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Ukraine-Chats: Steckt Putins Tochter hinter mysteriösen Kriegsnachrichten?


Chats zur Ukraine
Steckt Putins Tochter hinter mysteriösen Kriegsnachrichten?


Aktualisiert am 21.05.2022Lesedauer: 4 Min.
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Maria Woronzowa: Verteidigt Putins älteste Tochter die Politik ihres Vaters auf Telegram?Vergrößern des Bildes
Maria Woronzowa: Verteidigt Putins älteste Tochter die Politik ihres Vaters auf Telegram? (Quelle: Ekaterina Chesnokova/imago-images-bilder)

Über die Familie Wladimir Putins war bislang wenig bekannt. Seit Beginn des Ukraine-Krieges ändert sich das. Nun sollen Chat-Nachrichten aufgetaucht sein, in denen Putins Tochter seine Politik verteidigt.

Die Familie von Russlands Machthaber Wladimir Putin war lange ein Buch mit sieben Siegeln. Der Ukraine-Krieg sorgt jedoch auch dafür, dass Putins Kinder vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Bekannt ist, dass der russische Präsident zwei Töchter aus seiner mittlerweile geschiedenen Ehe mit Ljudmila Putina hat: Maria Woronzowa (*1985) und Katerina Tichonova (*1986).

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Beide Schwestern wurden bereits auf die Sanktionslisten der USA, der EU und Großbritanniens gesetzt. Im Rahmen dessen kamen auch immer mehr Details über das Leben der Putin-Töchter ans Tageslicht. Jüngst deckte der "Spiegel" auf, dass Tichonova in einer Beziehung mit dem ehemaligen Chef des Münchner Staatsballetts, Igor Zelensky, sein soll. Jetzt will ein russischer Journalist Chat-Nachrichten erhalten haben, die über die politischen Positionen der älteren Putin-Tochter, Maria Woronzowa, Aufschluss geben sollen – und die geben keinen Anlass zur Hoffnung.

"Niemand im Westen will, dass es unserem Land gut geht"

Dmitry Kolezev ist Chefredakteur des kremlkritischen Magazins "Republic". Er veröffentlichte nun Screenshots von Chat-Nachrichten einer "Maria V." Darin verteidigt die Frau die russische Politik, teilt gegen den Westen aus und wiederholt einige der Vorwürfe, die auch Putin immer wieder in Richtung der USA und der EU artikulierte.

"Niemand im Westen will, dass es unserem Land gut geht", schreibt Maria V. etwa in einem Beitrag. "Es wurde immer alles getan, um dies zu verhindern. Und sie werden dies auch weiterhin tun", heißt es in der Nachricht weiter. Sie wirft dem Westen vor, Russland zu einem "Rohstoffanhängsel" der USA und der EU machen zu wollen. In den Neunzigerjahren sei dies bereits fast geschehen.

Russland als Opfer

In Bezug auf den Ukraine-Krieg unterstützt Maria V. den russischen Angriff zwar in keiner ihrer Nachrichten direkt. Jedoch verbreitet auch sie das Narrativ Putins, wonach Russland nicht der Aggressor, sondern das Opfer sei, das sich verteidigen müsse. So schreibt sie beispielsweise: "Über imperiale Ambitionen und die Krim – lesen Sie weniger in der westlichen Presse." Russland habe angeboten, Teil der EU und der Nato zu werden, doch das sei abgelehnt worden. Auf das Angebot habe der Westen "nur mit einem Grunzen" reagiert.

Weiter verweist sie darauf, dass auch die USA bereits Kriege gestartet hätten. "Ich würde wirklich gerne den Zeitpunkt erleben, an dem die USA zumindest für einen der Kriege, die sie geführt haben, sanktioniert werden", schreibt sie.

Im Vergleich mit dem Zweiten Weltkrieg sieht Maria V. Russland weniger in der Rolle Deutschlands, sondern eher in der Rolle der verfolgten Juden. "Wir sind nicht wie die Deutschen in den 1930er-Jahren, sondern wie diejenigen, die sie vertrieben haben", schreibt sie. Entsprechend sieht sie die Schuld für den Krieg auch nicht bei Wladimir Putin. "Einem Mann die ganze Schuld und Verantwortung zuzuschieben ist so, als würde man all seine Hoffnung in einen Mann, zum Beispiel einen Zaren, stecken. Es ist derselbe Mist", wütet sie in einer Nachricht.

Keine Annexion der Krim

Was die von Russland annektierte Krim angeht, ist Maria V. davon überzeugt, dass sie rechtmäßig in das russische Staatsgebiet aufgenommen wurde. Dabei führt sie wie die russische Regierung auch das auf der Halbinsel abgehaltene, aber als illegitim kritisierte Referendum auf der Halbinsel als Argument an. Ein Gruppenmitglied, das ihr widerspricht, weist sie zurecht: "Warum nennen Sie das Ergebnis des Referendums (den Willen des Volkes) eine Annexion?"

Die Krim dürfe nach ihrer Meinung nicht in die Hände des Westens fallen. Sollte das geschehen, zeigt sich Maria V. davon überzeugt, dass der Westen dort sofort einen Militärstützpunkt installieren werde. "Die Nato wird die Krim niemals ohne einen Militärstützpunkt verlassen, wenn sie dort ankommt", schreibt sie in einer weiteren Nachricht.

Ist Maria V. Putins Tochter?

Ob es sich bei Maria V. tatsächlich um Putins Tochter handelt, ist nicht gesichert. "Ich habe keine hundertprozentige Bestätigung, dass es sich tatsächlich um die Tochter von Wladimir Putin handelt", schreibt Kolezev in seinem Artikel. Dennoch führt der Journalist einige Belege ins Feld, die darauf hinweisen, dass es sich bei Maria V. tatsächlich um die Tochter des Kreml-Chefs handeln könnte.

So stammen die Chat-Nachrichten aus einer Telegram-Gruppe für ehemalige Studenten der Fakultät für Fundamentalmedizin an der Staatlichen Universität Moskau. Genau dort soll Voronzova nach einem Bericht der russischen Plattform "The New Times" bis 2011 studiert haben. Dazu passt, dass sich Maria V. in ihrer ersten Nachricht in der Gruppe am 27. September 2021 den anderen Mitgliedern folgendermaßen vorstellt: "Guten Tag. Maria Woronzowa. Abschluss im Jahr 2011. Hallo zusammen."

Journalistin bestätigt Telegram-Kontakt

Auch ein weiteres biografisches Detail soll auf die Putin-Tochter hinweisen. In einer Nachricht, in der sie sich nach einer Diskussion von der Gruppe verabschiedet, schreibt Maria V.: "Ich habe Kunst, die auf mich wartet. Ich werde Geige spielen." Aus den Biografien über Wladimir Putin ist bekannt, dass beide seiner Töchter tatsächlich Geige spielen.

Zudem erklärt Kolezev, eine befreundete Journalistin zu haben, die im Besitz des tatsächlichen Telegram-Kontakts der Putin-Tochter sei. Diese habe ihm bestätigt, dass es sich bei Maria Woronzowa aus der Universitätsgruppe um das Kind des russischen Machthabers handele.

Gruppenmitglieder treffen Vorsichtsmaßnahmen

Auch die anderen Mitglieder der Chat-Gruppe scheinen überzeugt, dass sie es mit Putins Tochter zu tun haben. "Das ist die Meinung derjenigen, die von Anfang an in diesem Chatroom waren, und sie warnen auch regelmäßig Neuankömmlinge, wenn jemand anfängt, sehr heftig mit ihr zu streiten", zitiert Kolezev eines der Gruppenmitglieder.

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Nicht die einzige Sicherheitsvorkehrung, die die Gruppenmitglieder dem Journalisten zufolge treffen: Seit dem Inkrafttreten eines Gesetzes, wonach ungeliebte Berichterstattung über den russischen Einmarsch in der Ukraine als "Fake News" unter Strafe stehen, hätten sich die Administratoren der Gruppe dazu entschlossen, alle Nachrichten nach 24 Stunden zu löschen, schreibt Kolezev.

Sollte sich bestätigen, dass die Nachrichten tatsächlich von Putins Tochter abgesetzt wurden, dürfte das die Hoffnungen derjenigen begraben, die darauf setzen, dass der russische Machthaber von seinem engsten Umfeld zur Vernunft gebracht wird.

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