Guten Morgen aus Paris Seit 1992 auf dem absteigenden Ast
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach zweieinhalb Wochen sind die Spiele in Paris heute Abend auch schon wieder vorbei. Da ist es Zeit für einen Blick auf den Medaillenspiegel. Dort liegt das deutsche Team im Plan.
Bonjour liebe Leser,
kaum zu glauben, aber am heutigen Abend enden die Olympischen Spiele mit der großen Abschlussfeier in Paris. Nach zweieinhalb Wochen sind die Wettbewerbe dann schon wieder vorbei – wenn Sie mich fragen, viel zu schnell. Aber irgendwann muss man einen Schlusspunkt setzen.
Auch wenn das deutsche Team noch mindestens zwei große Chancen auf Gold hat (mehr dazu lesen Sie unten), ist es sicher nicht zu früh, eine kleine Abschlussbilanz zu ziehen.
- Olympia 2024: Der Medaillenspiegel der Spiele in Paris
Vor den Spielen hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) Platz neun im Medaillenspielgel ausgegeben – und genau der ist nach aktuellem Stand auch erreicht. Mit zwölfmal Gold, elfmal Silber und achtmal Bronze liegt das Team bei 32 Medaillen. Mindestens eine wird durch die deutschen Handballer, die im Finale am Mittag gegen Dänemark antreten (ab 13.30 im Liveticker bei t-online), noch dazukommen.
Bei den Spielen 2021 in Tokio stand am Ende ebenfalls der neunte Platz zu Buche – damals mit 37-mal Edelmetall. Allerdings waren darunter nur zehn Goldmedaillen.
"Wir haben in fast allen Sportarten erstklassige Leistungen gesehen, teilweise Weltklasseleistungen", bilanzierte DOSB-Leistungssportvorstand Olaf Tabor die Spiele 2024 aus deutscher Sicht.
Die wichtigste Rolle hatten wieder einmal die deutschen Reiter gespielt. Allein dieses Team verbuchte viermal Gold, dazu einmal Silber. Michael Jung (Vielseitigkeit), Jessica von Bredow-Werndl (Dressur), Isabell Werth (Dressur), Christian Kukuk (Springreiten) und Co. waren wieder einmal Erfolgsgaranten für das deutsche Team.
Äußerst zufriedenstellend lief es auch für die deutschen Rennkanuten, die mit insgesamt vier Medaillen – darunter zwei goldene im Kajak-Zweiter und -Vierer – nach Hause fahren. Jacob Schopf und Max Lemke saßen dabei jeweils in beiden Siegerbooten.
Sehr ordentlich lief es auch für das deutsche Leichtathletik-Team. Dank eines starken drittletzten Olympia-Tags, an dem Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye völlig überraschend Gold und die 4x100-Meter-Staffel der Frauen Bronze holten, kommt der Deutsche Leichtathletik-Verband ebenfalls auf vier Medaillen.
Darunter ist auch die silberne von Superstar Malaika Mihambo im Weitsprung, die sie trotz einer Corona-Infektion einige Wochen zuvor holte. Wirklich enttäuschend war lediglich Speerwerfer Julian Weber, der als Sechster hinter seinen Erwartungen blieb.
Durchaus überzeugt haben auch die deutschen Schwimmer mit jeweils einmal Gold, Silber und Bronze – wobei es bei ihnen Licht und Schatten gab. Während Lukas Märtens gleich am ersten Tag der Spiele mit Gold über 400 Meter Freistil ein Ausrufezeichen setzte, patzte sein Magdeburger Vereinskollege Florian Wellbrock sowohl im Becken als auch im Freiwasser und blieb in Paris ohne Medaille.
Eine der emotionalsten Geschichten der Spiele schrieb Ruderer Oliver Zeidler, der im Einer nach dem bitteren Vorlauf-Aus von Tokio 2021 souverän Gold gewann. Da sonst allerdings nur der Doppelvierer der Frauen noch Bronze holte, fällt die Bilanz beim Deutschen Ruderverband durchschnittlich aus. Allerdings war auch etwas Pech dabei, so wie beim Achter der Männer, der als Vierter unerwartet gut performte, eine Medaille aber verpasste.
Überraschend gut lief es im Basketball, auch wenn die Herren als amtierender Weltmeister nach einer bärenstarken Vorrunde am Ende die Nerven verloren und nur Platz vier holten. Das glichen allerdings vor allem die 3x3-Frauen aus, indem sie sensationell Gold holten.
In den Mannschaftssportarten zeigten sich die deutschen Teams überraschend gut, was unter anderem Platz zwei der Hockey-Herren, Bronze bei den Fußballerinnen sowie weitere gute Auftritte der Volleyballer sowie Hand- und Basketballerinnen zeigten. Hinzu kommen die eingangs erwähnten Handball-Männer, die heute um Gold spielen.
Eine Überraschung gab es im Triathlon, wo sich die Mixed-Staffel um Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemann den Olympiasieg sicherten. In den Einzelwettbewerben war es zuvor nicht so gelaufen, nachdem die Wasserqualität der Seine mehr Schlagzeilen gemacht hatte als die Sportler.
Etwas hinter den Erwartungen zurück blieben die Deutschen im Kanuslalom. Mit einer Silber- (Elena Lilik) und einer Bronzemedaille (Noah Hegge) fällt die Bilanz etwas schlechter aus als in Tokio. Das lag allerdings auch daran, dass Leistungsträger wie Sideris Tasiadis und Ricarda Funk eine Medaille unglücklich verpassten.
Ebenfalls eher durchwachsen ist die Bilanz bei den deutschen Judoka, die mit nur einer Silbermedaille durch Miriam Buttgereit den Heimweg antreten. Einige Topstars wie Fahnenträgerin und Gold-Topfavoritin Anna-Maria Wagner scheiterten dagegen.
Ebenfalls eher weniger gut lief es für den Bund Deutscher Radfahrer. In den Straßenrennen fuhren Frauen und Männer der Spitze weit hinterher, und auf der Bahn ist Teamsprint-Bronze von Emma Hinze, Lea-Sophie Friedrich und Pauline Grabosch die bisher einzige Medaille – und das wohlgemerkt nach vier Weltmeistertiteln in Folge. Am Sonntag könnte Friedrich, die im Einzelsprint Topfavoritin ist, aber einen versöhnlichen Abschluss herbeiführen.
Ohne Medaille blieben die deutschen Turner, bei denen Lukas Dauser die in ihn gesetzten Erwartungen nicht voll erfüllen konnte. Ihrer Favoritenrolle gerecht wurde derweil Darja Varfolomeev, die sich in der Rhythmischen Sportgymnastik mit erst 17 Jahren zur Olympiasiegerin kürte.
Ganz schwache Spiele gab es für die deutschen Fechter, die lange Jahre Medaillengaranten waren. In Paris waren sie von Edelmetall allerdings weit entfernt. Nicht ganz so schlimm sah es im Tennis aus, doch weder Tokio-Olympiasieger Alexander Zverev noch die mittlerweile zurückgetretene Angelique Kerber kamen übers Viertelfinale hinaus.
Erfreulich waren derweil zahlreiche Medaillen, die so eher nicht eingeplant waren, wie das Box-Bronze von Schwergewichtler Nelvie Tiafack, die Silbermedaillen von Esther Henseleit (Golf), Florian Unruh und Michelle Kroppen (Bogenschießen) oder Nils Ehlers und Clemens Wickler (Beachvolleyball).
Unter dem Strich bleibt für das deutsche Team ein Gesamtergebnis, auf dem man aufbauen kann. Allerdings sollte nicht verschleiert werden, dass die Medaillenanzahl seit den Spielen in Barcelona 1992 – den ersten nach der Wiedervereinigung – stetig abgenommen hat. Damals hatte das deutsche Team noch 82-mal Edelmetall geholt.
"Bei dieser Ausbeute setzt sich das leider fort. Wir hatten viele vierte und fünfte Plätze. Das schmerzt, da haben wir die eine oder andere Medaille liegen gelassen", erklärter DOSB-Vorstand Tabor zu Paris 2021. Mittelfristig will er wieder in die Top-5 des Medaillenrankings. Dafür bedarf es im deutschen Spitzensport aber wohl grundlegender Veränderungen.
Das ist heute aus deutscher Sicht relevant
Auch, wenn nur noch wenige Wettbewerbe anstehen, ist für das deutsche Team am letzten Tag der Spiele gleich zweimal Gold drin. Ab 12.45 Uhr hat Lea Sophie Friedrich im Bahnrad-Sprint beste Aussichten auf den ganz großen Coup. In der Qualifikation war die Cottbuserin in 10,029 Sekunden über 200 Meter fliegend Weltrekord gefahren. Der finale Lauf ist um 13.44 Uhr terminiert.
Etwa eine Viertelstunde davor starten die deutschen Handballer das Unternehmen Olympiagold. Nach dem Thriller gegen Gastgeber Frankreich und dem anschließenden Sieg gegen Spanien geht es für die Schützlinge von Bundestrainer Alfred Gislason in Lille gegen Weltmeister Dänemark (ab 13.30 Uhr).
Was noch spannend ist
Natürlich die große Abschlussfeier. Ab 21 Uhr bildet diese den Schlusspunkt der Spiele. Dazu wird auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Stade de France sein. Die Liste der erwarteten Künstler ist indes geheim.
US-Medien hatten jedoch berichtet, dass sich Hollywoodstar Tom Cruise bei einem Stunt vom Dach des Stadions abseilen und dabei die Olympische Flagge tragen wird.
Des Weiteren sollen mehr als hundert Darsteller, Akrobaten und Tänzer auftreten. Die deutschen Fahnenträger werden die Olympiasieger Laura Lindemann (Triathlon-Mixed-Staffel) und Max Rendschmidt (Kajak-Vierer) sein.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag und bleiben Sie olympisch,
Alexander Kohne
- Eigene Beobachtungen vor Ort
- olympics.com: Medaillenspiegel von Paris 2024