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Barbara Schett vor French Open: "Würde mein Geld nicht auf Kerber setzen"


Ex-Tennis-Ass
"Würde mein Geld nicht auf Kerber setzen"

  • Noah Platschko
InterviewVon Noah Platschko

Aktualisiert am 27.09.2020Lesedauer: 5 Min.
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Angelique Kerber: Die deutsche Tennisspielerin zählt nicht zu den Favoriten.Vergrößern des Bildes
Angelique Kerber: Die deutsche Tennisspielerin zählt nicht zu den Favoriten. (Quelle: ZUMA Wire/imago-images-bilder)

Sie ist die bis heute erfolgreichste österreichische Tennisspielerin. Mit t-online spricht Barbara Schett über den US-Open-Sieg ihres Landsmanns Dominic Thiem und die Chancen der Deutschen in Paris.

Am heutigen Sonntag starten die French Open in Paris. Mit dabei als Moderatorin und Expertin für Eurosport: Barbara Schett. Ende der 90er-Jahre gehörte sie zu den besten Tennis-Spielerinnen der Welt. Im September 1999 war die heute 44-Jährige die Nummer sieben der Weltrangliste.

Aktuell steht ein Landsmann von ihr im Fokus der Tenniswelt. Dominic Thiem gewann Mitte September als erster Österreicher im Einzel die US Open – und als erster Österreicher seit Thomas Muster 1995 wieder ein Grand-Slam-Finale.

25 Jahre später will es Thiem Muster gleichtun und nach den Finalpleiten 2018 und 2019 endlich auch bei den French Open in Paris (hier geht's zum Newsblog) triumphieren.

Wie stehen seine Chancen? Kann er die ewige Dominanz Rafael Nadals durchbrechen? Und welche Rolle werden Alexander Zverev und Angelique Kerber spielen? t-online hat vor dem Turnier mit der heutigen Eurosport-Expertin Barbara Schett gesprochen.

t-online: Frau Schett, Dominic Thiem kommt als amtierender US-Open-Gewinner zu den French Open. Wie groß sind seine Chancen, das Turnier zu gewinnen?

Barbara Schett (44): Der Sieg zuletzt in New York war extrem wichtig für sein Selbstvertrauen. Es war ja schon sein viertes Grand-Slam-Finale. Wenn er das verloren hätte, wäre es psychisch nicht optimal gewesen. Die wichtigste Frage wird sein, wie er sich von New York erholen konnte und ob ihm die Umstellung auf Sand gelingen wird. Aber er liebt den Belag und hat die Klasse, sich anzupassen.

Mit seinem Triumph ist er wohl endgültig in der absoluten Weltspitze angekommen – wenn er dort nicht schon war. Gibt es in Österreich eigentlich einen Tennis-Hype?

Der hat sich in den vergangenen Jahren abgezeichnet. Ich würde schon sagen, dass Thiem in Österreich einen Tennis-Boom ausgelöst hat. Es ist nicht zu vergleichen mit den Zeiten, als Thomas Muster die French Open gewonnen hat. Aber dennoch greifen enorm viele Kinder zum Tennisschläger. Auch Menschen, die nichts mit Tennis am Hut haben, wissen, wer Dominic Thiem ist. Ich freue mich sehr, dass wir in Österreich mit Dominic auf dieser Erfolgswelle reiten können. Es ist spürbar, dass Tennis in aller Munde ist.

Thiems Gegner im US-Open-Finale war der Deutsche Alexander Zverev. Was trauen Sie ihm in Paris zu?

Die Final-Niederlage muss sehr enttäuschend für ihn gewesen sein, er lag mit zwei Sätzen und einem Break vorne. So eine Partie noch zu verlieren: das nagt an einem. Aber Zverev hat gezeigt, dass er alle schlagen kann. Die mentale Belastung, solch eine Partie zu Ende zu bringen, ist eben sehr groß. Aber es war sein erstes Grand-Slam-Finale. Er ist in New York noch einmal gereift und hat sicherlich viel gelernt in diesem Jahr. Es ist eine Frage der Zeit, bis er seinen ersten Grand-Slam-Titel gewinnt.

Ist er für Sie denn schon ein Star oder mehr das Talent, das in die Weltspitze vordringen möchte?

Zverev wird im Tennis als Star wahrgenommen. Die Stimmen, dass er grantig und unnahbar ist, gibt es aber nach wie vor. Für mich ist er eine große Persönlichkeit, die eben auch mal polarisiert. Leute mögen ihn oder Leute mögen ihn nicht. Er hat noch einiges vor in seiner noch jungen Karriere.

Sein Bild in der Öffentlichkeit war nicht immer das beste.

Die deutsche Presse geht sehr hart mit einem um. Ich fände es schade, wenn er als Loser dargestellt werden würde, sollte er nicht ständig Finals gewinnen. Ich sehe ihn als Tennisstar, der auf dem stetigen Weg nach oben ist. Wichtig für ihn ist, dass er im Moment des Erfolgs den richtigen Umgang damit findet.

Kommen wir zu den Damen. Wie stehen die Chancen der besten deutschen Spielerin Angelique Kerber?

Jeder weiß, dass Sand nicht ihr liebster Belag ist. Es würde mich sehr überraschen, wenn sie weiter als ins Viertelfinale kommt. Die Bälle sind etwas schwerer dieses Jahr bei den French Open, dadurch wird das Spiel automatisch langsamer – das mag sie eigentlich gar nicht. Auch wenn das jetzt etwas hart klingt: Ich würde mein Geld nicht auf sie setzen.

Wer ist bei den Damen für Sie die Favoritin?

Simona Halep muss man nach ihrem Sieg in Rom sicherlich an erster Stelle nennen. Sie fühlt sich auf dem Belag am wohlsten und ist von allen Akteurinnen die konstanteste. Auch Karolina Pliskova lechzt nach ihrem ersten Grand-Slam-Titel. Naomi Osaka ist zwar nicht dabei, aber ich glaube ohnehin nicht, dass sie das Turnier gewonnen hätte.

Was ist mit Serena Williams? Sie steht immer noch bei 23 Grand-Slam-Titeln. Genauso viele wie Steffi Graf.

Es wird extrem schwierig für sie. Je mehr Grand-Slams sie spielt, desto mehr beschleicht mich das Gefühl, dass es wohl nicht mehr reicht für den ganz großen Titel.

Die Bedingungen in Paris sind besondere, die Zahl der Infizierten ist in den vergangenen Tagen immer wieder gestiegen. Ist es trotzdem richtig, das Turnier vor Fans stattfinden zu lassen?

Zunächst: Es macht einen Riesenunterschied, ob 200, 2.000 oder 10.000 Zuschauer da sind. Der Spieler profitiert vom Publikum, da dadurch erst eine Atmosphäre zustandekommt. Darum finde ich es schon gut, dass es in Paris Zuschauer geben wird. Aber an erster Stelle steht die Sicherheit der Spieler. Ich gehe davon aus, dass diese gewährleistet ist.

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Wie schwierig ist es für die Spieler, mit den Gegebenheiten vor Ort umzugehen?

Die Spieler sind irrsinnig eingeschränkt, das habe ich vergangene Woche schon beim ATP-Turnier in Hamburg miterleben können. Aber Spieler lassen sich ungern einschränken. Die machen ganz gerne das, was sie wollen und sind da auch sehr egoistisch (lacht). Sie verbringen wahnsinnig viel Zeit im Hotel, können nicht einfach mal raus aus ihrer Bubble und etwas Essen gehen. Der Fokus liegt auf der Sicherheit. Man darf kein Risiko eingehen, die Tour zu gefährden.

Was auch Stress bedeutet, sind die Tests. Das ständige Warten auf ein negatives Testergebnis ist sehr nervenaufreibend, für die Leute vor Ort aber insbesondere auch für die Akteure, die eben ein Turnier zu spielen haben. Das geht nicht spurlos an ihnen vorbei und ist eine psychische Belastung. Ich bin sehr gespannt, wie zum Beispiel Rafael Nadal mit den ganzen Einschränkungen umgehen wird.

Warum sind Sie gerade bei ihm gespannt?

Es gibt solche und solche Spieler, manche profitieren vielleicht von den besonderen Bedingungen. Aber Rafa hat immer seine alljährliche Routine, seine geregelten Abläufe. Diese werden nun durchbrochen. Er kann eben nicht mehr in sein Lieblingsrestaurant, sondern muss sich in den offiziellen Bereichen aufhalten. Dazu die neuen Bälle, die kühlere Temperatur im Herbst. Ich bin gespannt, wie und ob er das wegstecken wird. Trotzdem bleibt er der große Favorit.

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