t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportBundesligaFC Bayern München

Bayerns U19-Coach Heiko Vogel schwärmt: Guardiola hat einen Genius in sich


Mehr zur Bundesliga

Bayerns U19 Coach Vogel schwärmt
"Guardiola hat einen Genius in sich, er ist der Beste seines Fachs"

Von t-online
07.03.2014Lesedauer: 5 Min.
Heiko Vogel (l.) während seiner Zeit als Cheftrainer beim FC Basel mit seinem Star Xherdan Shaqiri. Jetzt sind beide beim FC Bayern.Vergrößern des BildesHeiko Vogel (l.) während seiner Zeit als Cheftrainer beim FC Basel mit seinem Star Xherdan Shaqiri. Jetzt sind beide beim FC Bayern. (Quelle: Ulmer/Cremer/imago-images-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Heiko Vogel ist zwar erst 38 Jahre alt, doch es gibt nur wenige beim FC Bayern, die den Klub so gut kennen wie der derzeitige U19-Trainer des Triple-Siegers. Schließlich arbeitete er bereits zwischen 1998–2007 knapp zehn Jahre als Nachwuchscoach an der Säbener Straße. Anschließend folgte er Thorsten Fink als Co-Trainer zum FC Basel. Nachdem Fink zum Hamburger SV wechselte, übernahm Vogel den Posten des Cheftrainers beim Schweizer Top-Klub. In der Saison 2011/2012 war er für die erfolgreichste Saison der jüngeren Klubgeschichte verantwortlich. Er führte Basel ins Achtelfinale der Champions League und feierte mit das nationale Double. Xherdan Shaqiri reifte unter ihm zum Top-Spieler. Im Oktober 2013 kehrte der Fußball-Lehrer aus Leidenschaft zum FC Bayern zurück. Im Interview spricht er über die Zusammenarbeit mit den beiden sportlichen Platzhirschen beim Rekordmeister Matthias Sammer und Pep Guardiola.

Das Interview führte Thomas Tamberg

Sie sind als ehemaliger Trainer und Doublesieger mit dem FC Basel in die Jugendabteilung des FC Bayern zurückgekehrt. Können Sie sich hier als Trainer frei entfalten?
Vogel: Ja, natürlich. Der Schritt zurück zum FC Bayern war von mir auch ganz bewusst so gewählt, weil ich mich mit der Philosophie, die der FC Bayern prägt und noch prägen will, sehr gut identifizieren kann. Wir wollen ein sehr dominant aufgezogenes Spiel mit hohen Ballbesitzzeiten für alle Bayern-Teams. Das ist auch das, was ich liebe, weil ich mich gerne mit Ballbesitz auseinandersetze. Aber daneben habe ich noch viele Freiräume, in denen ich meine Persönlichkeit einbringen kann.

Wird man Sie irgendwann wieder als Chefcoach einer Profi-Mannschaft an der Seitenlinie sehen?
Vogel: Generell bin ich ein Mensch, der das Wort 'nie' vermeidet. Weil das Leben einfach unvorhersehbar ist und der Fußball sowieso. Ich habe es in meinem Leben bis jetzt immer so gehalten, dass ich immer nur Dinge gemacht habe, mit denen ich mich zu hundert Prozent identifiziere. Und hier beim FC Bayern fühle ich mich gerade pudelwohl.

Beim FC Basel agierten Sie als Chef-Coach jeden Tag an vorderster Front. Ist für Sie der Schritt in die Jugendabteilung auch eine Befreiung davon, nicht ständig im Fokus stehen zu müssen?
Vogel: Die Medienlandschaft ist part of the game, gar kein Thema. Dem füge ich mich auch sehr gerne. Aber ich werde meinen Prinzipien immer treu bleiben. Ich verstehe mich nämlich als Fußballlehrer und nicht als Entertainer. Das kommuniziere ich auch ganz offen den Vereinen. Ich bin der Überzeugung, dass die jeweilige Mannschaft, die ich trainiere, es verdient hat, dass sie im Mittelpunkt meines Wirkens steht. Damit diene ich auch dem Verein am besten, weil ich das ganz einfach am besten kann.

Zurück zum FC Bayern. Wie funktioniert der Austausch in der Jugendabteilung des Klubs?
Vogel: Das sind oft die Momente, die einem am meisten weiterbringen. Momentan ist Michael Tarnat mein wichtigster Ansprechpartner. Er ist der Sportliche Leiter der Jugendabteilung. Wenn etwas ist, dann bespreche ich das meist mit ihm, auch weil er sein Büro gleich nebenan hat. Und dann ist da natürlich auch noch Wolfgang Dremmler, der mehr für den administrativen Bereich verantwortlich ist. Das Schöne ist, hier gibt es prinzipiell keine verschlossenen Türen. So kann man viele Gespräche in einen sehr lockeren Rahmen führen.

Gibt es auch Kontakt zu Matthias Sammer, der ja für den gesamten sportlichen Bereich verantwortlich ist, also auch für die Ausrichtung der Jugendabteilung?
Vogel: Er ist natürlich bei der ersten Mannschaft sehr stark eingebunden. Aber natürlich konnte ich schon mehrere Gespräche mit Matthias Sammer führen. Diese sind dann auch immer sehr befruchtend und ich kann sehr viel für meine Arbeit mitnehmen. Ein klasse Austausch.

Wie muss man sich die Gespräche mit Sammer vorstellen?
Vogel: Er hat eine unheimlich stringente Sicht auf die Dinge und damit auch den klarsten Durchblick. Was sind Erfolgsfaktoren und wie bediene ich diese Erfolgsfaktoren? Er hat diese Besessenheit an Details zu arbeiten und wird nie müde, erfolgreich zu bleiben zu sein oder zu werden. Das finde ich bewundernswert.

Apropos Gespräche. Gibt es oder gab es bereits Austausch mit Pep Guardiola?
Vogel: Den gab es auch schon. Das Wort Austausch wird dem aber nicht gerecht. Kein Wort wird dem gerecht. Es war auch nichts Offizielles geplant. Aus einer Begrüßung wurden einfach Gespräche. Und dabei war es beeindruckend zu erfahren, wie Pep Guardiola auf den Fußball blickt und was für ihn wichtig ist.

Wie wirkt Guardiola auf sie als Mensch?
Vogel: Er ist als Typ total tiefenentspannt und nimmt sich viel Zeit. Man hat immer das Gefühl, dass es kein aufgedrücktes Gespräch ist, sondern, dass er wirklich gerade über ein gewisses Thema sprechen möchte. Das ist keinesfalls normal. Ich weiß, um was sich ein Cheftrainer alles kümmern muss, speziell bei einem solchen Klub wie dem FC Bayern und welche Dinge alle in seinem Kopf vorgehen müssen. Ich bin tief beeindruckt von seiner Art.

Wo sind sie sich das erste Mal über den Weg gelaufen?
Vogel: Ich bin aus der Tiefgarage gekommen und wollte gerade rüber in die Jugendgeschäftsstelle. Zur gleichen Zeit haben die Profis trainiert. Da ruft plötzlich der Tiger (Co-Trainer Hermann Gerland, Anm.d.Red.) über den ganzen Platz: Hey Heiko, komm mal her. Ich sage: Tiger, sorry, ich habe Privatklamotten an. Er: Komm jetzt her!‘ Dann bin ich auf den Platz gegangen, und der Tiger hat uns bekannt gemacht. Das war mein erstes Treffen mit Pep.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Guardiola, schließlich müssen Sie zuweilen auch Spieler aus der Jugendabteilung für die Profs abstellen, wenn dort Personalmangel herrscht?
Vogel: Er ist sehr unkompliziert und unkonventionell. Das sind ganz kurze Wege. Ich bekomme dann vom Tiger einen Anruf: 'Pass auf Heiko, Pep möchte morgen drei Spieler von dir dazu nehmen'. Und meistens sagt er mir auch gleich noch die Namen der Spieler.

Loading...
Loading...
Loading...

Guardiola gilt ja als Förderer der Jugend.
Vogel: Ja. Und das merkt man auch. Es ist beeindruckend wie er die Nachwuchsspieler behandelt. Er sieht sie keineswegs als Auffüllmaterial, sondern behandelt sie, als wären sie immer in seiner Mannschaft. Er nimmt sich Zeit, verbessert sie, treibt sie an, motiviert und lobt sie. Das ist keinesfalls selbstverständlich und da ist er für mich ein Stück weit Vorbild.

War die Möglichkeit mit Guardiola in einem Klub arbeiten zu können, auch eine Motivation für sie zum FC Bayern zurückzukehren?
Vogel: Nein. Motivation ist das falsche Wort. Egal, welchen Job man beim FC Bayern München hat, man braucht keinen Motivationsschub. Aber es ist natürlich wunderbar. Pep Guardiola ist der erfolgreichste aktive Trainer und wenn er so weiter macht, ist er bald der erfolgreichste Trainer der Geschichte. Es ist sehr interessant, einen Einblick zu bekommen, wie er über Fußball denkt und welches Fazit er aus diesem Denken für die tägliche Arbeit zieht. Ich kann mich nur wiederholen: Das ist beeindruckend.

Von außen möchte man immer das Geheimnis des Erfolges von Guardiola ergründen. Können Sie es uns verraten?
Vogel: Es gibt nur ein Wort was dem gerecht wird, das allerdings die Emotionen ein bisschen außen vorlässt: Akribie. Und hinter Akribie steckt einfach Fleiß. Bei Pep Guardiola steigert sich das noch in positive Besessenheit. Und über allem hat er hat einen Genius in sich, ein Spiel perfekt lesen zu können, den Gegner zu decodieren und die eigene Mannschaft darauf einzustellen. Da ist er wohl der Beste seines Faches.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website