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Bundesliga: BVB-Held Sébastien Haller er hielt den Titeltraum am Leben


Sébastien Haller
Für jemanden wie ihn gibt es nur ein Wort

MeinungVon Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 22.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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Sébastien Haller: Vor einem Dreivierteljahr erhielt der Ivorer eine schlechte Nachricht.Vergrößern des Bildes
Sébastien Haller: Vor einem Dreivierteljahr erhielt der Ivorer eine schlechte Nachricht. (Quelle: IMAGO/Michaela Merk)

Sébastien Haller hielt den Titeltraum des BVB mit seinen Toren am Leben. Vor einem Dreivierteljahr hätte das wohl kaum jemand für möglich gehalten.

Nach über 83 Minuten an der Seitenlinie platzte es aus Edin Terzic heraus. Der Trainer des BVB rannte auf den Platz, sprang in die Luft und schrie die Erleichterung aus seinem Körper. Eine Sekunde zuvor hatte Sébastien Haller das erlösende 2:0 für den BVB erzielt. Der Ivorer, der bereits das Führungstor geschossen hatte, sorgte für die Entscheidung in Augsburg.

Zwischen seinem ersten und seinem zweiten Tor war den Spielern des BVB die Nervosität anzumerken. Denn nun waren sie Tabellenerster und hatten wieder etwas zu verlieren. Parallel wurde Augsburg mutiger, erkämpfte sich trotz der Unterzahl einige Chancen. Dortmund wackelte – bis Haller ein zweites Mal zuschlug. Jetzt brachen alle Dämme. Die letzten Zweifel, dass der BVB es doch noch versieben würde, sie waren weg. Ausgerechnet Haller.

Keiner hatte sich diesen Moment so verdient, wie der Mann, der vor fast genau zehn Monaten die Diagnose Krebs erhielt. Wer bekommt da keine Gänsehaut?

Nur 92 Wörter

Am 18. Juli 2022 veröffentlichte der BVB auf seiner Homepage eine kurze Mitteilung. Nur 92 Wörter war sie lang. Der Vizemeister gab bekannt, dass bei Haller ein bösartiger Tumor in einem Hoden gefunden wurde. Ein Schock, schließlich war der 28-Jährige erst drei Wochen zuvor als Königstransfer nach Dortmund geholt worden. Er sollte Erling Haaland ersetzen. Nun war klar: Daraus wird vorerst nichts.

Die Folgemonate waren hart. Vier Chemotherapien und zwei Operationen musste Haller insgesamt über sich ergehen lassen. Doch er blieb positiv gestimmt, zeigte ein beeindruckendes Durchhaltevermögen. Während seine Chefs öffentlich bei Fragen nach Hallers Comeback immer wieder auf die Bremse traten, war der Spieler selbst nicht zu bremsen. Er schuftete Tag für Tag, hatte dabei ein klares Ziel vor Augen: vor der "Gelben Wand" zu spielen, wie er es in einem Video an die BVB-Fans verkündet hatte.

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Schon im Januar trainierte er wieder mit der Mannschaft, fuhr sogar mit ins Trainingslager nach Spanien – und stand beim ersten Pflichtspiel im Kalenderjahr 2023 auf dem Platz. Eine Woche später durfte er sogar von Beginn an ran.

Mit Haller klappte es plötzlich – ein Zufall war das nicht

Mit Haller auf dem Platz funktionierte es beim BVB. Von Platz 6 stürmte die Borussia mit ihrem Neuzugang an die Tabellenspitze, verlor nur ein einziges Bundesliga-Spiel: das 2:4 beim FC Bayern. 18 Spiele, 14 Siege, 3 Unentschieden, 1 Niederlage. So lautet die Bundesliga-Bilanz der Dortmunder mit Haller.

Ein glücklicher Zufall ist das nicht. In der Hinrunde ohne Haller fehlte in der Offensive ein Fixpunkt, ein echter Wandstürmer, der auch seine Mitspieler in Szene setzen kann. Anthony Modeste will lieber steil geschickt oder mit Flanken bedient werden. Youssoufa Moukoko ist mit seinen 1,79 Metern auch nicht der großgewachsene Mittelstürmer, den der BVB in vielen Partien brauchte.

Haller brachte all das mit, was den Dortmundern zuvor fehlte. Mit ihm explodierten auch die Leistungen von den als "Flops" verschrienen Nebenmännern Karim Adeyemi oder Donyell Malen. Auch Julian Brandt war plötzlich wieder in Topform zu sehen.

Haller schaffte Freiräume für andere, arbeitete und ging voran. Er zog die Aufmerksamkeit der Gegenspieler auf sich, setzte seine Teamkollegen in Szene und war bei ihren Treffern oft der erste Gratulant. Und jetzt, in der entscheidenden Saisonphase, schießt er auch ein Tor nach dem anderen. Fünfmal traf er in den vergangenen drei Spielen, bereitete zudem drei Tore vor.

"Er ist ein reines Wunder"

Wenn der BVB tatsächlich am kommenden Samstag um 17:20 Uhr Deutscher Meister sein sollte, dann ist Haller ein Held. Ein im Sportjournalismus viel zu oft verwendeter Begriff, der im Fall des Ivorers aber keineswegs übertrieben ist.

Mit seinen Leistungen macht Haller nicht nur den BVB-Fans eine Freude, er ist auch ein positives Beispiel, das den über vier Millionen Krebspatienten in Deutschland Mut macht. Oder wie er es selbst bei DAZN sagte: "Wenn mir vor sechs Monaten jemand gesagt hätte, dass ich in dieser Situation bin, hätte ich es nicht geglaubt." Doch er hat es geschafft.

"Egal, was nächste Woche passiert, das größte Wunder ist, dass Seb diese Saison wieder bei uns ist. Er ist ein reines Wunder", schwärmte Trainer Terzic auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in Augsburg. Und er hat vollkommen recht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • bvb.de: "Haller kämpft gegen bösartigen Tumor"
  • sportbuzzer.de: "BVB-Manager Kehl bremst Hoffnung auf schnelle Rückkehr von Sebastien Haller: 'Noch nicht absehbar'"
  • bild.de: "Haben Sie an den Tod gedacht, Herr Haller?"
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