößen gegen dieses und die Coronaschutzverordnung registrierten die Beamten 23 Strafanzeigen und 5.194 Anzeigen aufgrund von Ordnungswidrigkeiten. Ein großes Thema waren auch die Fälle des Subventionsbetrugs im Zusammenhang mit den Corona-Soforthilfen: Im Regierungsbezirk Köln lägen demnach über 1.1000 derartiger Fälle vor, die Schadenssumme belaufe sich auf 11,5 Millionen Euro. Derzeit liegen noch rund 700 nicht abgeschlossene Verfahren vor, wie Becker erklärte. Es würde auch noch dauern, bis alle Fälle abgeschlossen seien, die Erfolgschancen lägen aber gut.

Alles in allem zeigten sich Klaus-Stephan Becker und Polizeipräsident Uwe Jacob mit der Kriminalstatistik 2020 zufrieden: "In Köln kann man sich sicher fühlen", lautete Jacobs Fazit.

Verwendete Quellen
  • Persönliche Anwesenheit bei der Pressekonferenz zur Polizeilichen Kriminalstatistik
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