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Serdar Tasci: "Ich habe die Nationalelf noch nicht abgehakt"


Sorge um Ex-Klub VfB
Serdar Tasci: "Habe die Nationalelf noch nicht abgehakt"

t-online, Maximilian Miguletz

25.02.2015Lesedauer: 6 Min.
Serdar Tasci im Dress des russischen Rekordmeisters Spartak Moskau.Vergrößern des BildesSerdar Tasci im Dress des russischen Rekordmeisters Spartak Moskau. (Quelle: Russian Look/imago-images-bilder)
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Serdar Tasci galt einst als Nachwuchshoffnung der DFB-Abwehr. 2007 holte der Innenverteidiger mit den "Jungen Wilden" des VfB Stuttgart um Mario Gomez und Sami Khedira die Meisterschaft, ein Jahr später feierte der Schwabe mit türkischen Wurzeln sein Debüt in der Nationalmannschaft. Letztlich bestritt er aber nur 14 Länderspiele, die letzte Berufung liegt bereits viereinhalb Jahre zurück. Seit seinem Wechsel 2013 zu Spartak Moskau ist Tasci aus dem Blickfeld der meisten deutschen Fans und Experten verschwunden.

Ihr bislang letztes Länderspiel. Sie verließen den Platz mit der Kapitänsbinde am Arm...
... (lacht) Ich erinnere mich, stimmt.

Wann hat sich Joachim Löw das letzte Mal bei Ihnen gemeldet?
Ich habe keinen ständigen Kontakt mit dem Bundestrainer. Zuletzt als ich noch in Stuttgart gespielt habe.

Werden wir Sie noch einmal im DFB-Dress sehen?
Das weiß ich nicht. Schön wäre es auf jeden Fall. Ich bin 27 Jahre alt, die Nationalelf habe ich noch nicht abgehakt. Man weiß nie, was passiert. Aber das steht nicht an erster Stelle. Ich versuche, meine Leistung zu stabilisieren.

Spieler wie Jerome Boateng, Mats Hummels, Benedikt Höwedes oder Shkodran Mustafi haben sich im Weltmeister-Team etabliert. Wie realistisch sind Ihre Chancen, einen von ihnen zu verdrängen?
Ich kenne meine Qualitäten und denke, dass ich wieder zum Nationalteam zurückkehren könnte. Aber es ist natürlich nicht einfach, weil diese Spieler in Deutschland öfter im TV oder live zu sehen sind. Das ist bei mir nicht der Fall.

Müssten Sie für ein DFB-Comeback zu einem Verein wechseln, der hierzulande stärker wahrgenommen wird?
Natürlich wäre es einfacher, wenn ich in Deutschland, Spanien, England oder Italien spielen würde. Da schaut man eher drauf. Aber die russische Liga ist viel stärker als vor ein paar Jahren. Zenit oder ZSKA sind regelmäßig in der Champions League. Für mich wäre es besser, wenn ich auch dort spielen könnte, und das ist mein Ziel mit Spartak.

Würden Sie Moskau verlassen, falls der Klub kommende Saison nicht international vertreten wäre?
Das ist eine hypothetische Frage, die kann ich jetzt nicht beantworten. Ich denke nicht daran, dass wir gar nicht international spielen werden, dafür haben wir zu viel Qualität im Kader, und ich hoffe, dass wir die Champions League erreichen.

Zur Winterpause liegt Spartak als Tabellensechster fünf Punkte hinter Platz zwei, der zur Champions-League-Quali berechtigt, auf Spitzenreiter Zenit sind es gar zwölf Punkte…"
Vor der Saison war unser Ziel als Rekordmeister eigentlich, Meister zu werden. Aber dieses Jahr ist Zenit wieder sehr stark. Wir hatten in der Vorrunde das Problem, dass wir lange Zeit kein eigenes Stadion hatten und die ersten Spiele alle auswärts absolvierten. Das ist nicht ohne in Russland, die Strecken sind viel weiter, die Flüge anstrengend.

Ihr erstes Jahr bei Spartak war von Verletzungspech geprägt, seit dieser Saison sind Sie Stammspieler. Wie bewerten Sie ihre eigene Entwicklung?
Kurz vor meinem Wechsel im Sommer 2013 verletzte ich mich im Einsatz für Stuttgart am Meniskus. Als ich dann bei Spartak langsam wieder fit wurde, war die Saison fast vorbei. Vor meiner zweiten Saison galt ich deshalb quasi als Neuverpflichtung. Ich sehe mich auf einem guten Weg und versuche, als Führungsspieler zu agieren. In der Rückrunde möchte ich meine Leistung weiter verbessern.

Sind die Anforderungen an einen Abwehrspieler in der russischen Liga andere als die an einen Bundesliga-Verteidiger?
Verteidigen muss man überall als Abwehrspieler. In der Bundesliga ist die Geschwindigkeit ein bisschen höher, aber dafür gibt es in Russland mehr Zweikämpfe, es geht härter zu. Weil viele Spieler technisch limitierter sind als in Deutschland, machen sie dies durch Kampf wett.

Dabei gelten Sie als spielerisch versierter Spieler, der das Spiel gestalten kann...
Dass ich knifflige Szenen spielerisch lösen will, kennt man hier nicht allzu gut. Andere Spieler pflegen eher die englische Art: Ball erobern und nach vorne. Meine Stärken in der Spieleröffnung kann ich gut einsetzen.

Ihr Vertrag bei Spartak läuft bis 2017. Wie sieht Ihre Zukunftsplanung aus?
Ich fühle mich wohl in Moskau, meinen Vertrag will ich gerne erfüllen. Aber im Fußball weiß man natürlich nie. Eine Rückkehr in die Bundesliga könnte ich mir irgendwann auch sehr gut vorstellen.

Wie verfolgen Sie die Bundesliga, insbesondere Ihren abstiegsgefährdeten Ex-Verein VfB Stuttgart?
Ich versuche, so viel wie möglich mitzubekommen. Für Stuttgart sieht es natürlich nicht so gut aus. Ich hab seit der D-Jugend für den VfB gespielt, sieben Jahre Profifußball, war drei Jahre Kapitän, telefoniere nach wie vor sehr viel mit Stuttgart – das tut natürlich sehr weh.

Hier geht’s zum Instagram-Profil von Serdar Tasci: instagram.com/serdartasci5

Was glauben Sie: Abstieg oder Klassenerhalt?
Wenn man die Qualität vom Kader sieht, müsste es eigentlich reichen. Mit Huub Stevens hat Stuttgart außerdem einen Trainer, der genau weiß, wie Abstiegskampf geht, das hat er schon letztes Jahr beim VfB bewiesen. Es wäre wichtig, mal zuhause dreckig drei Punkte zu holen, damit die Blockade aus den Köpfen der Spieler rauskommt. Dann kann man eine Serie starten. Ich bin optimistisch, dass sie das noch packen.

Werden Sie angesichts Ihrer Bundesliga-Expertise von den Spartak-Verantwortlichen zu Rate gezogen, wenn es um potentielle Transfers geht?
Ich wurde schon mal zu einem Spieler gefragt, ja. Ich habe jahrelang in der Bundesliga gespielt und wenn es ein Spieler ist, gegen den oder mit dem ich gespielt habe, dann kann es vorkommen, dass der Manager sagt: 'Hey, was denkst du? Kannst du was über den Spieler sagen?'."

Was auch vorkommen kann: dass Sie regelmäßig auf die Waage müssen...
Ja, da ist Spartak sehr professionell. Gewichtskontrollen werden hier mehrmals in der Woche gemacht. Das war in Stuttgart nicht so oft der Fall. Ich denke, es ist positiv. Jeder Spieler muss sich gesund ernähren.

Manche Spieler sollen aufgrund der Finanzkrise von ihren Klubs um Verzicht auf 20 Prozent ihres Gehalts gebeten worden sein – was bekommen Sie davon mit?
Bei uns läuft es ganz normal weiter. Das trifft eher die kleineren Vereine.

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Haben Sie sich inzwischen in Moskau eingelebt?
Klar, am Anfang hatte ich Probleme. Stuttgart ist eine schöne Stadt mit 600.000 Einwohnern, in Moskau leben 13 Millionen Menschen - das sind andere Dimensionen. Ich lebe direkt in der Innenstadt. Viel Verkehr, viele Menschen, viel Hektik. Aber mittlerweile fühl ich mich eigentlich ganz wohl.

Was macht Ihr Russisch?
Hat sich verbessert. Es ist keine einfache Sprache. Aber ich bin dabei, Russisch so zu lernen, dass ich mich draußen verständigen kann.

Haben Sie immer noch Ihren Chauffeur?
Den hab ich noch, ja. Das ist üblich bei den Moskauer Klubs. Für 40 Kilometer braucht man hier ungefähr eineinhalb Stunden. Wenn es gut läuft. Wenn ich morgens selbst zum Platz fahren müsste, wäre ich schon vor dem Training kaputt.

Lange Wege sind es auch zu den Auswärtsspielen...
Oh ja. Im Pokal mussten wir zu einem Zweitligisten. Eine Hammer-Reise. Da sind wir zehn Stunden hingeflogen, haben 90 Minuten gespielt und sind dann wieder zehn Stunden zurück. Solche Reisen für ein Spiel kennt man in Deutschland nicht.

Eine besondere Auswärtsfahrt steht in der Rückrunde an. Spartak muss noch nach Rostow, direkt an der Grenze zur Ostukraine. Bammel?
Wenn der russische Verband sein "Okay" gibt, kann man dort spielen. Dann fliegt man dorthin, spielt und fliegt zurück. In Moskau bekommt man nicht so viel von der Krise mit, wenn ich ehrlich bin. Hier läuft das Leben ganz normal weiter.

Haben Sie Heimweh? Vermissen Sie etwas in Moskau?
Heimweh jetzt nicht unbedingt. Aber ich freue mich immer wieder, wenn ich nach Stuttgart zurückkehren und Familie und Freunde treffen kann. Das Schöne ist auch, dass ich in Moskau immer wieder Besuch bekomme. Was ich aber vermisse: das Essen meiner Mutter. Aber das kriegen wir irgendwie auch immer geregelt. Wenn jemand zu Besuch kommt, bekomme ich Kleinigkeiten mitgebracht.

(scherzhaft) Schmuggel!
(lacht) Nee, keine größeren Sachen, das kann man noch gelten lassen.

Das Interview führte Maximilian Miguletz.

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