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Ausschreitungen in Indonesien: Es gab Anzeichen für die Katastrophe


Tödliche Massenpanik in Indonesien
Es gab Anzeichen für die Katastrophe

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 02.10.2022Lesedauer: 3 Min.
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Massenpanik im Fußballstadion: Die Bilder der Katastrophe. (Quelle: Reuters)

Mindestens 125 Tote und 180 Verletzte: Die Ausschreitungen nach einem Fußballspiel in Indonesien schockieren. Dabei war das Risiko bekannt.

Der indonesische Fußball hat am Samstagabend einen traurigen Tiefpunkt erreicht. Nach einem Spiel zwischen den Erstligisten Arema FC und Persebaya Surabaya sind mindestens 125 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch Kinder. Weitere 180 Personen wurden verletzt. Zunächst hatte es gar geheißen, die Zahl der Toten betrage 174, doch am Sonntagnachmittag korrigierte der Vize-Gouverneur von Ostjava, Emil Dardak, die Zahl etwas nach unten. Einige der Opfer seien möglicherweise doppelt gezählt worden. Mehr zu den Ausschreitungen lesen Sie hier.

Die Folgen der Massenpanik in Malang werfen einige Fragen auf. Vor allem die, wie es dazu kommen konnte.

Zu viele Tickets – Polizei spricht von "anarchischen Zuständen"

Schon vor dem Spiel gab es Sicherheitsbedenken, sodass das zuständige Ministerium empfahl, nur 38.000 Eintrittskarten für die Partie zu verkaufen. Zwischen Arema FC und Persebaya besteht eine Rivalität, das Spiel war für die Heimfans besonders emotional. Das Kanjuruhan Stadion fasst zwar 42.000 Plätze, doch das Sicherheitskonzept der Behörden sah eine geringere Auslastung vor. Trotzdem verkaufte Arema FC alle 42.000 Tickets. Gästefans waren jedoch keine zugelassen. Ende August, im Topspiel gegen Persija Jakarta, hielt sich der Klub noch an die Empfehlung mit 38.000 Karten.

Ergebnis und Spielverlauf verärgerten die über 40.000 Heimfans von Arema. Nachdem die Gäste von Persebaya Surabaya bereits nach 32 Minuten mit 2:0 führten, erzielte Abel Camarà erst das 1:2 und dann den Ausgleich für Arema. Nach der Pause fiel das entscheidende Siegtor für die Gäste, die Partie endete mit 2:3 aus Sicht von Arema.

Anschließend rannten rund 3.000 wütende Zuschauer aufs Feld, attackierten laut Polizeiangaben erste Einsatzwagen und waren kurz davor, auch die Sicherheitskräfte anzugreifen. Die Polizei reagierte sofort, setzte Schlagstöcke und vor allem Tränengas ein, um die Fans zurückzudrängen. Der örtliche Polizeichef Nico Afinta sprach von "anarchischen Zuständen".

34 Menschen sterben bereits im Stadion

Die TV-Bilder aus dem Stadion zeigten regelrechte Schlachten zwischen Polizisten und einem wütenden Mob, dabei wurden die Arena und Polizeifahrzeuge demoliert. Dazwischen waren Menschen zu sehen, die sich in Sicherheit bringen wollten und Verletzte trugen. Gewaltsame Auseinandersetzungen spielten sich auch vor dem Stadion ab. Davon zeugten 13 ausgebrannte Fahrzeuge, darunter ein Polizeilaster.

Das Vorgehen der Gesetzeshüter sorgte dafür, dass die Fans auf die Tribünen zurückrannten. Dort wollten Tausende Zuschauer vor den Tränengaswolken fliehen, sodass es an den Ausgängen zu einer Massenpanik kam. 34 Personen starben laut Angaben der Behörden direkt im Stadion, viele mehr erlagen ihren Verletzungen im Krankenhaus.

Der Polizeieinsatz gilt nicht nur in Indonesien als umstritten. Denn Tränengas ist bei Fußballspielen laut dem Weltverband Fifa verboten. Polizeichef Afinta verteidigte die Entscheidung der Einsatzkräfte. Laut dem Innenministerium starb auch keines der Todesopfer aufgrund von Schlägen durch die Polizei, sondern ausschließlich im Zuge der Massenpanik.

Der indonesische Präsident Joko Widodo forderte in einer Ansprache eine "gründliche" Untersuchung. Zudem ordnete er nach eigenen Angaben an, dass der Spielbetrieb in der ersten Liga bis zu einer Auswertung der Untersuchungen und Verbesserungen durch den indonesischen Verband PSSI gestoppt werde. Widodo sprach den Opfern sein Beileid aus. "Ich bedauere diese Tragödie zutiefst und hoffe, dass dies die letzte Fußballtragödie in diesem Land ist."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters
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