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Bundesliga: Bayer Leverkusen besitzt die Last-minute-Qualität


Bayer Leverkusen und die Last-Minute-Tore
Der Wahnsinn kommt in der Schlussphase


Aktualisiert am 19.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Jeremie Frimpong jubelt: Er sorgte mit seinem Treffer gegen West Ham für einen europäischen Rekord.Vergrößern des Bildes
Jeremie Frimpong jubelt: Er sorgte mit seinem Treffer gegen West Ham für einen europäischen Rekord. (Quelle: Paul Chesterton/imago-images-bilder)

Bayer Leverkusen liefert ab – oft erst in den letzten Minuten eines Spiels. Eine außergewöhnliche Qualität, die sogar die Gegner fassungslos macht.

September 2023, Bundesliga. Bayer Leverkusen liegt gegen den FC Bayern 1:2 hinten. In der vierten Minute der Nachspielzeit erzielt Exequiel Palacios das 2:2.

Januar 2024, Bundesliga. In der Partie zwischen Augsburg und Bayer steht es bis in die Nachspielzeit 0:0. Dann schießt Exequiel Palacios das 1:0 in der 94. Minute.

Januar 2024, Bundesliga. Nur eine Woche später sieht es in Leipzig nach einem bitteren Tag für das Team von Xabi Alonso aus. Bis zur 62. Minute liegt die Mannschaft hinten, dann trifft Jonathan Tah. Und: In der 91. Minute gelingt Piero Hincapié der Siegtreffer zum 3:2.

Februar 2024, DFB-Pokal. Der VfB Stuttgart führt nach über 60 Minuten mit 2:1. Leverkusen könnte im Viertelfinale ausscheiden. In der 66. Minute gleicht Amine Adli aus. Alles wieder offen. In der 90. Minute schießt Jonathan Tah sein Team ins Halbfinale.

März 2024, Europa League. Qarabağ Ağdam startet im Achtelfinal-Hinspiel gekonnt mit zwei Treffern. In der 70. Minute gelingt Florian Wirtz der Anschluss. Die erste Saisonniederlage für Bayer ausgerechnet gegen den Underdog aus Aserbaidschan? Von wegen. Patrik Schick gleicht in der 90.+2 zum 2:2 aus.

März 2024, Europa League. Das Rückspiel gegen Qarabağ in Leverkusen steht an. Wieder liegt das Alonso-Team hinten. In der 73. Minute macht Jeremie Frimpong den Anschlusstreffer. In der 90. liegt die Mannschaft noch immer zurück. Dann lässt Schick die BayArena mit seinen Toren in der 90.+3 und 90.+7 jubeln – Partie gedreht, 3:2-Sieg.

März 2024, Bundesliga. Alles deutet auf die erste Saisonniederlage der Leverkusener zu Hause gegen Hoffenheim hin. Doch: In der 88. Minute trifft Robert Andrich zum Ausgleich. Nur drei Minuten später in der Nachspielzeit gelingt wieder Schick das Siegtor.

April 2024, Europa League: Nach einem 2:0-Sieg im Hinspiel kann Leverkusen mit einem Sieg, einem Remis oder einer 0:1-Niederlage im Viertelfinal-Rückspiel gegen West Ham nicht nur den Einzug ins Halbfinale klarmachen. Ein weiteres Spiel ohne Niederlage würde auch einen europäischen Rekord bedeuten. Mit 43 ungeschlagenen Spielen in Folge steht Leverkusen auf einer Stufe mit dem bisherigen Rekordhalter Juventus Turin. Schafft die "Werkself" die neue Bestmarke? Es sieht nicht danach aus, denn lange führt West Ham mit 1:0, drängt sogar auf das zweite Tor. Doch es kommt die 89. Minute, es kommt Jeremie Frimpong – der Ausgleich. Halbfinale gesichert, Rekord gebrochen.

Tuchel ist von den mental starken Leverkusenern genervt

Acht Pflichtspiele von Bayer Leverkusen, drei verschiedene Wettbewerbe, ein Muster. Bis kurz vor Schluss sah es jeweils nicht nach einem freudigen Ende für die Mannschaft von Xabi Alonso aus. Doch am Ende hat die "Werkself" das letzte Lachen. Und es gibt noch mehr Beispiele für Leverkusener Siege in der Nachspielzeit.

Nicht umsonst machte Leverkusen bei noch fünf ausstehenden Spielen die Deutsche Meisterschaft klar und brach die elf Jahre währende Dominanz des FC Bayern München.

Nur sechs Unentschieden musste die "Werkself" in dieser Saison wettbewerbsübergreifend hinnehmen, ansonsten gab es nur Siege. Leverkusen besitzt die Last-Minute-Qualität. Das bringt selbst den in der Vergangenheit so titelsicheren FC Bayern auf die Palme.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Leverkusen
31256077:22+5581
2
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Bayern
31223689:38+5169
3
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Stuttgart
31204770:38+3264
4
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Leipzig
31195773:35+3862
5
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Dortmund
31169659:39+2057

"Vielleicht hören sie auf, an sich zu glauben. Aber das tun sie nicht"

Bayern-Coach Thomas Tuchel gestand nach der Niederlage gegen den BVB (0:2) am 27. Spieltag, dass der Kurz-vor-knapp-Sieg der Leverkusener gegen Hoffenheim eine gute Stunde zuvor "ein kleiner Stimmungsdämpfer" vor dem eigenen Anpfiff gewesen sei. Auch Urgestein Thomas Müller bilanzierte: "Leverkusen zeigt keine Schwäche und wir liefern nicht ab. Die enttäuschende Vorstellung gegen den BVB und der Last-Minute-Sieg von Leverkusen passen leider erneut in dieses Bild."

In ein Bild von einem mental starken Leverkusen, das bis zur letzten Minute kämpft, jegliche Dreifachbelastung durch Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League gekonnt abzuschütteln weiß und den Siegeswillen quasi eingeimpft bekommt hat. Hoffenheims Trainer Pellegrino Matarazzo: "Nachdem sie den Pfosten und die Latte getroffen hatten, habe ich gedacht: Vielleicht ist heute wirklich unser Tag, vielleicht hören sie auf, an sich zu glauben. Aber das tun sie nicht."

Leverkusens Verteidiger Jonathan Tah sagte nach der spektakulären Vorstellung gegen Hoffenheim am Karsamstag: "Alle haben gerade diesen Spirit in sich." Und er ergänzte: "Wir wussten, wenn wir das eine Tor machen, dann werden wir auch das zweite machen."

Was nach Selbstverständlichkeit klingt, ist harte Arbeit. Mannschaften wie Union Berlin, Eintracht Frankfurt und der SC Freiburg hatten in den vergangenen Jahren mit Problemen durch die Mehrfachbelastung aus Bundesliga, DFB-Pokal und Europacup zu kämpfen. Freiburg kämpft damit auch in der aktuellen Saison, wie der scheidende Breisgauer Coach Christian Streich erklärte: "Was ich merke, ist, dass diese letzten zwei Jahre im Europapokal außergewöhnlich toll waren. Aber sie waren brutal intensiv mit den vielen, vielen Spielen."

"Haben hier eine Gewinner-Mentalität geschaffen"

Leverkusen hingegen scheint diese Belastung wenig auszumachen. Es macht eher den Eindruck, als würde die "Werkself" ihre Energie aus diesen Last-Minute-Siegen ziehen – und das Selbstbewusstsein so von Woche zu Woche steigern. Und dennoch behält sich die Mannschaft eine Bodenständigkeit, die ihr Coach Alonso ebenso vorlebt wie Sportchef Simon Rolfes.

So sagte Rolfes nach dem Hoffenheim-Sieg: "Wir machen ganz normal weiter und konzentrieren uns auf uns." Alonso beschrieb die Denkweise seines Teams zuletzt so: "Wir haben hier eine Gewinner-Mentalität geschaffen."

 
 
 
 
 
 
 

Alonso könnte mehrere Rekorde brechen

Sätze wie diese dürften sein Team gar nicht erst in einen Höhenflug bringen – und zeigen dennoch Wertschätzung. Für Spieler wie Jeremie Frimpong ist Alonso der Schlüssel zum Erfolg: "Er hat Leverkusen verändert. Alle Spieler spüren das." Und er wird Leverkusen weiter verändern, bleibt mindestens bis 2025 im Rheinland.

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Vorerst bleiben Leverkusen und Alonso aber auf Rekordjagd. Den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte haben sie sich bereits gesichert. Die Bestmarke von 91 Punkten, die der FC Bayern in der Saison 2021/13 aufgestellt hat, können sie auch noch knacken. Aktuell steht Leverkusen 79 Punkten, 15 Zähler sind noch zu vergeben. Mit bislang 29 Bundesliga-Partien in Folge ungeschlagen, haben sie den bisherigen Rekord der Münchner (28) auch bereits übertroffen.

Und dann könnte Alonso etwas schaffen, das noch keinem Team in der Bundesliga-Historie gelungen ist: die Deutsche Meisterschale zu holen, ohne nur eine einzige Partie verloren zu haben. Nicht zuletzt auch dank der eigenen Last-Minute-Qualität.

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