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FC Barcelona: Lionel Messi – was wirklich hinter seinen Plänen stecken könnte


Doch kein Wechsel?
Was wirklich hinter den Messi-Plänen stecken könnte

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 26.08.2020Lesedauer: 5 Min.
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Lionel Messi: Geht er oder geht er nicht?Vergrößern des Bildes
Lionel Messi: Geht er oder geht er nicht? (Quelle: imago-images-bilder)

Ein Fax von Lionel Messi hat für Aufruhr in Barcelona gesorgt. Er, der große Star der Katalanen, will per Klausel den Verein verlassen und sich einem neuen Klub anschließen. Doch hat er das wirklich vor?

In Interviews ist Lionel Messi normalerweise eher zurückhaltend, äußert sich diplomatisch und findet über jeden lobende Worte. Doch seine Wutrede nach der 1:2-Niederlage in der Liga gegen Osasuna hatte es in sich. Damals machte Barcelona den Hauptkonkurrenten Real Madrid vorzeitig zum Meister. Eine Blamage für die Katalanen, die über große Teile der Saison die Tabelle anführten. Er bezeichnete das Team als eine "inkonstante, schwache Mannschaft". Messi weiter: "Wir müssen selbstkritisch sein, die Spieler und alle Mitarbeiter in diesem Verein. [...] Unsere Leistungen in den letzten Spielen lassen viele Wünsche offen."

Wenn sich der beste Spieler eines Teams so äußert, sollten alle Alarmglocken läuten. Denn Lionel Messi ist nicht einfach nur der beste Spieler des FC Barcelona, er ist der Kronprinz und heimliche Klub-Boss. Seinetwegen wurden bereits Trainer gefeuert, auch Transfers wurden nach ihm ausgerichtet. Wenn er etwas will, bekommt er das auch. Zumindest fast immer. Denn auf Titel musste er diese Saison verzichten. In besagtem Interview prognostizierte er bereits, dass Barça so keine Chance auf den Champions League-Titel haben würde – und behielt recht.

Die Wut auf die Chefetage ist groß

Am Dienstag zog er die Reißleine. Messi wollte von einer Klausel Gebrauch machen, den Klub ablösefrei verlassen zu dürfen. Bei den Fans führte das zu Protesten. Nur wenige Stunden, nachdem das Messi-Einschreiben publik wurde, versammelten sich einige Fans vor dem Stadion, zeigten den Mittelfinger in Richtung des Vereinsgebäudes. Die Wut auf die Chefetage ist groß.

Und womöglich ist es genau das, was Messi will: nicht seinen eigenen Wechsel, sondern den an der Klubspitze.

Kritik wegen La Masia

Mehrfach kritisierte der 33-Jährige in den letzten Jahren indirekt die Führungsriege um den umstrittenen Präsidenten Josep Bartomeu. 2018 merkte Messi in einem Interview mit der spanischen Zeitung "Sport" an, dass zu viele Talente die Barça-Jugendakademie La Masia verlassen würden. "Unter Guardiola war die Ausbeute am größten. Zuletzt ist das etwas verloren gegangen und wichtige Spieler haben die Akademie verlassen, weil sie woanders bessere Chancen sehen. [...] Es ist untypisch, dass sie vom besten Team der Welt zu viel kleineren Teams gehen."

Diese Äußerungen waren nicht nur an die Trainer des Klubs gerichtet, die zu wenigen Eigengewächsen eine Chance gaben. Sie waren auch an die Vereinsspitze gerichtet. Denn Messi selbst ist ein Produkt von La Masia. Genauso wie Andres Iniesta, Gerard Pique oder Thiago, die zu Zeiten von Präsidenten wie Joan Laporta (2003-2010) oder Sandro Rosell (2010-2014) im Klub zu Stars wurden. Doch unter Bartomeu, der seit 2014 im Amt ist, gab es nur noch ganz wenige Erfolge in Sachen Jugendarbeit. Ein Dorn im Auge von Lionel Messi.

Blamagen in der Königsklasse

Sportlich lief es dazu seit dem Rücktritt von Trainer Luis Enrique 2017 eher dürftig. National feierten die Katalanen zwar zwei weitere Meisterschaften und einen Pokalsieg, doch auf internationaler Ebene lief es enttäuschend. 2018: Aus im Champions-League-Viertelfinale nach einer 0:3-Pleite im Rückspiel beim AS Rom – trotz 4:1-Sieges im Hinspiel. 2019: Aus im Champions-League-Halbfinale nach einer 0:4-Klatsche im Rückspiel beim FC Liverpool – trotz 3:0-Sieges im Hinspiel. Nun die 2:8-Demontage durch den FC Bayern.

Egal, ob damals Ernesto Valverde oder heute der mittlerweile entlassene Quique Setien, die Trainer-Entscheidungen von Bartomeu und seinem Team waren zuletzt nicht die richtige Wahl. Die internationalen Enttäuschungen nagten an Messi, der hungrig nach weiteren Titeln war und ist.

Barça zeigte kaum noch den typischen Barcelona-Fußball, der unter Johan Cruyff oder Pep Guardiola die Massen begeisterte. Zu oft fehlte eine klare Struktur. Das wurde in der Champions League in genannten Spielen teuer bestraft. Dazu floppten millionenschwere Transfers: Weder Ousmane Dembélé (kam 2017 für 138 Mio. Euro von Borussia Dortmund) noch Philippe Coutinho (kam 2018 für 145 Mio. vom FC Liverpool) oder Antoine Griezmann (kam 2019 für 120 Mio. von Atlético Madrid) konnten bisher die Erwartungen erfüllen. Die Arbeitslast blieb auf den immer gleichen Schultern und auch abseits des Rasens gab es immer mehr Wortgefechte.

Streit mit Abidal, dann mit Bartomeu

Als im Februar 2020 Ernesto Valverde als Trainer gehen musste, erklärte der damalige Sportdirektor Eric Abidal in einem "Sport"-Interview, dass mehrere Spieler gegen Valverde gewesen seien und sich der Klub deshalb von ihm trennen musste. Das stieß Messi übel auf. Bei Instagram schrieb er: "Jeder muss Verantwortung für seine Aufgaben übernehmen und Entscheidungen treffen. Wir Spieler müssen auf dem Platz liefern und dafür gerade stehen, wenn es nicht so läuft. Die sportliche Führung sollte sich ebenso ihrer Aufgaben bewusst sein und Verantwortung für ihre Entscheidungen übernehmen."

Messi weiter: "Wenn man öffentlich über Spieler redet, sollte man auch ihre Namen nennen. Wenn man das nicht tut, beschmutzt man den Namen eines jeden und streut unnötig Gerüchte, die nicht wahr sind."

Der Giftpfeil Messis traf nicht nur Abidal, sondern auch Bartomeu, der Abidal zwei Jahre zuvor eingestellt hatte. Bartomeu schlichtete daraufhin zwischen beiden Parteien, doch der Streit hinterließ Narben.

Die Corona-Krise befeuert den Ärger

Nur einen Monat später rissen diese wieder auf. Durch die Corona-Krise war der FC Barcelona finanziell schwer getroffen. Der Verein kündigte deshalb an, die Spielergehälter temporär um 70 Prozent zu kürzen. Daran übte Messi scharfe Kritik: "Es überrascht uns immer wieder, dass es innerhalb des Klubs welche gab, die versucht haben, uns ins Rampenlicht zu stellen und Druck auf uns auszuüben, damit wir etwas tun, was wir ohnehin immer vorhatten", schrieb er bei Instagram.

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Messi bekam viel Zuspruch für seine Aussagen, die Klubführung erntete Kritik. Als dann auch noch die Meisterschaft unter Neu-Trainer Setien verloren ging, gab Messi das zu Beginn des Textes beschriebene Interview. Auch dort forderte er Selbstkritik von allen Mitarbeitern ein. Dass er damit weniger die Vereinsköche als die Klubführung meinte, ist klar.

Zwei Szenarien für Bartomeu

Die Stimmung in Barcelona ist längst gekippt, Bartomeu angezählt, Abidal musste nach dem 2:8 gegen die Bayern gehen. Messis Wechselabsichten haben nun die fußballverrückte Stadt aufgeschreckt. Von Klub-Legende Carles Puyol gab es die "ganze Unterstützung" für Messi, auch Teamkollege und Fan-Liebling Luis Suarez spendete virtuellen Beifall. Es brodelt im Klub.

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Wenn Bartomeu jetzt der Präsident wird, unter dem Lionel Messi den Klub verlässt, ist er aus Sicht der Fans wohl nicht mehr tragbar. Messis Fax sorgt also für eine schwierige Lage, aus der sich Bartomeu nur in zwei Szenarien befreien kann.

Erstens: Messi geht und Bartomeu schafft einen erfolgreichen Umbau, wobei ihm selbst dann die Fans den Abgang ihres Helden kaum verzeihen könnten. Zweitens: Bartomeu tritt zurück und überlässt einer anderen Person seinen Posten. Dann würde womöglich auch Kronprinz Lionel Messi in Barcelona bleiben.

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