FC Bayern Transferplan: Folgt den Rückschlägen der Großangriff?

Die ersten Zukunftsentscheidungen sind beim FC Bayern bereits gefallen. Nach ersten Enttäuschungen bahnen sich jedoch große Dinge und Lösungen an.

Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl aus München

Die Transferplanungen beim FC Bayern sind in diesem Sommer wieder Chefsache. Denn nach dem Bosse-Beben und der Entlassung von Vorstandsboss Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidžić am Ende der vergangenen Saison haben sich nun die Rückkehrer Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge dieses Themas angenommen. Die beiden langjährigen Macher und Lenker des Klubs sind zurück auf der Kommandobrücke des FC Bayern.

Sie sind die beiden führenden Figuren der siebenköpfigen Transfer-Taskforce, die der FC Bayern intern "Sport Ausschuss" nennt. Der tagt momentan einmal pro Woche, die weiteren Mitglieder sind Trainer Thomas Tuchel, Kahn-Nachfolger Jan-Christian Dreesen, der neue Finanzvorstand Dr. Michael Diederich, Präsident Herbert Hainer sowie der Technische Direktor und Kaderplaner Marco Neppe.

"Wir arbeiten sehr intensiv am Kader der kommenden Saison", sagte Hainer zuletzt und stellte klar: "Es ist überhaupt keine Frage, dass es unser Anspruch ist, in der kommenden Saison national und international wieder ganz vorn mitzuspielen."

t-online gibt einen Überblick, welche Transferentscheidungen bereits getroffen wurden und welche noch ausstehen.

Die fixen Transfers: Zwei Neuzugänge für die kommende Saison stehen bereits fest: Der defensive Mittelfeldspieler Konrad Laimer von RB Leipzig und der flexibel einsetzbare Außenverteidiger Raphaël Guerreiro von Borussia Dortmund. "Zwei sehr gute Spieler, die wir auf beiden Positionen gut gebrauchen können", sagte Hainer zu "Bild". "Sie kommen ablösefrei. Das heißt, wir haben uns Geld gespart, um später noch was machen zu können." Außerdem stattete der Rekordmeister sein 18 Jahre altes Abwehrtalent Tarek Buchmann vergangene Woche mit einem bis 2026 gültigen Profivertrag aus.

Gefallene Transferentscheidungen: Declan Rice galt als Tuchels Wunschkandidat als neuer Sechser. Für den 24 Jahre alten spielstarken Mittelfeldabräumer wären die Bayern wohl bereit gewesen, an ihre finanzielle Schmerzgrenze zu gehen und über 100 Millionen Euro Ablöse zu zahlen. Den englischen Nationalspieler zieht es von West Ham United nun aber eher zum FC Arsenal. Bayern wird deshalb kein Angebot für ihn abgeben.

Einen weiteren Rückschlag musste Tuchel bei Lucas Hernández verkraften, den er eigentlich als Mentalitäts- und Führungsspieler sieht. Der Franzose, für den die Münchner 2019 eine Rekordsumme von 80 Millionen gezahlt haben, hat den Bayern allerdings mitgeteilt, dass er seinen noch bis 2024 gültigen Vertrag nicht verlängern will. Er möchte den Klub am liebsten sofort verlassen und zu Paris Saint-Germain wechseln. Bayern wartet jetzt auf ein entsprechendes Angebot von PSG.

Auch Landsmann Benjamin Pavard hat den Rekordmeister darüber informiert, dass er seinen ebenfalls nur noch ein Jahr gültigen Kontrakt nicht mehr verlängern will. Um nicht zu riskieren, das Franzosen-Duo im kommenden Jahr ablösefrei zu verlieren, müssen beide noch in diesem Sommer verkauft werden.

Bereits vom FC Bayern verabschiedet haben sich die beiden Leihspieler Daley Blind, der ohnehin keine Rolle spielte sowie João Cancelo. Für dessen feste Verpflichtung wären 70 Millionen Euro fällig gewesen – zu viel für Bayern. Mit der ablösefreien Verpflichtung seines Landsmanns Guerreiro haben sich aber auch etwaige Nachverhandlungen endgültig erledigt.

Zu den Spekulationen, auch er könnte den Klub möglicherweise verlassen, stellte Leon Goretzka zuletzt im Sport1-Interview klar: "Ich habe keine anderen Pläne, als bei Bayern zu bleiben! Wir haben nächstes Jahr Großes vor, das hat Jo (Kimmich; Anm. d. Red.) nach dem Ukraine-Spiel ganz treffend gesagt."

Auch besagter Joshua Kimmich wird trotz öffentlicher Abwerbeversuche des FC Barcelona definitiv beim FC Bayern bleiben. An den Wechsel-Gerüchten ist nach t-online-Informationen nichts dran. "Joshua Kimmich ist ein absoluter Fixpunkt bei uns. Er ist ein Leader, unser dritter Kapitän", bestätigte Hainer das bei Sky: "Er ist fest in unserem Plan für die Zukunft."

Weitere Verkaufskandidaten: Ganz oben auf dieser Liste steht weiterhin Sadio Mané. Der im vergangenen Sommer von Salihamidžić als vermeintlicher Königstransfer für 32 Millionen vom FC Liverpool verpflichtete Senegalese hat keine Zukunft mehr beim FC Bayern – spätestens seit dem Kabineneklat von Manchester, bei dem er Teamkollege Leroy Sané auf die Lippe geschlagen haben soll. Von Newcastle United und aus Saudi-Arabien soll es Interesse an dem 31-Jährigen geben, richtig konkret wurde es bislang aber noch nicht.

Manés gleichaltrigen Landsmann Bouna Sarr wollen die Münchner schon seit Jahren wieder loswerden. Der Rechtsverteidiger konnte seine Bayern-Tauglichkeit nie nachweisen und spielt in den Planungen keine Rolle mehr.

Nach nur einem halben Jahr als Stammtorhüter könnte das Kapitel FC Bayern auch für Yann Sommer bereits wieder beendet sein – trotz seines bis 2025 gültigen Vertrags. Grund dafür ist das nahende Comeback von Manuel Neuer, der nach seiner Unterschenkelfraktur pünktlich zur Vorbereitung Mitte Juli wieder ins Mannschaftstraining einsteigen und seinen Platz als Nummer eins beanspruchen will. Der Schweizer Nationaltorhüter Sommer kann es sich mit Blick auf die EM im kommenden Jahr nicht erlauben, bis dahin nur als Ersatzmann ohne Spielpraxis auf der Bank zu sitzen.

Dass auch der zuletzt für zwei Jahre an die AS Monaco ausgeliehene Alexander Nübel dazu nicht bereit ist, hat der 26-Jährige bereits mehrfach betont. Vieles deutet darauf hin, dass das Missverständnis zwischen ihm und Bayern mit einem Verkauf im Sommer endgültig beendet werden wird. Die Münchner erhoffen sich eine Ablöse von 20 bis 25 Millionen für den talentierten Torhüter.

Einen ähnlichen Erlös versprechen sie sich auch von Marcel Sabitzer, dessen Zukunft nach seiner halbjährigen Leihe zu Manchester United noch unklar ist. In München wird sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit allerdings nicht liegen.

Die Transferkandidaten: Eigentlich hatte die Verpflichtung eines neuen Stürmers sowie eines Sechsers oberste Priorität. Aber wenn Hernández und Pavard den Verein tatsächlich verlassen sollten, braucht Bayern auch dringend Ersatz für die Abwehr.

Der aussichtsreichste Kandidat ist dabei Min-Jae Kim. Laut Transferexperte Fabrizio Romano soll eine Vereinbarung mit dem 1,90 Meter großen Innenverteidiger vom SSC Neapel über einen Fünfjahresvertrag unmittelbar bevorstehen. Die Ausstiegsklausel des Südkoreaners aus seinem aktuellen Kontrakt soll bei 50 Millionen Euro liegen und ab 1. Juli in Kraft treten.

• Militär, Monster, Gangnam Style: So tickt Bayerns Wunschtransfer Kim Min-jae

Zudem ist Pau Torres vom FC Villarreal in den Fokus der Münchner gerückt. Der Spanier ist wie Hernández Linksfuß und vor allem aufgrund seiner Schnelligkeit sowie seiner Qualitäten im Spielaufbau interessant. Sein Marktwert liegt bei 45 Millionen Euro.

Auch die positive Entwicklung von Micky van de Ven von Ligakonkurrent VfL Wolfsburg verfolgen die Münchner. Der 22-Jährige ist ebenfalls Linksfuß und wohl auf Bayerns Schattenliste der möglichen Ersatzkandidaten zu finden.

Kyle Walker wäre dagegen ein echter Transferkracher. Sky berichtete zuerst davon, dass der englische Nationalspieler von Manchester City Pavard als Rechtsverteidiger ersetzen könnte. Tuchel gilt als großer Fan des 33-Jährigen, der unter Pep Guardiola Stammspieler (39 Pflichtspieleinsätze) beim Champions-League-Sieger war. Die Verhandlungen über einen Transfer sollen bereits im fortgeschrittenen Stadium sein.

Nach dem geplatzten Rice-Deal wird nun Pierre-Emile Höjbjerg von Tottenham Hotspur als möglicher Rückkehrer gehandelt. Der 27-Jährige, der 2012 als hochtalentiertes Nachwuchstalent schon mal nach München gewechselt war, machte unter Guardiola bereits 25 Pflichtspiele für Bayern. In der Premier League ist der dänische Nationalspieler beim FC Southampton und seit 2020 bei den Spurs (Vertrag bis 2025) gereift. Und jetzt die erhoffte Verstärkung im zentralen Mittelfeld?

Auch der Name Sofyan Amrabat, der beim AC Florenz unter Vertrag steht, fällt immer wieder an der Säbener Straße. Als lauf- und zweikampfstarker Sechser überzeugte der 26-Jährige schon bei der WM in Katar, wo er mit der marokkanischen Nationalelf Vierter wurde. Die "Bild" nennt nun mit Kalvin Phillips von Manchester City einen weiteren potenziellen Kandidaten für das zentrale Mittelfeld.

Die größte Baustelle ist zweifellos aber nach wie vor die Besetzung des Sturmzentrums. Dort gelten Randal Kolo Muani (24, Eintracht Frankfurt), Victor Osimhen (24, SSC Neapel), sowie Harry Kane (29, Tottenham Hotspur) zwar weiterhin als geeignete Kandidaten. Alle drei würden allerdings wohl mehr als 100 Millionen Euro, Osimhen sogar 150 Millionen Ablöse kosten.

"Wir suchen einen Neuner – das ist sicherlich kein Geheimnis", sagte Hainer über die stockende Stürmersuche. "Das ist leider nicht ganz so einfach. Es gibt nicht so viele, und Stürmer, die wirklich Spitze sind, werden auch von anderen Vereinen umschwärmt." Das Interesse der Bayern an Dušan Vlahović (23, Juventus Turin) ist zuletzt etwas abgekühlt. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge sollen mit Gonçalo Ramos (Benfica Lissabon) und Rasmus Höjlund (Atalanta Bergamo) dafür jetzt noch zwei weitere Namen auf der Kandidatenliste stehen.

Dem Vernehmen nach wird auch Nationalstürmer Niclas Füllkrug genau beobachtet und könnte für Bayern ernsthaft in Betracht kommen. Auch der Gedanke, dass Jungstar Mathys Tel (18) in einer solchen Konstellation trotzdem noch Spielpraxis bekommen könnte, soll im "Sport Ausschuss" diskutiert worden sein. Mit Eric-Maxim Choupo-Moting (34) hat Bayern zudem bereits einen weiteren erfahrenen Mittelstürmer im Kader.

Fest steht jedenfalls: Auf Hoeneß, Rummenigge und Co. wird noch ein heißer Transfersommer zukommen – und viel Arbeit. Einen neuen Sportvorstand, der die zukünftig dann wieder erledigen soll, gilt es ganz nebenbei ja auch noch zu finden.