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Hertha BSC: So versenkten Preetz & Co. 140 Millionen Euro Investorengeld


Wie Hertha BSC unglaubliche 140 Millionen Euro versenkte


Aktualisiert am 25.01.2021Lesedauer: 4 Min.
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Investor Windhorst (l.), Ex-Manager Preetz im Frühjahr 2020: Millionen ausgegeben, kaum Ertrag zurückbekommen.Vergrößern des Bildes
Investor Windhorst (l.), Ex-Manager Preetz im Frühjahr 2020: Millionen ausgegeben, kaum Ertrag zurückbekommen. (Quelle: Metodi Popow/imago-images-bilder)

Einer der besten Klubs Europas? Nein, Abstiegskampf in der Bundesliga! Der Verein steckt tief in der Krise – auch, weil die Hertha bei einigen Transfers dramatisch falsch lag. Der Überblick über die Fehleinkäufe der vergangenen Jahre.

Über viele Jahre galt es in Berlin fast als ungeschriebenes Gesetz, dass jeder Taxifahrer in der Hauptstadt den Weg zur Villa von Show-Größe Harald Juhnke kennen musste – für den Fall, dass der trinkfeste Entertainer mal auf eine Rückbank stürzen und "Fahr mich nach Hause!" lallen würde. Und dem Vernehmen nach ist das nicht ganz so selten auch tatsächlich passiert.

Auch Hertha BSC, dieser Fußballklub, der so gerne so groß sein will wie die Stadt, in der er spielt, fährt derzeit mal wieder den bekannten Weg: nach unten.

Denn der "Big City Club" liegt in Trümmern, noch bevor er überhaupt zum "Big City Club" werden konnte. Als der Unternehmer Lars Windhorst im Sommer 2019 als Investor bei Hertha BSC mit der vollmundigen Ansage einstieg, den Verein nicht nur in der Bundesliga, sondern auch gleich in Europa zur festen Größe machen zu wollen, da kam zeitweise fast eine Aufbruchstimmung auf beim Hauptstadtklub. Die Hertha sehnt sich schließlich immer nach Größe, vollbringt aber stets das Kunststück, sich selbst kleinzumachen.

Desaströse Transferbilanz

Nur anderthalb Jahre später zittert nicht Fußball-Europa vor den Berlinern, sondern der "Big City Club" vor dem Abstiegskampf. Aktuell liegt die Hertha mit nur 17 Punkten aus 18 Spielen auf Platz 14, weit hinter den eigenen Erwartungen. Vier Trainer verschliss der Klub seit 2019, nun hat auch Manager Michael Preetz, der seinen eigenen Ansprüchen quasi seit Amtsantritt 2009 hinterherhinkte, die sportliche Krise nicht überlebt.

Denn am Ende war es einfach zu viel, das Preetz angelastet wurde. Nicht nur die Trennung ohne Not vom geschätzten Trainer Pal Dardai, das Desaster mit Jürgen Klinsmann oder die beiden nun gescheiterten Versuche mit Alexander Nouri, dann mit Bruno Labbadia auf der Bank. Gerade auch die Transferbilanz des langjährigen Machers seit dem Windhorst-Einstieg liest sich katastrophal – denn der Klub hat seit 2019 fast 140 Millionen Euro für Spieler in den Sand gesetzt, die dem Klub nicht weitergeholfen haben.

Der Überblick:

Lucas Tousart (23, Mittelfeld): Kam im Sommer 2020 für 25 Millionen Euro von Olympique Lyon. Bilanz bisher: 15 Spiele, null Tore, null Vorlagen. Der Franzose konnte sich trotz seiner viel beschworenen Führungsqualitäten weder spielerisch noch verbal bei der Hertha durchsetzen, wohl auch wegen eines Sprachproblems. Deutlich zu wenig.

Krzysztof Piatek (25, Angriff): Kam im Januar 2020 für 24 Millionen Euro vom AC Mailand. Bilanz bisher: 34 Spiele, neun Tore, drei Vorlagen. In der aktuellen Saison traf der Pole erst vier Mal, pendelte zwischen Startelf- und Bankplatz. Als Topstürmer erwies sich Piatek bisher nicht, wirkt oft eher wie ein Fremdkörper. Noch zu Jahresbeginn wurde sogar über einen vorzeitigen Abschied aus Berlin spekuliert.

Dodi Lukebakio (23, Angriff): Kam im Sommer 2019 für 20 Millionen Euro vom FC Watford. Bilanz bisher: 51 Spiele, 13 Tore, elf Vorlagen – aber: 2020/21 erzielte der hochbegabte Belgier bisher nur fünf Treffer, wurde zuletzt von Labbadia für das Spiel gegen Bremen gar nicht berücksichtigt – die lustlosen Vorstellungen des Angreifers beim 0:3 gegen Hoffenheim und im Hertha-Training hatten den Trainer verärgert.

Matheus Cunha (21, Angriff): Kam im Januar 2020 für 18 Millionen Euro von RB Leipzig. Bilanz bisher: 28 Spiele, zwölf Tore, acht Vorlagen. Der einzige Neuzugang aus der bisherigen Windhorst-Zeit, der zumindest zu Teilen überzeugen konnte. Der Brasilianer ist aber auch noch zu wechselhaft in seinen Leistungen, verschoss gegen Bremen dazu einen Elfmeter.

Jhon Cordoba (27, Angriff): Kam im Sommer 2020 für 15 Millionen Euro vom 1. FC Köln. Bilanz bisher: Zwölf Spiele, fünf Tore, eine Vorlage. Der Kolumbianer machte seine Sache bisher zumindest ordentlich, Labbadia schwärmte von ihm sogar als "Fixpunkt" in der Mannschaft. Immerhin offenbar mit größerer Zukunft in Berlin als Piatek.

Santiago Ascacibar (23, Mittelfeld): Kam im Januar 2020 für zehn Millionen Euro vom VfB Stuttgart. Bilanz bisher: Neun Spiele, eine Vorlage. Insgesamt 22 Partien verpasste der Argentinier bisher größtenteils verletzungsbedingt, kam in dieser Saison noch gar nicht zum Einsatz. Unter Labbadia spielte Ascacibar aber auch zuletzt keine Rolle, obwohl er wieder verfügbar wäre.

Weitere Millionen-Neuzugänge:

  • Mittelfeldspieler Eduard Löwen (für sieben Mio. Euro vom 1. FC Nürnberg. Im Januar 2020 an den FC Augsburg ausgeliehen. Kam im Oktober vorzeitig zurück. Bisher insgesamt nur elf Kurzeinsätze, null Tore, null Vorlagen)
  • Torwart Alexander Schwolow (für sieben Mio. vom SC Freiburg. Stammtorhüter)
  • Innenverteidiger Omar Alderete (für 6,5 Mio. vom FC Basel. Aktuell in der Innenverteidigung gesetzt)
  • Außenverteidiger Deyovaisio Zeefuik (für vier Mio. Euro vom FC Groningen. Bisher nur zwölf Kurzeinsätze)
  • Mittelfeldspieler Mattéo Guendouzi (für eine Mio. Euro von Arsenal ausgeliehen. Bisher 13 Spiele, zwei Tore, eine Vorlage)

Macht insgesamt 137,5 Millionen Euro. In der Winterpause 2019/20 hatte sogar kein Verein weltweit mehr für Neuzugänge ausgegeben als die Hertha, die damals noch ganz den Plänen von Jürgen Klinsmann folgte, ehe dieser sich selbst demontierte. Ein knappes Jahr später kämpft der Klub nun gegen den Abstieg.

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Ein Vergleich direkt aus derselben Stadt: Rivale Union Berlin gab im gleichen Zeitraum gerade einmal 8,9 Millionen Euro (!) aus, ist aber ein funktionierendes Gebilde – und liegt aktuell auf Platz acht, elf Punkte vor der Hertha.

Jetzt soll wieder mit Dardai alles besser werden – der Klub machte am Montag die Rückkehr des Ungarn auf die Trainerbank perfekt. "Das war sicher nicht mein Plan, dass ich nun wieder von der U16 auf die Trainerposition bei den Profis wechseln werde", erklärte der 44-Jährige zu seinem Comeback. "Ich brauche aber auch niemandem zu erklären, was Hertha BSC für mich bedeutet. Daher war es gar keine Frage für mich, dass ich in dieser Situation aushelfe." Und Hilfe hat dieser Verein aktuell wirklich nötig.

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