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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Durchfall, Verstopfung, Blähungen Diese Probiotika können bei Reizdarm helfen

Bauchschmerzen, Durchfall und Verstopfung: Unter diesen Beschwerden leiden Menschen mit Reizdarmsyndrom – häufig im Wechsel. Probiotika sollen helfen.
Viele Reizdarmpatienten hoffen auf eine Behandlung, die ihre Beschwerden lindert. Einige greifen zu Probiotika, um den Darm zu beruhigen. Doch funktioniert das?
Was ist ein Reizdarm?
Unter dem Begriff Reizdarmsyndrom, kurz RDS, oder nervöser Darm werden Beschwerden wie Bauchschmerzen, Krämpfe, veränderter Stuhl, Völlegefühl und Blähungen zusammengefasst, für die es keine medizinische Erklärung gibt. Experten vermuten unter anderem, dass überempfindliche Darmnerven, Störungen der Darmmuskulatur sowie Entzündungen der Darmwand eine Rolle spielen könnten.
Auch eine erbliche Veranlagung wird diskutiert, ebenso vorangegangene Darminfektionen mit starkem Durchfall. Stress scheint ebenfalls einen Einfluss auf die Entwicklung eines Reizdarms zu haben. Heilbar ist das Reizdarmsyndrom nicht. Die Therapie hat eine Symptomlinderung zum Ziel.
Was sind Probiotika?
Die Reizdarmsymptome sind bei einigen Betroffenen stark ausgeprägt und werden als sehr belastend empfunden. Der große Leidensdruck erhöht den Wunsch, eine wirksame Therapie zu finden. Als natürlich, wirksam und gut verträglich werden unter anderem Probiotika zur ergänzenden Behandlung eines Reizdarms beworben. Als Probiotika werden lebende Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien oder bestimmte Hefen bezeichnet.
Sie sind in manchen Lebensmitteln natürlicherweise enthalten, zum Beispiel in naturbelassenem Joghurt, oder bestimmten Nahrungsmitteln gezielt zugesetzt. Auch werden sie in Form von Nahrungsergänzungsmitteln angeboten, um die Darmflora zu stärken, die Verdauung zu regulieren und um Magen-Darm-Beschwerden zu lindern.
Die Darmflora setzt sich aus circa 100 Billionen Bakterien zusammen, die unter anderem für die Darmfunktion eine wichtige Rolle spielen. Dazu zählen beispielsweise Milchsäurebakterien, also Laktobazillen, und Bifidobakterien. Beim Reizdarmsyndrom kann die Darmflora verändert sein. Mit Probiotika lässt sich dann möglicherweise das Gleichgewicht wiederherstellen und eine gesunde Darmflora unterstützen.
Wie wirksam sind Probiotika bei Reizdarm?
Es gibt Studien, in denen Probiotika bei einigen Teilnehmern Reizdarmbeschwerden lindern konnten. Auch wenn weitere Forschungen notwendig sind, um die Wirkung von Probiotika bei Reizdarm zu erforschen und um mehr Wissen zur Wirkung der verschiedenen Bakterienarten und den wirksamen Dosierungen zu bekommen: Die Leitlinie "Reizdarmsyndrom" steht mit Blick auf die bislang durchgeführten Untersuchungen einer Anwendung von Probiotika bei Reizdarm offen gegenüber.
Ausgewählte Probiotika könnten in der Behandlung des RDS eingesetzt werden. Die grundsätzliche Wirksamkeit von Probiotika sei in mehreren Metaanalysen und systematischen Übersichtsarbeiten sowie prospektiven, randomisierten, kontrollierten Studien (RCT) belegt worden.
Signifikant positive Effekte beim RDS seien bei verschiedenen Bakterienstämmen gezeigt worden. Fünf Beispiele:
- Bifidobacterium infantis 35 624: Konnte in Studien Leibschmerzen und Blähungen verbessern.
- Bifidobacterium animalis DN173 010: Dieses Bakterium ist (neben anderen Lactobacillus-Stämmen) in entsprechend gekennzeichneten (Trink-)Joghurts enthalten. Bei Verstopfungspatienten konnten in Studien Blähungen und Verstopfung vermindert werden.
- Bifidobacterium bifidum MIMBb75: Das Präparat als Lebendkeimprodukt zeigt in Studien im Vergleich zu Placebo eine Verbesserung von Schmerzen, Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten.
- Lactobacillus gasseri CP2305: Bewirkte in einer Studie eine Verbesserung der Stuhlkonsistenz sowohl bei Verstopfung als auch bei Durchfall.
- Bacillus coagulans MTCC 5856: Zeigt in Studien positive Effekte auf Blähungen, Durchfall und abdominelle Schmerzen.
Welche Probiotika können helfen?
Verschiedene Bakterienstämme können bei verschiedenen Reizdarmbeschwerden eine mögliche Option zur ergänzenden Behandlung von Reizdarmbeschwerden sein. Betroffene, die Probiotika im Rahmen ihrer Reizdarmtherapie ausprobieren möchten, sollten sich mit ihrem behandelnden Arzt abstimmen. Ob Probiotika im individuellen Fall helfen, lässt sich nicht vorhersagen.
Wie die Leitlinie betont, erlaubt die Studienlage derzeit keine solide Voraussage, ob ein Patient im Einzelfall auf ein Präparat überhaupt anspricht, gegebenenfalls in welchem Ausmaß und für welches Symptom.
Auch mit Blick auf die Dosierung bleiben Fragen offen. Die Empfehlung der Leitlinie lautet daher: "In der Konsequenz ist es sinnvoll, jeden Behandlungsversuch mit Probiotika zunächst als probatorisch zu konzipieren und nur nach überzeugender Beschwerdelinderung fortzuführen."
Probiotika ohne Arzt einnehmen?
Nicht nur für Reizdarmpatienten sind Probiotika eine mögliche Option. Auch nach einem Magen-Darm-Infekt oder der Einnahme von Antibiotika möchten viele ihre Darmflora unterstützen – oder einfach leichten Verdauungsbeschwerden entgegenwirken oder Blähungen lindern, ohne gleich zum Arzt zu gehen.
Frei verkäufliche Probiotika wollen eine positive Bakterienbesiedelung fördern. Auch wenn es keine Wirkgarantie gibt: Probiotika aus der Drogerie können durchaus einen Versuch wert sein. Ratsam ist dann vor allem ein Produkt, das möglichst breit aufgestellt ist. So steigt die Wahrscheinlichkeit, Stämme zu erwischen, die günstig für den Darm sind.
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Welche Patienten vorsichtig sein sollten
Im Allgemeinen sind Probiotika gut verträglich. Selten kommt es zu leichten Nebenwirkungen wie Blähungen. Aufpassen sollten allerdings immungeschwächte Menschen. Sie sollten vor der Einnahme Rücksprachen mit dem Arzt halten.
Bei anhaltenden Beschwerden oder verstärkter Symptomatik im Magen-Darm-Bereich sollten Betroffene ohnehin immer einen Arzt kontaktieren. Das Symptombild eines Reizdarms ähnelt dem vieler anderer Magen-Darm-Erkrankungen. Eine ärztliche Abklärung ist wichtig, um möglicherweise ernste Krankheiten frühzeitig zu erkennen und Beschwerden wirksam behandeln zu können.
- gesundheitsinformation.de: "Glossar. Probiotika". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Abrufdatum: 9.7.2025)
- "Lebensmittel mit speziellen Bakterienkulturen (früher: "Probiotika")". Online-Informationen der Verbraucherzentrale: www.verbraucherzentrale.de (Stand: 15.7.2024)
- gesundheitsinformation.de: "Reizdarmsyndrom". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 22.2.2023)
- gesundheitsinformation.de: "Was hilft bei Reizdarm – und was nicht?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 22.2.2023)
- awmf.org: "Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie". Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). AWMF-Registriernummer: 021/016. (Stand: Juni 2021)
- medizin-transparent.at: "Reizdarm: Helfen Probiotika?". Online-Information von Medizin Transparent, einem Projekt von Cochrane Österreich an der Donau-Universität Krems. (Stand: 2.8.2021)
- "Probiotika". Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: März 2021), kostenpflichtig
- "Unser Zoo im Darm". Online-Information des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung: www.helmholtz-hzi.de (Stand: 4.9.2017)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.