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Trotz Harry Kane: Der FC Bayern legt einen Fehlstart mit Ansage hin


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Leipzig legt Probleme offen
Trotz Kane: Bayern-Fehlstart mit Ansage

Von Julian Buhl

13.08.2023Lesedauer: 5 Min.
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Harry Kane: Der neue Starstürmer des FC Bayern erlebt ein misslungenes Debüt in München.Vergrößern des Bildes
Harry Kane: Der neue Starstürmer des FC Bayern erlebt ein misslungenes Debüt in München. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Der FC Bayern legt einen Fehlstart mit Ansage in die neue Saison hin. Die bestehenden Probleme kann auch der Kane-Transfer nur überdecken, nicht lösen.

Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl aus München

Nein, reden wollte Harry Kane unmittelbar nach seinem misslungenen Debüt für den FC Bayern und der bitteren 0:3-Heimniederlage im Supercup gegen RB Leipzig nicht. In Begleitung von zwei Klubmitarbeitern lief der neue Starstürmer des Rekordmeisters mit einem roten Bayern-Rucksack durch die Mixed Zone in den Katakomben der Allianz Arena, den Blick starr auf den Ausgang gerichtet. Das Reden übernahmen am späten Samstagabend noch einmal andere für ihn.

Zum Beispiel Max Eberl. "Dass der FC Bayern so einen Megatransfer getätigt hat, ist ein Ausrufezeichen für die Liga", sagte der Geschäftsführer Sport von RB Leipzig und merkte kritisch an: "Ich finde es fast schon zu viel, was Harry Kane aufgeladen wird. Das ist ja wie Messias, der übers Wasser läuft." Fußball sei allerdings eben ein Mannschaftssport.

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Dass Kane keine One-Man-Show ist, sondern ein funktionierendes Kollektiv braucht, ist ohnehin kein Geheimnis und wurde auch bei dessen erstem Einsatz als Joker deutlich. Der 30-Jährige, der für über 100 Millionen Euro von den Tottenham Hotspur nach München gekommen ist, blieb nach seiner von den Zuschauern frenetisch gefeierten Einwechslung in der 63. Spielminute ohne jede Torchance und fand noch keine Bindung zum Spiel.

Video | So reagiert das Netz auf Bayern-Klatsche und Kane-Debüt
Quelle: Glomex

Tuchel entschuldigt sich bei Kane

Wer tatsächlich gedacht hatte, all die bestehenden Probleme des FC Bayern würden sich mit Kanes Verpflichtung auf wundersame Weise in Luft auflösen, der sah sich getäuscht. "Es tut mir leid für ihn. Wir haben nicht genug Chancen für ihn kreiert", entschuldigte sich Trainer Thomas Tuchel hinterher bei seinem Königstransfer. Tuchel setzt freilich dennoch weiterhin große Hoffnungen in King Kane.

"Ich erwarte keinen Super-Hero. Harry ist einfach ein top guy mit einer top Persönlichkeit. Er wird uns helfen. Wir brauchen seine Einstellung", sagte er und beschrieb den weiteren Fahrplan mit ihm wie folgt: "Er spielt jedes Spiel, fertig aus. Es gibt keinen Aufbau. Er trainiert mit uns und startet gegen Werder Bremen." Beim Bundesligaauftakt am Freitag soll dann möglichst alles besser werden.

Dass die enttäuschende Heimniederlage gegen Leipzig Tuchel massiv zugesetzt hatte, konnte und wollte er gar nicht erst verbergen. Er sei "konsterniert. Die Enttäuschung ist riesig. Ich habe keine Lösung. Wir haben so gespielt, als ob wir vier Wochen nicht trainiert hätten. Das ist erschreckend", schimpfte Tuchel nach dem kapitalen Saison-Fehlstart bei Sky.

Tuchel: "Das glaubt mir ja kein Mensch"

Nach der Vorbereitung habe "Form, Verfassung und Stimmung" noch gepasst, "aber diese riesengroße Diskrepanz ist mir unerklärlich. Das glaubt mir ja kein Mensch. Ich erkenne nichts wieder."

Auf seiner Pressekonferenz vor dem Pflichtspielauftakt hatte er noch auf t-online-Nachfrage gesagt: "Der Supercup hat eine große Bedeutung, weil es noch mal einen enormen Schub geben kann. Es ist unser Ziel, mit einem guten Spiel den nächsten Schritt zu machen." Dieser Plan ist allerdings krachend gescheitert.

Tuchel kennt die Probleme und Baustellen

Es ist ein Fehlstart mit Ansage für die Bayern. Denn der spektakuläre Kane-Transfer, mit dem nur die Baustelle auf der Stürmerposition geschlossen werden kann, hat viele Probleme der Bayern nur überdeckt, die noch längst nicht gelöst sind. Das war Tuchel schon vor dem Supercup bewusst. Von t-online auf den Stand der Kaderplanung angesprochen, hatte er am Freitag eingeräumt: "Ich hätte mir gewünscht, dass wir weiter sind. Es wäre ideal gewesen, nach der Asienreise neuen Input zu bekommen."

Mit Kane hat er den nun verspätet bekommen. Die nach wie vor offene Torhüterfrage rund um die weiter ungeklärte Rückkehr von Manuel Neuer nach dessen Unterschenkelfraktur bezeichnete Tuchel als "extrem komplex". In Sven Ulreich, der gegen Leipzig im Tor stand, haben die Bayern aktuell nur einen profierfahrenen und fitten Torwart in ihrem Kader.

"Es ist eindeutig, dass wir zu wenig konkurrenzfähige Torhüter haben", sagte Tuchel und erklärte Bayerns Dilemma folgendermaßen: "Wir suchen wahrscheinlich etwas, was kein anderer Verein sucht. Jemanden, der das Zeug zur Nummer eins hat und bei einer Rückkehr von Manu seinen Stolz schlucken kann." Wunschkandidat Kepa zieht es wohl eher zu Real Madrid.

"Es gibt natürlich schönere Dinge...", sagte Ulreich über Tuchels öffentlichen Wunsch nach einer neuen Nummer eins: "Ich bin zu hundert Prozent davon überzeugt, dass ich das machen könnte."

Dreifachwechsel zur Pause

Auch die von Tuchel vorangetriebene Suche nach einem zentralen defensiven Mittelfeldspieler ist nach der Absage von Declan Rice ebenfalls ins Stocken geraten. Neuzugang Konrad Laimer erwischte in dieser Rolle gegen seinen Ex-Klub keinen guten Start. Der Österreicher war an den ersten beiden Gegentreffern beteiligt und wurde zur Halbzeitpause ausgewechselt.

Dieses Schicksal teilte er mit den beiden Abwehrspielern Matthijs de Ligt und Benjamin Pavard, die ebenfalls nicht sicher wirkten und nach 45 Minuten von Tuchel rausgenommen wurden.

"Wir waren heute von der ersten Minute nicht dabei, haben jeden Zweikampf verloren, haben unsere Chancen nicht genutzt", sagte de Ligt, der am Samstag einen 24. Geburtstag zum Vergessen erlebt hatte und fasste zusammen: "Das war schlecht heute." De Ligt hatte vor allem beim zweiten Gegentreffer keine gute Figur gemacht, bei dem Dreifachtorschütze Dani Olmo ihn und Laimer mit einer Drehung einfach stehen ließ.

Etwas überraschend hatte Tuchel in der Innenverteidigung neben de Ligt auf Dayot Upamecano vertraut. Den eher in der Startelf erwarteten 50-Millionen-Neuzugang Min-jae Kim brachte er erst zur Pause.

Der Abwehr fehlt die Abstimmung

Auch der nach wie vor wechselwillige Pavard erhielt etwas überraschend auf der Rechtsverteidigerposition den Vorzug vor Noussair Mazraoui. Dabei hatte Tuchel Pavard in den Testspielen noch größtenteils in der Abwehrmitte eingesetzt. Das fast zwangsläufige Ergebnis der vielen Umstellungen: Die Abwehr war gegen Leipzig in keiner Formation eingespielt und offenbarte große Abstimmungsprobleme.

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Ein stabiles Gerüst ist nach der mehrwöchigen Vorbereitung nicht im Ansatz zu erkennen, die Bayern sind weiterhin leicht verwundbar. "Wir haben von Anfang an die Zweikampfstärke und die Gier vermissen lassen", sagte Keeper Sven Ulreich, der bei allen Gegentreffern machtlos war. Leipzig habe "Leipzig-Dinge gemacht": "Die haben gekontert und wurden mit jedem Angriff gefährlich. Das darf halt nicht passieren."

Die drei Wechsel, die Tuchel zur Pause vornahm, überraschten Ulreich daher kaum. "Da waren schon einige Punkte, die nicht zufriedenstellend waren", sagte er, "deshalb musste er auch reagieren in der Halbzeit."

Das Debakel gegen Leipzig konnte Tuchel damit allerdings nicht mehr abwenden. Man darf gespannt sein, welche Maßnahmen er nun beim Ligastart in Bremen ergreifen wird. Kanes Startelfdebüt wird ganz sicher nicht die einzige bleiben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Gespräche in der Mixed Zone mit Matthijs de Ligt, Sven Ulreich
  • Pressekonferenz von Thomas Tuchel am 11. August
  • Aussagen von Thomas Tuchel nach dem Spiel bei Sky
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