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Putin-Freund: Zerfällt das feine Leben des Tegernsee-Oligarchen Usmanow?


Berlin erhöht Druck auf Putin-Freund
Zerfällt das feine Leben des Tegernsee-Oligarchen?


Aktualisiert am 23.05.2022Lesedauer: 3 Min.
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Alischer Usmanow und eine seiner Villen am Tegernsee (Archivbilder): Der Oligarch steht unter Sanktionen.Vergrößern des Bildes
Alischer Usmanow und eine der Villen am Tegernsee, die ihm zugeschrieben werden (Archivbilder): Der Oligarch steht unter Sanktionen. (Quelle: Klaus Wiendl / Russian Look/imago-images-bilder)

Der Oligarch und Putin-Freund Alischer Usmanow verließ Rottach-Egern fluchtartig. Nun denkt er zwar an eine Rückkehr, doch ein vom Bundesrat gebilligtes Gesetz könnte sein Ansinnen blockieren.

Die Durchsetzung der EU-Sanktionen gegen Mitglieder der russischen Führungselite soll effektiver werden: Das in der vergangenen Woche verabschiedete "Sanktionsdurchsetzungsgesetz" schafft unter anderem die Möglichkeit, Vermögensgegenstände sicherzustellen – bis klar ist, wem sie gehören. Das wird auch am Tegernsee zu spüren sein.

Mit dem Gesetz reagiert die Bundesregierung auf Defizite, die sich bei der Durchsetzung der Sanktionen gezeigt hatten. Im Visier der Ermittler sind Immobilien, Jachten, Autos und Flugzeuge. Sie würden damit auch auf Alischer Usmanow zielen. Der usbekische Oligarch wird auf gut 15 Milliarden Dollar taxiert. All die genannten Vermögenswerte werden auch dem Multiunternehmer zugeschrieben – allein am Südufer des Tegernsees sind es mindestens vier Immobilien.

Der verwirrende Usmanow-Komplex am Tegernsee

Alle wurden über Strohmänner und Briefkastenfirmen in der Steueroase Isle of Man erworben. Mit den Neubauten auf zwei Grundstücken dürfte Usmanow gut 50 Millionen Euro in Rottach-Egern investiert haben. Darauf lassen allein schon die Verträge schließen, die t-online vorliegen. Usmanow werden europaweit Anwesen zugeschrieben. Wie er seine Vorliebe für den Tegernsee entdeckte, verriet er jetzt der "Zeit".

Er sei erstmals vor mehr als einem Jahrzehnt wegen mehrerer komplizierter Augenoperationen ins Tal gekommen, lässt er über einen Sprecher mitteilen. Er habe damals nicht viel reisen können und Rottach-Egern "in sein Herz geschlossen". Er sei zuversichtlich, an den Tegernsee zurückzukehren, "sobald die gegen ihn verhängten Beschränkungen aufgehoben wurden".

Wenn er auch Rottach in sein Herz geschlossen habe, so ist über seine Aufenthalte hier hinter hohen Hecken wenig bekannt. Ausflüge habe er so gut wie nie unternommen, erzählt einer, der Usmanow kennt, aber anonym bleiben möchte. Meist habe sich der Unternehmer mit etwa fünf Bodygards im nahen Umkreis seiner Villa in der Fischerstraße bewegt.

Am Tegernsee ließ sich mit Alischer Usmanow gut verdienen

Doch dort habe er gar nicht übernachtet, sondern in Suiten des nahen Luxushotels in der Egerner Bucht. Von dort sei auch in einem regelmäßigen Pendelverkehr mit Luxuslimousinen das Essen herbeigebracht worden. "Usmanows Villen waren nur seine Gästehäuser", weiß jemand aus der Nachbarschaft.

Einfahren auf das gut gesicherte, 4.520 Quadratmeter große Areal durfte nur eine Frau, die Hausdame. Sie soll sich um die anfallenden Arbeiten gekümmert haben. Ungewöhnliches erzählt man sich auch über die Fahrten zum Münchner Flughafen, um Gäste abzuholen. Nicht der mit geleasten Luxuskarossen ausgestattete Fuhrpark Usmanows wurde demnach für solche Aufgaben genutzt, sondern ein spezieller Taxifahrer in Rottach-Egern, der gut daran verdient haben soll, stand angeblich im Einsatz.

Diese goldenen Zeiten sind nun vorbei, zumindest vorerst. So manche hatten bei Usmanow lange einen guten Job. Ob als Gärtner, Reinigungskraft oder Handwerker. Bei Letzteren stehen allerdings noch einige Hunderttausend Euro zu Buche. Verständlich, dass sie seine Rückkehr sehnlichst erwarten. Denn Usmanow soll über seine Vertrauensleute ein zuverlässiger Auftraggeber gewesen sein. "Er hat immer pünktlich bezahlt", sagen unisono seine Auftragnehmer t-online.

EU-Sanktionen gegen ihn findet der Oligarch "unfair"

Auch wenn Betroffene nach dem Versiegen der Geldquelle Usmanow nachtrauern – er kam nicht ohne Grund auf die EU-Sanktionsliste. Die Behörden sehen in ihm einen "von Putin besonders favorisierten Oligarchen". Er gehöre zu einem Kreis russischer Geschäftsleute, die "mit der Verwaltung von Finanzströmen betraut wurden", in dieser Funktion habe er Präsident Wladimir Putin als "Strohmann" gedient.

Usmanow bezeichnet die Sanktionen gegen ihn als "unfair", sie basierten auf "falschen Anschuldigungen". Er sei nie nah an Putin gewesen, und er habe nie Geld für ihn verwaltet. Vor dem Gerichtshof der Europäischen Union will er nun gegen die Maßnahmen klagen. Auf Anfrage teilte er der "Zeit" mit, dass er die Immobilien in eine Familientreuhand eingebracht habe, zu der er keine rechtlichen Beziehungen habe.

Abgeordneter fordert bessere Maßnahmen gegen Oligarchen

Um solche Verschleierung von Vermögen aufzuklären, soll in Zukunft die Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchen (FIU) mitwirken können. Kritik kam vom CSU-Bundestagsabgeordneten, in dessen Wahlkreis Usmanow residierte. Nachdem er "von Anfang an in die Debatte um einen berühmt gewordenen Oligarchen am Tegernsee eingebunden war", forderte Alexander Radwan schon mehrmals schlagkräftige Ermittlungsbefugnisse, ähnlich wie in Italien.

Dort zeigt die Oligarchenjagd Erfolg. Die Immobilien, die man Usmanow zuordnet sowie Jachten wurden bereits beschlagnahmt. Hierzulande dagegen dürfe ein Oligarch "weiterhin auf seiner Jacht oder Terrasse in der Sonne liegen". Daher forderte Radwan ein "Nutzungsverbot von Eigentum". Und wenn die "sanktionierte Person die Sanktionen umgeht, dann darf das eingefrorene Vermögen nie wieder aufgetaut werden".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • "Die Zeit" 21/2022: Putins Kerlchen
  • Alexander Radwan: Pressemitteilung per E-Mail
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