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FC Bayern: Der Fall Götze eskaliert: "Sehnsucht nach Vertrauen“


Jetzt spricht Schweinsteiger
Der Fall Götze eskaliert: "Sehnsucht nach Vertrauen“

Von t-online
14.05.2015Lesedauer: 4 Min.
Mario Götze während seines Kurzeinsatzes gegen den FC Barcelona.Vergrößern des BildesMario Götze während seines Kurzeinsatzes gegen den FC Barcelona. (Quelle: Reuters-bilder)
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Aus München berichtet Thomas Tamberg

Als alles schon gelaufen war und sich die Schnittchenfraktion auf der Tribüne bereits Richtung Ausgang bewegte, da durfte Mario Götze doch noch mitspielen. Die Einwechslung des WM-Helden in der 87. Minute beim zu diesem Zeitpunkt bedeutungslosen 3:2-Sieg des FC Bayern im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Barcelona glich einer Vorführung durch Trainer Pep Guardiola. So zumindest wurde es von vielen Beobachtern in der Allianz Arena aufgefasst.

Obwohl dem Trainer rund ein halbes Dutzend vermeintliche Stammspieler verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stand und er einen Drei-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel aufholen musste, verzichtete er nahezu komplett auf eines der größten Offensivtalente, das Fußball-Deutschland je hervorgebracht hat. Nicht viele haben das an diesem Abend verstanden und wittern endgültig eine Götze-Verschwörung.

Beckenbauer löst Diskussion aus

Franz Beckenbauer hatte jüngst die Diskussion um den 22-Jährigen neu entfacht, als er ihn in seiner flapsig-provokanten Art einen "Jugendspieler" nannte. Die Medien nahmen den Ball dankbar auf. Schließlich zeigen auch die Fakten, dass Guardiola offensichtlich in diesen Tagen seinem Star nur wenig Vertrauen schenkt. Lediglich drei Kurzeinsätze in den beiden Spielen gegen Barcelona und im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund hatte der Coach für Götze vorgesehen.

Einen interessanten Ansatz dazu liefert eine Analyse von Danial Montazeri auf "Spiegel Online". Demnach könnte sein Nicht-Mitwirken auch einfach nur der Taktik Guardiolas geschuldet sein.

Welche Rolle spielt Guardiola?

Wie der Trainer jedoch wirklich zu seinem Spieler steht, ist nicht herauszufinden. Es ist bekannt, dass der Spanier gerne Neymar zum FC Bayern geholt hätte. Aber er bekam Götze. Doch das heißt im Umkehrschluss noch lange nicht, dass Götze nun dafür büßen muss. Denn eigentlich steht Guardiola auf solch technisch hochbegabte und vielseitig verwendbare Fußballer wie Götze.

Fragt man den Chefcoach der Münchner, dann lobt er Götze über den grünen Klee. Dann heißt es, er sei ein Super-Super-Spieler, ein Top-Profi, der morgens als Erster komme und als Letzter gehe. Doch mittlerweile kennt man Guardiolas eigene Sprachregelung. Er würde solche Sätze über jeden sagen. Auch über den Platzwart, wenn man ihn danach fragen würde. Aus Guardiolas Sicht ein nachvollziehbares Mittel. Er vermeidet damit geschickt, einer Geschichte zusätzlichen Zündstoff zu geben. Schließlich ist alles super.

Schweinsteiger äußert sich zu Götze

Dennoch sollte man vorsichtig sein, die Personalie Götze allzu vorschnell zu hoch zu hängen. Es war ja sogar schon über eine Rückkehr nach Dortmund spekuliert worden. Bastian Schweinsteiger hat nach dem Barcelona-Spiel daher einen wichtigen Satz gesagt. "Das Thema ist nicht so groß, wie die Leute es gerne haben wollen."

Der Nationalmannschaftskapitän bemühte sich, die Sache richtig einzuordnen. "Bei Topvereinen gibt es 14, 15 Spieler auf einem Niveau. Das ist für den Trainer nicht einfach und für die Spieler auch nicht. Jeder in unserem Kader hat es verdient zu spielen, weil jeder gute Arbeit macht." Götze sei ein talentierter Spieler, ein guter Kerl, mit dem richtigen Charakter, so Schweinsteiger und bittet die Öffentlichkeit und seinen Teamkollegen gleichermaßen um Geduld.

Kein böses Wort aus dem inneren Kreis

"Als junger Spieler sehnt man sich nach Vertrauen. Aber ich kann aus Erfahrung sprechen. Als ich jung war, habe ich auch öfter nicht gespielt. Man muss einfach dran bleiben. Der Mario hat das auch bei der WM bewiesen, als er erst gespielt hat, dann wieder nicht. Am Ende hat er das entscheidende Tor gemacht", sagte Schweinsteiger.

Interessant ist dabei auch die Tatsache, dass aus dem inneren Kreis der Fußballszene bis auf Beckenbauer sich niemand finden lässt, der etwas Schlechtes über Götze sagt. Ob Mitspieler, Gegenspieler oder sportlich Verantwortliche: Wer unmittelbar mit Götze zu tun hat, findet nur lobende Worte. Wie Schweinsteiger oder auch Matthias Sammer.

Woher kommt die negative Berichterstattung?

"Wir sind an seiner Seite, wir helfen ihm, er hat unsere ganze Unterstützung und wir brauchen ihn natürlich auch", sagte Bayerns Sportvorstand. Sehr deutlich wurde Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff im Rahmen des Barcelona-Spiels: "Ich finde es einfach unsäglich, wie auf Mario rumgehackt wird. Er ist ein sehr professioneller Spieler."

Woher kommt also die ständige negative Berichterstattung über Götze? Denn die Fans himmeln den Youngster zwar nicht an, doch dass er Deutschland zum WM-Titel geschossen hat, hat niemand vergessen. Vieles mag darin begründet liegen, dass das Verhältnis von Götze zu den Medien seit längerem belastet ist. Der sensible Kicker scheint sie als Bedrohung wahrzunehmen und macht sich folglich rar.

Quote mit Götze

Wenn dann solche Ausrutscher passieren, wie bei der WM, als er auf dem Weg zu einem Termin die wartenden Journalisten spöttisch mit "Ahh, meine Freunde", begrüßt, macht das den Umgang untereinander nicht einfacher. Zumal sein Habitus schnell als Arroganz ausgelegt werden kann. Ob Götze obendrein immer gut beraten ist, darf zumindest bezweifelt werden. Sein Wechsel vom BVB zu Bayern lief ebenso unrund ab, wie der berühmte Auftritt bei der Präsentation in München mit dem Nike-Shirt.

Aufgrund seines Ausnahmetalents und seines Status‘ als WM-Held sind Götze-Geschichten allerdings immer für jede Menge Quote gut. Und negative Geschichten verkaufen sich ohnehin besser als positive. Und so ist es in diesen Tagen ein Leichtes, seine Storys an den Mann zu bringen.

Eines sollte man in dieser aufgeregten Fußball-Welt jedoch nicht vergessen: Götze ist erst 22 Jahre alt und hat das Recht, sich auch als Mensch noch entwickeln zu dürfen. Ein verdammt schweres Unterfangen im Brennglas der Öffentlichkeit.

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