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Joshua Kimmich: FC Bayern-Mittelfeldstar wird heftig kritisiert


Immer wieder Kritik an Bayern-Star
Hinter dieser Debatte steckt mehr

Von Julian Buhl

Aktualisiert am 15.06.2023Lesedauer: 6 Min.
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Joshua Kimmich: Er spielt seit 2015 bei den Bayern.Vergrößern des Bildes
Joshua Kimmich: Er spielt seit 2015 bei den Bayern. (Quelle: IMAGO/Mika Volkmann)

Für viele Fans und Experten ist Joshua Kimmich der Kapitän der Zukunft beim FC Bayern und der Nationalelf. Sein großer Ehrgeiz bietet aber auch Angriffspunkte.

Wenn die deutsche Nationalmannschaft am Freitagabend (20.45 Uhr im Liveticker bei t-online) zum Freundschaftsspiel gegen Polen antritt, wird Joshua Kimmich dabei auch auf einen alten Bekannten treffen. Es kommt zum Wiedersehen mit Robert Lewandowski, mit dem er sieben Jahre sehr erfolgreich beim FC Bayern zusammenspielte, bevor sich der Topstürmer im Sommer 2022 zum FC Barcelona verabschiedete.

Ob Lewandowski wohl die Gelegenheit dazu nutzen wird, Kimmich einen Transfer zu Barça nochmals schmackhaft zu machen? Er und sein Trainer Xavi warben zuletzt mehrfach öffentlich um den deutschen Nationalspieler.

"Es war schwierig, das nicht mitzubekommen", sagte Kimmich schon am Montag nach dem 3:3 gegen die Ukraine über die intensiven öffentlichen Bemühungen des FC Barcelona um ihn und stellte klar: "Generell ist es nicht so, dass ich mich großartig damit beschäftige. Ich habe noch zwei Jahre Vertrag beim FC Bayern und wir haben dort Großes vor."

Auch sein Klub und speziell sein Trainer Thomas Tuchel sowie seine Teamkollegen haben weiterhin große gemeinsame Pläne mit Kimmich. "Er ist Vorbild für andere Spieler, hat die Bayern-DNA in sich", sagte Offensivspieler Jamal Musiala der "Sport Bild" und fügte hinzu: "Ich kann mir auf keinen Fall vorstellen, dass er geht."

Für Kimmich ist ein Wechsel kein Thema

Muss er auch gar nicht. Denn nach t-online-Informationen ist ein Vereinswechsel für Kimmich in diesem Sommer kein Thema, an den Gerüchten nichts dran. Es gab keinerlei Kontakt zu anderen Klubs. Kimmich sieht seine Zukunft weiterhin beim FC Bayern. Und dort gilt er ohnehin auch nach wie vor als unverkäuflich, auch wenn die "Sport Bild" zuletzt davon berichtet, dass der Mittelfeldboss klubintern angeblich kontrovers diskutiert werde.

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Demzufolge sei in der Saisonanalyse der Verantwortlichen um die Rückkehrer Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge das Zusammenspiel der defensiven Mittelfeldspieler als nicht optimal bezeichnet und von fehlender "Symbiose" gesprochen worden.

Es ist keine neue Erkenntnis, dass es – wie in der gesamten Mannschaft – auch in der Schaltzentrale der Bayern in der vergangenen Saison nicht immer passte. Auch deshalb bemühten sich die Münchner bis zuletzt um Declan Rice als Verstärkung, der nun wohl für bis zu 120 Millionen Euro von West Ham United zum FC Arsenal wechseln wird.

Matthäus mit harten Vorwürfen an Kimmich

Kimmich und Leon Goretzka funktionierten als Mittelfeldduo häufig nicht so gut wie gewünscht. Vor allem Letzterer musste aufgrund seiner stark schwankenden Leistungen zuletzt viel öffentliche Kritik einstecken und fand sich in der Endphase der Saison mehrfach auf der Bank wieder.

Lothar Matthäus machte dafür aber auch Kimmich mitverantwortlich und behauptete in der "Sport Bild": "Die Nebenleute wurden neben ihm zuletzt konstant schlechter: egal, ob Goretzka, Sabitzer oder Gravenberch. Weil sie für Kimmich – ungewohnte – Arbeit mitmachen mussten." Dieser ebenso überraschende wie harte Vorwurf sorgt bei Kimmich und seinem Umfeld für große Verwunderung.

Schließlich hieß es von seinen Kritikern bislang stets, er würde eher versuchen, zu viele Aufgaben der Mitspieler übernehmen zu wollen als umgekehrt. "Kimmich will auf dem Platz teilweise zu viel und schadet damit nicht nur sich selbst – sondern auch den Kollegen", behauptete Matthäus im gleichen Bericht.

"Er kann nicht alles allein machen, auch wenn er das immer will", sagte Ex-Bayern-Kapitän Thomas Helmer kürzlich im t-online-Interview und kam zu der Erkenntnis: "Ich würde neben einem Mittelstürmer dringend einen Sechser holen. Es wäre genauso wichtig, Joshua Kimmich jemanden zur Seite zu stellen."

Tuchel will weiter neuen Sechser

Schon Tuchels Vorgänger Julian Nagelsmann wünschte sich einen zusätzlichen, defensivstärkeren Mittelfeldspieler und fädelte den Deal mit Leipzigs Konrad Laimer mit ein, der nun ablösefrei ins Team kommt. Tuchel sieht auf dieser Position allerdings offenbar trotzdem weiter ein Defizit in der Kaderzusammenstellung. Rice galt auch deshalb als sein Wunschkandidat, weil er nicht nur ein zweikampfstarker, sondern ebenso spielstarker Sechser ist, der Kimmich auch im Spielaufbau hätte entlasten können. Nach einem Spieler mit ähnlichem Profil wird weiter gefahndet.

Speziell was die spielerische Komponente angeht, schmerzt die Bayern der Abschied von Thiago noch immer. Der Verlust des technisch hochbegabten Spaniers, der nach der Triple-Saison 2020, in der er größtenteils ein kongeniales Duo mit Kimmich bildete, zum FC Liverpool wechselte, wurde nie richtig kompensiert.

Bayern sucht auch spielstarken Verteidiger

Wie an der Säbener Straße zu vernehmen ist, schaut man sich nun zusätzlich nach einem Abwehrspieler um, der seine Stärken ebenfalls in der Spieleröffnung hat. Einen solchen sucht man seit den Abgängen von Mats Hummels (2019), Jérôme Boateng (2021) und David Alaba (2021) schließlich vergeblich im Kader der Münchner. Der sich anbahnende Abschied von Lucas Hernández und Benjamin Pavard bietet den Bayern also durchaus auch eine Chance, dieses bestehende Problem zu lösen.

In der vergangenen Saison lag die Last des Spielaufbaus nämlich nahezu komplett bei Kimmich und konnte nicht auf mehrere Schultern verteilt werden. Dadurch wurde das Spiel der Münchner für die Gegner teilweise berechenbar, Kimmich als erste Anspielstation häufig sogar in Manndeckung genommen.

Tuchel sieht Kimmich als wichtigsten Feldspieler

Dass Tuchel, wie schon zuvor Nagelsmann oder nach wie vor Bundestrainer Hansi Flick, in Kimmich seinen verlängerten Arm auf dem Platz sieht, war im Saisonfinale auch zu beobachten. Beim Strafstoß der Kölner, der zum zwischenzeitlichen 1:1 führte, holte er ihn zu sich, besprach mit ihm die Taktik und den Matchplan für die Schlussphase, in der sich die Bayern mit dem 2:1-Siegtreffer von Musiala doch noch die Meisterschaft sicherten.

Tuchel sieht Kimmich als Fixpunkt seiner Mannschaft und soll ihn intern als seinen wichtigsten Feldspieler bezeichnet haben. Daran ändert auch sein weiter bestehender Wunsch nach einem neuen Sechser nichts. Tuchel erhofft sich dadurch wohl eher, Kimmichs Stärken in der Offensive noch besser nutzen zu können.

Dementsprechend wäre eine etwas offensivere Rolle neben einem defensivstärkeren Mitspieler als Partner in der Zentrale für ihn auch keineswegs als Misstrauensvotum zu verstehen – im Gegenteil. Ob das auch für Goretzka gilt und in welcher Rolle Tuchel ihn einplant, bleibt dagegen noch abzuwarten.

Effenberg: "Kimmich ist der logische Kapitän"

Kimmich gilt bei Bayern jedenfalls weiterhin als Anführer und Kapitän der Zukunft, wenn die momentanen Spielführer Manuel Neuer (37) und Thomas Müller (33) irgendwann abtreten. In Abwesenheit der beiden Altstars führt er die Bayern und die Nationalmannschaft bereits mit der Binde aufs Feld.

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"Er ist eine Führungspersönlichkeit, spielbestimmend, der verlängerte Arm des Trainers auf dem Platz bei Bayern und dem DFB", sagte Stefan Effenberg jüngst zu t-online. "Kimmich ist der logische Kapitän. Er bringt konstant gute Leistungen. Geht kritisch mit der Situation um. Genauso muss ein Kapitän sein."

Auch Matthäus sagte: "Ich sehe Joshua Kimmich nach wie vor als absoluten Leader." Der Rekordnationalspieler mahnte allerdings gleichzeitig: "Aber er muss sich zurücknehmen! Ab und zu übertreibt er es mit seinen Ansagen, mit seiner Gestik. Das kann Mitspielern auch häufig auf die Nerven gehen." Nur weitere haltlose Vorwürfe oder überfordert Kimmich seine Teamkollegen etwa tatsächlich mit seinem unbestritten unbändigen Ehrgeiz?

Kimmich ist jemand, der von sich immer 100 Prozent fordert und von seinen Mitspielern ebenso. Der FC Bayern veröffentlichte kürzlich auf seinen Kanälen in den sozialen Netzwerken ein Video mit dem Titel "Kimmich-Cam". Darin zu sehen ist, wie dieser an der Seitenlinie steht und seine Kollegen beim Trainingsspiel immer wieder mit Rufen pusht und motiviert.

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"Er ist hungrig, unglaublich hungrig – manchmal vielleicht sogar zu hungrig", sagte der 20 Jahre alte Musiala und fügte voller Anerkennung hinzu: "Von seiner Mentalität kann sich jeder etwas abschauen."

Dass Kimmich seine Mitspieler zu Höchstleistungen antreiben kann, das weiß auch Lewandowski nur zu gut. Als der Pole nach dem Triple-Gewinn 2020 sowie den Triumphen im deutschen und europäischen Supercup am Ende des Jahres auch die Auszeichnung zum Fifa-Weltfußballer in den Händen hielt, stand Kimmich, der damals in die Weltauswahl gewählt wurde, neben ihm.

Er schaute Lewandowski in die Augen und sagte zu ihm: "Jetzt aber nicht nachlassen, da fehlt noch eine Trophäe." Nur ein paar Wochen später änderte sich das: Da wurden die beiden gemeinsam mit Bayern auch noch Klubweltmeister.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Hintergrundgespräche
  • Telefongespräch mit t-online-Kolumnist Stefan Effenberg
  • Telefonisches Interview mit Thomas Helmer
  • bild.de: "Kimmichs Alibi-Gesten stören Mitspieler"
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