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Kommentar zum Zverev-Ausraster: Verdammt noch mal!


Tennisstar Zverev und die Ausraster
Und er wundert sich noch?

  • David Digili
MeinungEin Kommentar von David Digili

Aktualisiert am 23.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Alexander Zverev: Aussetzer durchziehen seine bisherige Karriere.Vergrößern des Bildes
Alexander Zverev: Aussetzer durchziehen seine bisherige Karriere. (Quelle: Panoramic/imago-images-bilder)

Alexander Zverev gilt als einer der talentiertesten Spieler der Tenniswelt, steht sich aber immer wieder selbst im Weg. Er verzweifelt an seinem Image – sein neuester Wutausbruch bestätigt es allerdings auf fatale Weise.

Er hat alles, was sich ein Tennisspieler wünschen kann, die besten Anlagen. Sein Aufschlag ist eine Waffe, seine Rückhand gefürchtet, sein Spiel dominant, sein Talent unbestritten. Er ist aktuell Deutschlands Bester. Die Nummer drei der Welt. Olympiasieger.

Aber: Trotzdem wird Alexander Zverev nie ein ganz Großer werden – wenn er sich nicht endlich in den Griff bekommt. Sein Ausraster nach dem Aus im Doppel beim ATP-Turnier in Acapulco hat – mal wieder, leider – gezeigt: Dem 24-Jährigen fehlt noch immer das Format zum echten Weltstar – und vor allem auch die Einsicht, sich nicht immer wieder selbst zu demontieren.

Mehrfach hat er mit voller Kraft auf den Stuhl des Schiedsrichters eingeschlagen. Was wäre passiert, wenn er mit seinem Schläger unabsichtlich den Unparteiischen selbst getroffen hätte? Mit seiner Unbeherrschtheit hat er sich um die Titelverteidigung in Mexiko gebracht, und er kann sich glücklich schätzen, wenn es der Tennis-Weltverband bei der Disqualifikation belässt und ihm nicht noch eine zusätzliche Strafe oder gar eine Sperre aufbrummt. Nicht zu vergessen: Das alles, weil er im Doppel ausgeschieden ist. Brennende Leidenschaft für den Sport ist oft auch förderlich – nicht aber, wenn sie ständig in unkontrollierte Wut umschlägt.

Man möchte ihm sagen: Verdammt noch mal, reiß Dich endlich zusammen!

Zverevs Image klebt an ihm

Nach der Goldmedaille bei den Spielen in Tokio gab es die Hoffnung: Jetzt hat er es endlich verstanden. Jetzt weiß er, was es braucht, um nach ganz oben zu kommen. Zverev gab sich als würdiger Gewinner, bescheiden, selbstreflektiert, mit Größe. Auch bei den ATP-Finals im letzten November, dem großen Saisonabschluss, konnte er sich schon zum zweiten Mal gegen die restliche Tennis-Weltelite durchsetzen. So sieht doch eigentlich einer aus, der nun auch endlich bei den Grand-Slam-Turnieren angreifen kann, Titel gewinnen kann – der große Wunsch aller deutschen Tennisfans.

Zverev selbst verzweifelt daran, dass ihn die Öffentlichkeit zwar für Erfolge bejubelt, aber eben nicht liebt. Die ganz große Heldenverehrung bleibt ihm weiter verwehrt. Langsam aber drängt sich die Frage auf: Und er wundert sich noch? Denn das Image des mit Goldketten behangenen Schnösels klebt an ihm wie das Tape am Griff seines Schlägers – gerade wegen solcher Ausraster wie an diesem Dienstag in Acapulco, die er offenbar einfach nicht abstellen kann. Aber auch, weil ihm Geschichten wie die Teilnahme an der umstrittenen Adria-Tour von Novak Djokovic mitten in der ersten Hochphase der Corona-Pandemie und – viel schwerwiegender noch – Vorwürfe häuslicher Gewalt nicht vergessen werden.

Boris Becker war immer "Bobbele"

Mit seiner Unkontrolliertheit droht Alexander Zverev sein Talent zu vergeuden. Mehr noch: Er schadet damit vor allem sich selbst, aber auch dem deutschen Tennis.

Boris Becker ist noch immer die Lichtgestalt des Sports in Deutschland. Selbst seine diversen Affären abseits vom Platz werden ihm weitestgehend verziehen, er war und ist für Fans auf ewig das "Bobbele". Als TV-Experte ist er geschätzt, ebenso wie US-Grande John McEnroe. Der ging nicht nur durch seine Erfolge, sondern auch durch seine Unbeherrschtheit in die Tennisgeschichte ein, machte ein Match damit eher zu einem noch größeren Spektakel. Heute wird mit einem Augenzwinkern auf McEnroes Pöbeleien zurückgeblickt. Ein anderes Talent neigte in ganz jungen Jahren einst auch zu wilden Wutausbrüchen – dann wurde aus Roger Federer der Größte überhaupt.

Und Zverevs Kollege Nick Kyrgios mag mit seinen Eigenwilligkeiten auf dem Court ebenfalls gerne mal empören, hat sich mittlerweile aber auch durch großes soziales Engagement einen Namen gemacht. Negativschlagzeilen von Zverevs Ausmaßen hat sich keiner von ihnen geleistet. Dabei wollte und sollte er doch eigentlich nur mit Erfolgen für Nachrichten sorgen.

Stattdessen schlägt sich Alexander Zverev mal wieder selbst ins Aus. Immerhin: Am Mittwoch äußerte er sich in einem langen Post bei Instagram, entschuldigte sich bei Stuhlschiedsrichter, Fans und Turnierleitung. Er werde die kommenden Tage darüber nachdenken, "wie ich sicherstellen kann, dass so etwas nicht wieder vorkommt".

Vielleicht kriegt sich Alexander Zverev ja doch noch in den Griff.

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