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Mesut Özil hört auf: Ein Weltmeister, der "nie geliebt" wurde


Weltmeister hört auf
Nie geliebt

  • Noah Platschko
MeinungVon Noah Platschko

Aktualisiert am 22.03.2023Lesedauer: 2 Min.
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Mesut Özil: Der gebürtige Gelsenkirchener hat seine Karriere beendet. (Quelle: Kenta Jönsson)

Mesut Özil hängt seine Fußballschuhe an den Nagel. Damit beendet einer seine Karriere, der genial am Ball, aber nie von allen geliebt war.

Mesut Özil macht Schluss. Der 34-jährige Weltmeister von 2014 möchte nicht mehr. Vielleicht kann er auch nicht mehr. Schließlich schlug sich der gebürtige Gelsenkirchener zuletzt immer wieder mit Rückenproblemen herum – und sorgte auf dem Platz kaum mehr für Schlagzeilen.

Damit verabschiedet sich eine der umstrittensten Persönlichkeiten der deutschen Nationalmannschaft von der Fußballbühne. Unvergessen der WM-Titel 2014, den er gemeinsam mit Ex-Bundestrainer Joachim Löw in Brasilien feiern durfte.

Özil fühlte sich verraten

Doch ebenso unvergessen ist sein Foto mit dem türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdoğan, das kurz vor der WM 2018 aufgenommen wurde, für große politische Kontroversen während des Turniers sorgte und schließlich in Özils Rücktritt nach dem deutschen WM-Aus gipfelte.

Spätestens mit jenem schicksalhaften Foto und Özils anschließender Generalkritik am DFB ist etwas kaputtgegangen. Özil, der als Musterbeispiel für Integration galt, er fühlte sich verraten.

"In den Augen von Grindel (damaliger DFB-Präsident, Anm. d. Red.) und seinen Helfern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, und ein Immigrant, wenn wir verlieren", sagte Özil damals in seinem dreiteiligen Statement. Es war eine Generalabrechnung mit einem Verband und dessen Verantwortlichen, von denen er sich zutiefst missverstanden fühlte. In seinem Post zum Karriereende dankt er explizit seinen ehemaligen Bundesligaklubs Werder Bremen und Schalke 04. Vom DFB keine Spur.

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Özil sah sich als Opfer einer gegen ihn gerichteten Kampagne, verkannte dabei aber gleichzeitig die politische Tragweite seines Erdoğan-Fotos. Von Selbstkritik keinerlei Spur. Umso tragischer, dass jener Zeitpunkt der politischen Instrumentalisierung, der sich Özil hingab, gleichzeitig einen Wendepunkt in seiner so ruhmreichen Fußballerkarriere markierte.

Er bekam nie die Anerkennung, die er sich gewünscht hätte

Beim FC Arsenal, zu dem er 2013 nach drei Jahren bei Real Madrid gewechselt war, geriet er mehr und mehr aufs Abstellgleis, ehe er im Januar 2021 in die Türkei wechselte und damit langsam in der fußballerischen Bedeutungslosigkeit verschwand.

Doch von Özil bleibt mehr als sein Foto. Es bleibt ein junger Mann, der immer nur zocken wollte. Ob auf der Konsole oder auf dem Feld. Einer, der mit seiner Übersicht auf dem Feld brillierte und den vorletzten Pass spielen konnte wie kein anderer. Daran änderte auch die unsachliche und unverschämte Kritik von Uli Hoeneß ("Hat den größten Dreck gespielt") oder der von Teilen der Bevölkerung geäußerte Rassismus nichts.

So hinterlässt der langjährige Bremer und Schalker ein großes fußballerisches Vermächtnis, welches ihm jedoch, zumindest in Deutschland, nie die Anerkennung und Liebe verschaffte, die er sich möglicherweise gewünscht hätte.

Der Journalist Andreas Bock vom Fußballmagazin "11Freunde" begleitete Özil im Oktober 2016 anlässlich seines 28. Geburtstages. Er schrieb: "Ohne den Ball am Fuß wirkt er fragil, beinahe ängstlich. Wie ein Kind, das die Eltern gegen seinen Willen auf eine Familienfeier mitgenommen haben und das am liebsten ganz schnell heim möchte, zurück zu den Freunden, auf den Bolzplatz, an die Playstation." Eine treffende Beschreibung für einen, der nie von allen geliebt wurde. Zumindest nicht in Deutschland.

Verwendete Quellen
  • 11freunde.de: "Großer Bruder Mesut" (kostenpflichtig)
  • Eigene Recherche
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