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Lukaku vor BVB-Spiel: Das ist der Mann, der seine Gegner "zerstören" wollte


Romelu Lukaku vor dem BVB-Spiel
Das ist der Mann, der seine Gegner "zerstören" wollte

Von Valeria Meta

Aktualisiert am 23.10.2019Lesedauer: 5 Min.
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Romelu Lukaku: Der Belgier ist der neue Star-Stürmer bei Inter Mailand.Vergrößern des Bildes
Romelu Lukaku: Der Belgier ist der neue Star-Stürmer bei Inter Mailand. (Quelle: Insidefoto/imago-images-bilder)

In der Champions-League-Gruppe des BVB ist noch alles offen. Jeder Punkt zählt. Die Borussen müssen am dritten Spieltag nun in Mailand ran. Dort wartet ein Weltstar auf sie, dessen Karriere von Wut beflügelt wurde.

Als Kind war Romelu Lukaku derart sauer, dass er seine Gegner auf dem Platz "zerstören" wollte. Wer weiß, ob das auch noch gilt, wenn er am Mittwoch in der Champions League mit Inter Mailand auf einen seiner besten Freunde trifft. Mit BVB-Star Axel Witsel hat der Stürmer den Aufstieg der belgischen Nationalmannschaft erlebt. In Russland gab es bei der WM Platz drei. Vergangene Woche haben die beiden mit dem 9:0-Sieg gegen San Marino die Qualifikation für die EM gesichert – und dank seines Doppelpacks ist Lukaku zum besten belgischen Torschützen aller Zeiten geworden (51 Tore).

Seine "Wut" hat sich übrigens im Laufe der Jahre gemildert. Jetzt bleibt sie nur noch eine Erinnerung, hilft aber auch entscheidend zu verstehen, was für ein Spieler Lukaku ist. Denn ohne Wut würde seine Geschichte wahrscheinlich ganz anders aussehen. Ohne Wut hätte er vielleicht nicht das Versprechen gehalten, dem er seinen Erfolg zuschreibt.

Schwierige Kindheit

Lukaku spricht nicht gerne über seine Kindheit: "Ich bin in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, aber auch das hatte seinen positiven Sinn", so der Stürmer im Interview mit t-online.de im August. Seine ganze Geschichte hat er in einem Gastbeitrag für "The Player's Tribune" erzählt. Dort beschreibt er eine Szene, die sein Leben entscheidend beeinflusst hat.

Lukaku beschreibt, wie seine Mutter vor dem Kühlschrank steht und Milch mit Wasser verdünnt, weil kein Geld für eine neue Packung da war. Der kleine Romelu war damals erst sechs Jahre alt und versprach sich, seine Mutter aus dem Elend zu bringen – und zwar durch Fußball.


Sein Fußballtalent liegt ihm in den Genen. Vater Roger hatte als Profi in Afrika, Belgien und der Türkei gekickt, Bruder Jordan ist ebenfalls Profi geworden und spielt heute als Außenverteidiger bei Lazio Rom. Vom Erfolg seines Vaters hat Romelu aber nur wenig mitbekommen. Als er ein Kind war, war die Karriere von Roger Lukaku am Ende. Das Geld? Weg. Erst verschwand im Haus der Fernseher, dann der Strom und das warme Wasser. "Um mich duschen zu können, wärmte meine Mutter das Wasser auf dem Ofen auf, dann goß ich es mir mit einem Becher über den Kopf", erzählte Lukaku. Fußball war der Ausweg.

Wie alt bist du?

Lukaku ist ein wuchtiger Stürmer, der physisch fast jedem Verteidiger überlegen ist. Schon mit elf Jahren war er größer und stärker als die anderen Kinder. "Vor einem Spiel mit meinem Jugendklub Lièrse versuchten einst die Eltern der Gegner, mich auf dem Weg aufs Feld zu stoppen. Sie wollten wissen, wie alt ich war und woher ich kam. Das klang wahnsinnig für mich: Ich bin in Antwerpen geboren, ich komme aus Belgien", so Lukaku.

Sein Vater konnte ihn nicht verteidigen, denn er hatte kein Auto, um zu den Auswärtsspielen seines Sohnes zu fahren. Also nahm der junge Romelu seinen Ausweis aus der Tasche und zeigte ihn allen Eltern. "Ich spürte, wie meine Wut immer größer und größer wurde. Ich wollte die Gegner nicht nur besiegen, ich wollte sie zerstören. Ich wollte, dass sie ihr weinendes Kind nach Hause fahren." Die Folge? In jener Saison erzielte er 76 Tore in 34 Spielen, alle mit den Schuhen seines Vaters.

Pancakes vor Weihnachten

Sein großes Ziel war es, zu seinem 16. Geburtstag für die erste Mannschaft zu spielen. Anfang der Saison 2008/09 stand er beim RSC Anderlecht aber im U19-Kader – und saß nur auf der Bank. Gepackt vom eigenen Ehrgeiz schloss er eine Wette mit dem Trainer ab.

Wenn der Trainer ihn einsetzen würde, würde er bis Dezember 25 Tore erzielen. "Und wenn ich gewinne, machst du Pancakes für uns, jeden Tag", fügte Lukaku hinzu. Schon im November hatte er die 25 Tore erreicht und dem Trainer blieb nichts anderes übrig, als die Pfanne in die Hand zu nehmen. Als er am 24. Mai 2009 endlich im Profifußball debütierte, war sein 16. Geburtstag erst elf Tage her.

Wechsel nach England

Nach 22 Toren in 55 Spielen für Anderlecht wechselte Lukaku 2011 zum FC Chelsea, wo er unter Trainer André Villas-Boas aber nur achtmal zum Einsatz kam. Daher wurde er 2012 zu West Bromwich Albion verliehen, wo ihm 17 Tore in 55 Partien gelangen. Das Beste sollte aber noch kommen: Es war nämlich in Liverpool, beim FC Everton, wo er den Durchbruch in der Premier League schaffte.

Unter Trainer Roberto Martínez (heute Belgiens Nationaltrainer) – und dann später unter Ronald Koeman – brach er eine Reihe von Klubrekorden und erzielte insgesamt 87 Tore in 166 Spielen. Der Wechsel zu Manchester United im Sommer 2017 für 85 Millionen Euro sollte ein weiterer Schritt nach vorne in seiner Karriere sein.

Mit zehn Toren in den ersten neun Spielen verbesserte er sogar den Rekord der Klub-Legende Bobby Charlton und half der Mannschaft von José Mourinho, den zweiten Platz zu erreichen – auch wenn die "Red Devils" schlussendlich 19 Punkte Rückstand auf Stadtrivale Manchester City hatten. In der folgenden Saison geriet Manchester United ins Chaos: Mourinho wurde im Dezember 2018 gefeuert und die Mannschaft wurde Ole Gunnar Solskjaer anvertraut. Aber: Der neue Trainer schätzte Lukaku weniger als sein Vorgänger und zog Marcus Rashford vor.

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Neue Herausforderungen

So landete er im Sommer in Italien bei Inter Mailand. Erneut wurde er zu einem Rekordtransfer. Inter Mailand gab für ihn 75 Millionen Euro aus, die höchste Ablöse in der Klub-Geschichte. Der neue und ambitionierte Trainer der "Nerazzurri", Antonio Conte, hätte Lukaku schon gerne zurück zum FC Chelsea geholt, als er dort Trainer war.

Die Fußstapfen, die Lukaku bei Inter vorfand, konnten größer kaum sein. Sein Vorgänger war Publikumsliebling und Superstar Mauro Icardi, der in Mailand vor dem Aus stand und schlussendlich nach Paris wechselte.

Und bisher macht sich Lukaku sehr gut. Fünf Tore nach acht Liga-Spielen hat er schon auf dem Konto. In der Champions League ist er zwar noch ohne Tor, aber das soll sich gegen den BVB schon ändern. Denn Trainer Conte baut auf ihn. Durch seine physische Stärke (1,91m, 94kg) zwingt er die Verteidiger dazu, ihn gleich doppelt zu decken, denn ein freier Lukaku ist immer torgefährlich.


Neben dem Platz gilt er als ein ruhiger, zurückhaltender Typ. Fußball ist nicht nur sein Beruf, sondern auch sein Lieblingshobby: In der Freizeit misst er sich gerne in 5-gegen-5-Duellen. Im Fernsehen schaut er sich Spiele aller Länder und Ligen an, auch die 2. Bundesliga. Vielleicht eine späte Genugtuung für seine Kindheit, als sich die Familie keinen Fernseher leisten konnte.

Verwendete Quellen
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