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Zum Rückrundenstart: Gladbach-Stürmer Marcus Thuram im t-online-Interview


Shootingstar vor Rückrundenstart
Marcus Thuram: Im Dribbling hätte mein Vater keine Chance gegen mich

  • Dominik Sliskovic
InterviewVon Dominik Sliskovic

17.01.2020Lesedauer: 6 Min.
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Marcus Thuram: Der 22-Jährige war bereits an elf Gladbacher Bundesligatreffern direkt beteiligt.Vergrößern des Bildes
Marcus Thuram: Der 22-Jährige war bereits an elf Gladbacher Bundesligatreffern direkt beteiligt. (Quelle: Wiechmann/imago-images-bilder)

Im Interview mit t-online.de spricht Gladbachs Sturmstar Marcus Thuram über seinen Wechsel an den Niederrhein, seinen Vater Lilian und den Titelkampf mit der Borussia.

Gerade einmal ein gutes halbes Jahr benötigte Marcus Thuram, um in Mönchengladbach zum Topstürmer zu wachsen. Bereits sechs Tore und fünf Vorlagen gelangen dem 22-Jährigen, der im Sommer 2019 für schätzungsweise neun Millionen Euro vom französischen Erstliga-Absteiger EA Guingamp an den Niederrhein wechselte, für seinen neuen Klub.

Es ist also auch zu einem großen Teil Thurams Verdienst, dass Gladbach unter Neu-Trainer Marco Rose als Titelkandidat am Freitagabend auf Schalke in die Bundesliga-Rückrunde startet (20:30 Uhr, im Liveticker bei t-online.de).

Zuvor sprach der französische Nachwuchsnationalspieler im Interview mit t-online.de im Wintertrainingslager in Jerez/Spanien über die besondere Energie zwischen ihm und den Gladbacher Verantwortlichen, seinen Vater, Abwehrlegende Lilian, und wie er seinen Eckfahnenjubel, der bereits Kultstatus erreicht hat, bei einer möglichen Meisterfeier umsetzen möchte.

t-online.de: Marcus Thuram, Sie sind im Sommer 2019 aus Frankreich zu Borussia Mönchengladbach gewechselt. War es Ihnen wichtig, schon früh ins Ausland zu gehen?

Marcus Thuram: Nein, das nicht, aber ich hatte die Möglichkeit, zu Gladbach nach Deutschland zu wechseln und habe das als den nächsten Schritt in meiner Entwicklung verstanden. Ich kannte einige Jungs aus den französischen Jugendnationalmannschaften, die in Deutschland spielen und sprach mit ihnen intensiv über die Bundesliga, bevor ich in die Gespräche mit dem Verein ging. Es hat mich beeindruckt, wie gut der Klub mich kannte – so gut, wie nur mein Vater mich kennt (lacht).

Wie hat Sie Gladbach denn konkret vom Transfer überzeugt?

Im ersten Gespräch mit Manager Max Eberl und Trainer Marco Rose habe ich direkt eine Verbindung gespürt. Manchmal ist da einfach diese Energie zwischen Personen, als würdest du sie schon ewig kennen. Und dieses Gefühl hatte ich bei ihnen. Dadurch habe ich mich in ihrer Gegenwart von Beginn an wohlgefühlt.

Kam das Wort „Meisterschaft“ in den Gesprächen mit Sportdirektor Max Eberl auf?

Nein, kein einziges Mal. Die Gespräche konzentrierten sich ganz alleine auf meine Person, wie ich der Mannschaft weiterhelfen kann.

Wie ist das Ansehen der Bundesliga in Frankreich?

Was Franzosen als erstes bei der Bundesliga einfällt ist, dass dort alle Spieler Distanzschüsse drauf haben (lacht). Dadurch fallen wesentlich mehr Tore als in Frankreich, was dazu führt, dass es kaum langweilige Spiele gibt.

In der französischen Ligue 1 fallen im Vergleich der Top-5-Ligen Europas die wenigsten Tore pro Spiel. Wie erklären Sie sich das?

Es ist nicht so, als hätte die französische Liga keine guten Spieler und Teams. Doch die Mentalität der Trainer dort ist anders. In Deutschland trichtert jeder Coach seinem Team ein, dass das Spiel gewonnen werden soll, während in Frankreich die Ansage oftmals ist, man solle das Spiel nicht verlieren.

Bei Gladbach funktionieren die Ansagen des Trainers offenbar, es gab viele Siege zu feiern. Hätten Sie erwartet, dass Sie so schnell in Gladbach funktionieren würden?

Ich habe zu keinem Zeitpunkt daran gedacht, dass ich so schnell wie möglich funktionieren muss. Ich wusste, was ich kann und wie ich der Mannschaft helfen kann, und wollte das jeden Tag unter Beweis stellen.

Was macht das Trio Thuram, Plea, Embolo momentan so stark?

Wir hängen auch außerhalb des Platzes ständig miteinander ab, verstehen uns einfach gut und lachen gerne miteinander. Hinzu kommt, dass wir alle Französisch sprechen, was natürlich hilfreich ist, um eine gute Beziehung zueinander aufzubauen.

Inwiefern hat es eine Rolle gespielt, dass Sie zu einem Klub kommen, wo bereits französischsprachige Spieler aktiv sind?

Mir ging es nur darum, dass ich zu einem Klub stoße, der mich kennt, der weiß, was er an mir hat, und daran glaubt, dass ich eine Bereicherung für ihn sein kann.

Ihr Marktwert hat sich laut transfermarkt.de seit Ihrem Wechsel an den Niederrhein verdreifacht, liegt aktuell bei 28 Millionen Euro. Sind Sie sich dessen bewusst?

Nein, überhaupt nicht. Verdreifacht, wirklich? Sie sind der Erste, der mich darauf anspricht. Aber das interessiert mich auch nicht, denn ich stehe nicht zum Verkauf.

Ihr Agent ist der berühmt-berüchtigte Berater Mino Raiola. Wie kam es dazu?

Er sprach mich bereits an, als ich noch in Sochaux spielte. Er kennt meinen Vater und erzählte mir von unserer ersten Begegnung: Damals war Papa bei Juventus unter Vertrag und er besuchte ihn in einem Hotel in Turin, wo ich Mino fast umgerannt habe (lacht). Dass er sich daran erinnert, hat mir massiv imponiert.

Wie gelingt es ihm, junge Talente für sich zu gewinnen?

Er spricht unzählige Sprachen, wodurch er sehr schnell eine Verbindung zu Menschen aufbauen kann.

Raiola hat gerade erst das Sturmtalent Erling Haaland in der Bundesliga, beim BVB, untergebracht. Was sagen Sie zu diesem Transfer?

Leider habe ich Haaland bisher nicht spielen sehen, aber mir wurde natürlich berichtet, was für ein Riesentalent er ist. Deswegen denke ich, ist es eine tolle Sache für die Bundesliga, dass er sie nun verstärkt. Ich wünsche ihm viel Erfolg – aber auch nicht zu viel (lacht).

Die Europameisterschaft findet im kommenden Sommer statt. Werden wir Sie in der „Equipe Tricolore“ sehen?

Das müssen Sie nicht mich fragen, ich stelle nicht den Kader zusammen.

Wer ist Ihrer Meinung nach der beste Stürmer Frankreichs?

Natürlich Olivier Giroud, er ist für mich Frankreichs Stürmer Nummer Eins und dürfte für die EM gesetzt sein.

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Was fehlt Ihnen noch zur Klasse Girouds?

Spiele.

Also die Erfahrung?

Wissen Sie, ich bin noch dabei, mich Tag für Tag zu beweisen. Vielleicht erreiche ich irgendwann das Niveau und die Abgeklärtheit Olivier Girouds. Dann können wir noch einmal über einen Platz im Nationalmannschaftskader sprechen.

Jemand, der sich bereits Europameister nennen kann, ist Ihr Vater Lilian. Stellen Sie sich vor, Sie würden mit dem Ball auf ihn – in der Blütezeit seiner Karriere – zulaufen: Wer würde den Zweikampf für sich entscheiden? Stürmer Marcus oder Verteidiger Lilian?

Ich, zu 100%. Mein Vater wusste zwar, wie er sich gegen Stürmer zu verhalten hatte, aber wenn ich gegen ihn ins Dribbling gehen würde, hätte er keine Chance.

Ihr Vater engagiert sich seit Jahren intensiv im Kampf gegen Rassismus. Ein Thema, dem Sie sich in Zukunft auch verstärkt widmen wollen?

Aktuell konzentriere ich mich einzig und allein auf meinen Beruf – und der ist Fußballspielen. Mir ist natürlich bewusst, dass Rassismus existiert und wir ihn bekämpfen müssen. Ich bin meinem Vater sehr dankbar dafür, dass er sich in diesem wichtigen Thema so stark engagiert, aber mein Vater hat bereits eine herausragende sportliche Karriere hinter sich und kann sich nun diesem Thema widmen. Soweit bin ich noch nicht. Ich will nun erst einmal Schritt für Schritt gehen – und das bedeutet, meine Fußballkarriere weiter voranzutreiben.

Wie unterscheiden sich Frankreich und Deutschland im Umgang mit Rassismus?

Dazu kann ich ehrlicherweise wenig sagen, da ich bisher glücklicherweise weder in Deutschland noch in Frankreich rassistisch attackiert wurde. Ich weiß natürlich, dass es anderen Spielern anders ergangen ist, aber ich möchte nicht über sie sprechen, wenn ich persönlich zu diesem Thema so wenig beitragen kann.

Die Borussia ist nur noch in der Bundesliga vertreten, nachdem es ihr nicht gelungen ist, in Europa League und DFB-Pokal zu überwintern. Ist das ihr großer Vorteil im Titelrennen?

Natürlich ist es so, dass wir uns nun voll auf die Bundesliga fokussieren können und uns in ihr verausgaben können. Inwiefern das einen Vorteil für uns bedeutet, werden wir im Laufe der Rückrunde sehen.

Ihr Eckfahnenjubel ist auf dem besten Weg, Kultstatus in Gladbach zu erlangen. Haben Sie bereits eine Idee, wie Sie ihn auf der Meisterschaftsfeier umsetzen könnten?

Darüber habe ich bisher noch nicht nachgedacht. Aber nun, da Sie mich darauf ansprechen… (lacht) Im Ernst, das ist aktuell nicht mein Thema. Vielleicht kommt mir eine Idee, wenn es irgendwann mal so weit sein sollte. Andererseits mögen die Leute den Jubel, so wie er ist. Und man sollte doch nie Dinge ändern, die funktionieren.

Sie haben fast alles, was sich ein Stürmer wünschen kann: Abschluss- und Kopfballstärke, Schnelligkeit, Auge für den Mitspieler. Dennoch: Wenn Sie als Comicfan wählen könnten – welche Superkraft hätten Sie gerne?

Als ich kleiner war, wollte ich immer superschnell sein, aber jetzt, da ich älter bin, weiß ich, dass auch der schnellste Mensch der Welt eingeholt werden kann. Heute würde ich mir wünschen, die Zukunft voraussehen zu können.

Und sehen Sie sich bereits mit der Meisterschale im Borussia-Park jubeln?

Das kann ich Ihnen nicht verraten, das ist ja meine Superkraft – und Superkräfte soll man nicht teilen.

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