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FC Chelsea und der Transfermarkt: Glück – oder steckt noch mehr dahinter?


Überraschende Transfers beim FC Chelsea
Einfach nur Glück – oder steckt noch mehr dahinter?

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 24.06.2023Lesedauer: 4 Min.
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Kai Havertz: Noch spielt der Nationalspieler für den FC Chelsea.Vergrößern des Bildes
Kai Havertz: Noch spielt der Nationalspieler für den FC Chelsea. (Quelle: IMAGO/Dave Shopland/Shutterstock)

Der FC Chelsea steht finanziell unter großem Druck. Doch der Druck wird immer geringer, dank Transfers nach Saudi-Arabien.

Todd Boehly will mit dem FC Chelsea Titel gewinnen, viele Titel. Bisher ist das dem Eigentümer des Londoner Spitzenklubs noch nicht gelungen. Einen Rekord hat Chelsea seit Boehlys Übernahme im Mai 2022 aber schon pulverisiert. Kein Verein hat jemals in einer Saison so viel Geld für Transfers ausgegeben, wie die "Blues" in der Spielzeit 2022/23. Umgerechnet gab Chelsea über 600 Millionen Euro nur an Ablösesummen aus. Gehälter und Handgelder sind dabei nicht mit einberechnet. Der vorherige Rekord lag bei 370 Millionen Euro von Manchester City aus der Saison 2017/18.

Eingenommen hat Chelsea in der Rekordsaison nur etwas mehr als ein Zehntel der ausgegebenen Summe. Das ruft das "Financial Sustainability"-Programm der Uefa auf den Plan. Der Nachfolger des "Financial Fairplay" soll die Investorenklubs im Vergleich mit den kleineren Vereinen etwas in Schach halten.

Demnach dürfen nur 70 Prozent der Klubeinnahmen für Spieler- und Trainergehälter, Transfers und Vermittlungsgebühren ausgegeben werden. Zumindest gilt diese Regel ab 2025, in diesem Jahr sind es 90 Prozent, im kommenden 80, um die Klubs schrittweise zu begleiten. Davon profitieren auch Vereine wie Chelsea, die in diesem und in dem vergangenen Kalenderjahr viel Geld investiert haben. Denn 70 Prozent würden die "Blues" kaum schaffen.

Der Trick mit den Laufzeiten der Verträge

Um überhaupt die 600 Millionen Euro auszugleichen, griff Chelsea auf einen Trick für die Bilanzen zurück. Die Londoner gaben bei Transfers, wie bei dem Ukrainer Mykhaylo Mudryk (70 Millionen Euro) oder dem Argentinier Enzo Fernández (121 Millionen Euro), Verträge bis 2031. Während in der Bundesliga Verträge maximal über fünf Jahre lang gehen dürfen, gab es in der Premier League zum Transferzeitpunkt kein Limit. Das nutzte Chelsea aus, denn die Ausgaben konnte der Klub in gleich großen Beträgen auf jedes einzelne Vertragsjahr verteilen.

So ist der Mudryk-Transfer pro Jahr "nur" fast neun Millionen Euro teuer. Damit konnte Chelsea die Regeln einhalten, setzte sich damit aber für die kommenden Spielzeiten sofort unter Druck. Denn auch Benoît Badiashile (38 Millionen Euro), Malo Gusto (30 Millionen Euro) und Noni Madueke (35 Millionen Euro) erhielten beispielsweise langfristige Arbeitspapiere. Alle unterschrieben bis 2030. Marc Cucurella (65 Millionen Euro) bis 2028 und Wesley Fofana (80 Millionen Euro) bis 2029. Auch hier wird die Ablösesumme aufgeteilt. Damit steht Chelsea jedes der kommenden fünf Jahre bei einem Transferminus von mehr als 50 Millionen Euro.

Besonders hoch ist der Druck in dem kommenden und dem bald abgelaufenen Geschäftsjahr, da Chelsea weitere Wechsel vollzog und auch plant. Christopher Nkunku kommt beispielsweise für 65 Millionen Euro von RB Leipzig an die Stamford Bridge.

Drei besonders interessante Namen

Laut "The Athletic" helfen bei der Bilanz für Letzteres auch Transfers, die bis zum 30. Juni 2023 abgeschlossen sind. Die können dabei verrechnet werden. Doch wie viele Bundesligisten merken, ist der Markt eigentlich noch gar nicht wirklich in Fahrt gekommen. Außer beim FC Chelsea. Denn Medienberichten zufolge stehen gleich fünf Spieler kurz vor einem Verkauf. Kai Havertz soll zum FC Arsenal, Mateo Kovačić zu Manchester City. Insgesamt kann mit mehr als 110 Millionen Euro gerechnet werden.

Besonders interessant wird es aber bei drei anderen Namen. Denn Innenverteidiger Kalidou Koulibaly, Flügelstürmer Hakim Ziyech und Torwart Édouard Mendy werden sich offenbar Klubs in Saudi-Arabien anschließen. Dabei winken Chelsea Ablösesummen im zweistelligen Millionenbereich. Koulibaly soll beispielsweise rund 30 Millionen Euro bringen, vor einem Jahr kam er für 38 Millionen Euro aus Neapel und erlebte eine eher enttäuschende Saison in London. Er unterschreibt zeitnah wohl bei Al-Hilal, Ziyech bei Al-Nassr und Mendy bei Al-Ahli. Alle drei Deals sollen noch vor dem 30. Juni über die Bühne gebracht werden.

Für die Bilanz des Geschäftsjahres 2022/23 wäre das ein Geschenk. Doch hinter dem vermeintlichen Geschenk steckt wohl ein weiterer Trick. Zumindest sind viele Fußballfans und angeblich auch einige Konkurrenten davon fest überzeugt. Denn der saudi-arabische Staatsfonds ist Großinvestor bei Clearlake Capital, der Investmentfirma Todd Boehlys, die Mehrheitseigner des FC Chelsea ist.

Die Fans wittern eine Verschwörung, glauben, dass bewusst mithilfe Saudi-Arabiens dem FC Chelsea geholfen wird. Denn Staat und Fußballliga sind eng miteinander verknüpft. Und in der Gerüchteküche tauchen nicht nur die drei genannten Namen auf. Auch Romelu Lukaku wurde bereits gehandelt, doch der Belgier wollte nicht in den Golfstaat wechseln. Pierre-Emerick Aubameyang wird ebenfalls mit einem Wechsel in das Nachbarland des WM-Gastgebers Katar in Verbindung gebracht. Konkret sieht es beim Gabuner aber noch nicht aus. Doch die Fans sind sich sicher, dass auf diese Art und Weise getrickst wird.

Auf der anderen Seite entgegnen Verteidiger Chelseas, dass viele Investoren aus der ganzen Welt ihr Geld von Clearlake Capital betreuen lassen. Auch kanadische oder australische Geldgeber sind beteiligt. Zudem hat der saudi-arabische Staatsfonds einen eigenen Premier-League-Klub gekauft: Newcastle United. Der sei viel mehr im Fokus als Chelsea; wenn die Tricksereien bewusst geplant würden, dann doch mit dem eigenen Klub, sagen die Kritiker der Theorie.

Die Uefa muss genau hinschauen

Einen Beweis für die vermeintlichen Tricks gibt es nicht. Klar ist aber, dass der FC Chelsea weiter im Fokus der Öffentlichkeit bleiben wird. Gerade auch, weil der Klub weitere teure Transfers geplant hat. Stürmer Nicolas Jackson soll für mehr als 30 Millionen Euro aus Spanien kommen, Mittelfeldmann Moisés Caicedo aus Brighton für rund 60 Millionen Euro und das spanische Toptalent Gabriel Veiga von Celta Vigo (30 Millionen Euro) gilt als Wunschspieler der "Blues".

Besonders genau hinschauen muss dabei die Uefa. Denn wenn die Regeln der "Financial Sustainability" nicht eingehalten werden, müssen die Engländer bestraft werden. Und es wäre nicht der erste Regelbruch Chelseas. Bereits 2019 wurde dem Klub eine Transfersperre aufgebrummt. Diese galt für eine Transferperiode. Bei einem erneuten Verstoß könnte die Sperre noch länger andauern.

Verwendete Quellen
  • transfermarkt.de: "FC Chelsea"
  • theguardian.com: "Mendy, Koulibaly and Ziyech moves to Saudi Arabia provide boost for Chelsea" (engl.)
  • sportschau.de: "FC Chelseas gigantische Einkaufstour bricht alle Rekorde"
  • uefa.com: "Financial Sustainability" (engl.)
  • theathletic.com: "Chelsea’s ‘transfer deadline’ for domestic sales — and why it really matters" (engl.)
  • theathletic.com: "Is Saudi Arabia funding Chelsea?" (engl.)
  • thesun.co.uk: "THREE more Chelsea stars reach ‘agreements’ on Saudi Arabia moves just hours after Kante transfer confirmed" (engl.)
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