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Schloss Elmau: Wo der G7-Gipfel stattfindet – und warum


Schloss Elmau in den bayerischen Alpen
Wo der G7-Gipfel stattfindet – und warum

Von Christof Paulus

Aktualisiert am 26.06.2022Lesedauer: 4 Min.
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Schloss Elmau: Hier tagen die Regierungschefs der G7.Vergrößern des Bildes
Schloss Elmau: Hier tagen die Regierungschefs der G7. (Quelle: Leonhard Foeger/Reuters-bilder)

Der G7-Gipfel in Elmau hat begonnen. Das Schloss war bereits 2015 Gastgeber, dabei liegt es sonst fernab der Hektik des Weltgeschehens – obwohl einst fast von hier aus regiert worden wäre.

Wenn man mit dem Auto nach Elmau will, muss man erst eine Stunde aus der nächstgelegenen Stadt – das ist Bad Tölz – tief in die Berge fahren, den Sylvensteinsee überqueren, das Dorf Klais und dort die richtige Abzweigung finden: und steht dann doch vor einer Sperre. Erst wenn man fünf Euro Maut gezahlt hat, geht es weiter, links und rechts Felsen, an einem rauschenden, wilden Gebirgsbach entlang, bevor man auf einer Lichtung das Schloss entdeckt. Viel abgelegener geht es in Deutschland nicht mehr. Und doch schauen dieser Tage alle hierher. Was machen die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten ausgerechnet hier? Was ist der Zauber dieser Einöde?

Rund 100 Jahre ist das Schlosshotel in Elmau alt, überstand zwei Weltkriege und einen Brand. Es ist nicht das erste Mal, dass die Mächtigen der Welt oder des Landes in der Gegend sind. 2015 fand auf Elmau schon einmal der G7-Gipfel statt, 2019 trafen sich die Ministerpräsidenten der Länder hier zu ihrer Jahreskonferenz. Und bereits bevor Elmau gebaut wurde, war die Region Wirkungsort der Mächtigen.

G7-Gipfel in Bayern: Elmau liegt beim Königshaus am Schachen

König Ludwig II. von Bayern ließ hier um 1870 ein Königshaus bauen, einen Fußmarsch von Elmau entfernt, oben auf dem Aussichtspunkt Schachen. Wie die Schlösser Herrenchiemsee, Linderhof oder Neuschwanstein zählt das Gebäude zu den Prunkbauten, die der Märchenkönig in Bayern hinterlassen hat. Die Wanderung aus Elmau dort hinauf ist eine der beliebtesten in den bayerischen Alpen. Nur gerade kommt man vom Schloss aus dort nicht hin.

Denn das Gelände rund um Schloss Elmau ist aktuell dicht. Kurz vor der Mautstelle steht ein Zaun, der die vier Quadratkilometer in der Nähe des Tagungsortes abriegelt. Zum Wandern muss man derzeit woanders hin. Warum Touristen die lange Fahrt durch die Berge auf sich nehmen, erklärt sich schnell: Einsamkeit und Ruhe auf den Wegen – zumindest meistens –, gute Luft und das Panorama mit Blick in Richtung Wettersteinwand oder Zugspitze. Doch die Gründe, warum es die hohe Politik hierher verschlägt, sind fast die gleichen.

In Erinnerung geblieben sind die Bilder von 2015, als die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Gäste empfing, unter anderem US-Präsident Barack Obama, und sich dort vor Alpenpanorama ablichten ließ. In den Gipfeltagen sind die Augen der Welt auf den Gastgeber gerichtet: Dass dieser sich dann von seiner schönsten Seite präsentieren möchte, liegt auf der Hand. Nicht umsonst fand der Gipfel vor 2015, damals noch als G8 mit dem inzwischen suspendierten Russland, 2007 im Ostseebad Heiligendamm statt.

G7-Gipfel in Bayern ist auch ein Tourismusfaktor

Mit dem Gipfel wirbt das Gastgeberland für sich. Im Gespräch mit t-online sagt Thomas Schwarzenberger, Bürgermeister der Gemeinde Krün, in der Schloss Elmau liegt, der Ort lebe vom Tourismus. Dennoch: Während der Gipfeltage und zuvor sind die Sicherheitsmaßnahmen so massiv, der Stress so groß, dass er die Veranstaltung kein drittes Mal in der Gemeinde brauche.

Im Schloss Elmau sehe man das anders, dort würde man den Gipfel am liebsten jedes Jahr ausrichten, scherzt Schwarzenberger. Dass sich das für das Hotel lohne und gute Werbung sei, könne er aber gut verstehen. Er ist zwiegespalten, wie sehr Krün die Werbung noch nötig habe: Denn Hotelbetten seien zwar durchaus auch in der Hauptsaison noch zu bekommen. Tagesausflügler, etwa aus dem nahen München, überfluten die Region jedoch fast jedes Wochenende.

Und so ist selbst das ländliche Krün den großen Trubel schon gewohnt. Im noch abgeschiedeneren Schloss Elmau kann davon aber kaum die Rede sein. Und dass das Hotel so schwer zu erreichen ist, macht einen weiteren Pluspunkt für den Standort des Gipfels aus.

Unvergessen sind noch die Bilder aus Hamburg, als 2017 beim G20-Gipfel die Proteste eskalierten, Hunderte Demonstranten und Polizisten bei Ausschreitungen verletzt wurden, Sachschäden in Millionenhöhe zurückblieben. Danach sieht es in Elmau nicht aus. Polizeisprecherin Carolin Englert erinnert sich an 2015, als Demonstranten aus verschiedenen Richtungen nach Elmau wanderten, um dort auf sich aufmerksam zu machen.

Polizei in Elmau hat den G20-Gipfel 2017 im Hinterkopf

"Aus Garmisch-Partenkirchen hier hinauf ist ein langer Weg mit vielen Höhenmetern", sagt sie. "Es war heiß, einige Demonstranten haben zu wenig getrunken, bekamen Kreislaufprobleme." Die Anekdote ist nur eine von vielen, die belegt: In den Bergen rechnet die Polizei mit deutlich weniger Demonstranten, weniger Konfliktpotenzial als etwa in der Millionenstadt Hamburg. Und eine linke Szene wie im dortigen Schanzenviertel, die gebe es hier auf dem Land ohnehin nicht.

Der Gipfelauftakt zeigt, dass sich die Hoffnungen auf das idyllische Bild erfüllen könnten. Bei einer Großdemonstration in München blieb es überwiegend ruhig, nur 4.000 der erwarteten 20.000 Teilnehmenden waren dort. Das Wetter spielt auch mit, zumindest zum Gipfelauftakt scheint die Sonne über den Alpen. Nur eines steht fest: Die ikonischen Bilder mit Merkel und Obama, die werden sich nicht wiederholen.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Thomas Schwarzenberger und Carolin Englert
  • Eigene Beobachtungen
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