Der Eberl-Knall kommt zur Unzeit
Das Ende einer Ăra: Die Anzeichen verdichten sich, dass Max Eberl nach 23 Jahren Borussia Mönchengladbach verlĂ€sst. Die Fohlen wĂŒrden damit mitten in ihrer Krise und im Abstiegskampf ohne FĂŒhrung dastehen.
Es ist nicht weniger als ein FuĂball-Beben, ein richtiger Bundesliga-Knaller: Laut mehreren Medienberichten wird Max Eberl nach 23 Jahren seinen Herzensklub Borussia Mönchengladbach verlassen, sein "Baby", das er erst durch schwere Zeiten und dann wieder an die Spitze der Liga gebracht hat.
Eberl soll laut "Bild" und "Sky" PrĂ€sident Rolf Königs um Vertragsauflösung zum 31. Januar gebeten haben. Noch am Donnerstagabend trommelte er demnach einen Teil der Mannschaft zusammen, um mit ihnen das GesprĂ€ch zu suchen und seine Entscheidung mitzuteilen. Nach Informationen des "SID" ist das alles ohne groĂe Vorwarnung passiert. Nicht wirklich deutete wohl etwas daraufhin, dass der Erfolgsgarant des vergangenen Jahrzehnts das wankende Schiff verlassen will. Laut "Sport1" könnte die BegrĂŒndung darin liegen, dass Eberl nicht mehr das GefĂŒhl habe, dass er die Mannschaft noch weiterentwickeln kann.
Mitten in der Krise stehen die Fohlen somit ohne FĂŒhrung da. In Gladbach ist momentan die Angst vor einem möglichen Abstieg gröĂer denn je. Nur ein Sieg in den letzten acht Bundesliga-Spielen (2:1 gegen Bayern), der damit verbundene Absturz auf Platz zwölf â und nur vier Punkte vor einem Abstiegsrang. Dazu die immer lauter werdende Kritik an Trainer Adi HĂŒtter. Zuletzt wurde erst Ex-Bayern-Trainer Niko Kovac als Nachfolger ins GesprĂ€ch gebracht. Und dann noch die Vertragsquerelen um Denis Zakaria und Matthias Ginter, die den Klub beide im Sommer ablösefrei verlassen werden.
Fahrig und einsilbig
Eine offizielle BestĂ€tigung seitens der Gladbacher gibt es noch nicht. Allerdings: Bereits auf der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel bei Hannover 96 hatte der Sportdirektor ungewohnt fahrig gewirkt, einsilbig geantwortet und Trainer HĂŒtter gar zweimal "Dieter" genannt. In Hannover saĂ er dann ebenso wie im Heimspiel gegen Union Berlin nicht mehr auf der Bank, laut Borussia "erkrankt".
Eine Rolle bei dem Abschied soll auch das Privatleben gespielt haben. Eberl ist mit der Schweizerin Sedrina Schaller liiert, die er im Mai als "Assistenz Team-Managerin" in den Verein geholt hatte. Beide hatten die Beziehung, die innerhalb des Klubs kritisch gesehen worden sein soll, im Oktober öffentlich gemacht. Zum Jahreswechsel verlieà Schaller den Klub, nach Angaben der Borussia auf eigenen Wunsch.
Auszeit in der Schweiz
Eberl hatte im Dezember 2020 seinen Vertrag vorzeitig bis 2026 verlĂ€ngert und anschlieĂend eine vierwöchige Auszeit in der Schweiz genommen. Er wollte zur Ruhe kommen, "auch mal etwas fĂŒr mich tun." Anfang Februar kehrte er zurĂŒck zur Borussia. "Als ich am 1. Januar abends Koffer gepackt habe, hatte ich schon einen Punkt, an dem mich ein komisches GefĂŒhl beschlich. Denn allein hatte ich so etwas nie zuvor in meinem Leben gemacht. Im Nachhinein war es aber die beste Entscheidung", erklĂ€rte Max Eberl spĂ€ter in einem Interview mit der "Sport Bild".
Und nun? Eberls Verdienste um den Verein sind unbestritten. Seit der Relegation 2011 landete die Borussia zehn Jahre in Folge immer auf einem einstelligen Tabellenplatz â das schafften ansonsten nur Bayern MĂŒnchen und Borussia Dortmund. Dreimal erreichte der Traditionsklub in dieser Zeit die Champions League, dreimal die Europa League.
Eberl ist ein Gladbacher Urgestein
Eberl war Anfang 1999 als Profi zu den Fohlen gekommen. Ab 2004 arbeitete er als Nachwuchskoordinator, 2008 stieg er zum Sportdirektor auf. Mit Talenten, aber auch erstklassigen Transfers baute Eberl die Borussia neu auf. Als sein MeisterstĂŒck gilt noch immer der Kauf von Marco Reus vom damaligen Zweitligisten Rot Weiss Ahlen. Weitere TopeinkĂ€ufe waren Dante, Granit Xhaka, Christoph Kramer oder Max Kruse.
Kein Wunder, dass 2017 auch Bayern MĂŒnchen anklopfte, Eberls sportliche Heimat. Doch der gebĂŒrtige Niederbayer blieb am Niederrhein, wo er beinahe als One-Man-Show fĂŒr die AuĂendarstellung verantwortlich war, was auch KrĂ€fte kostete. "Irgendwann", so Eberl immer wieder, "möchte ich mit Borussia Mönchengladbach einen Titel gewinnen", etwas "Blechernes". Dieses Ziel bleibt nun wohl unerfĂŒllt.