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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Unerwünschte Wirkung auf den Darm Diese gängigen Medikamente schädigen die Darmflora

Medikamente können die Darmflora schädigen und Magen-Darm-Beschwerden verursachen. Auch geläufige Arzneien können Risiken bergen. Was Sie wissen müssen.
Nicht nur Antibiotika können das Darmmikrobiom schädigen. Auch nichtsteroidale Antirheumatika, Protonenpumpenhemmer sowie Abführmittel gehören zu den Arzneien, die den Darm stark belasten können. Welche Medikamente dem Darm besonders zusetzen.
Das Darmmikrobiom – wichtig für die Gesundheit
Bei jedem Menschen setzt sich das Darmmikrobiom individuell zusammen. Der Darm ist der Teil im menschlichen Körper, der am stärksten von Mikroorganismen besiedelt ist. Etwa ein Kilogramm wiegt das Darmmikrobiom und beherbergt rund 100 Billionen Mikroorganismen – also etwa zehnmal so viel, wie der gesamte Körper Zellen hat. Viele dieser Darmbewohner, darunter verschiedene Bakterien, sind sehr nützlich. Sie übernehmen wichtige Aufgaben bei der Verdauung, bilden wichtige Vitamine und Hormone, sind Teil des Immunsystems und bekämpfen Krankheitserreger. Ein intaktes Mikrobiom ist wichtig für die Gesundheit.
Wenn der Darm das Gleichgewicht verliert
Gerät das Darmmikrobiom aus der Balance, kann das weitreichende Folgen haben. Nicht nur Verdauungsprobleme wie Blähungen, Durchfall und Verstopfung können auftreten. Der Körper kann anfälliger für Infekte und Krankheiten werden. So wird unter anderem ein Zusammenhang zwischen einer ungünstigen Zusammensetzung des Darmmikrobioms und beispielsweise Herz- und Gefäßkrankheiten, Stoffwechselstörungen wie Diabetes und Übergewicht, aber auch Allergien, Autoimmunerkrankungen, Depressionen und Alzheimer diskutiert.
Welche Medikamente die Darmflora schädigen
Es gibt eine Vielzahl von Arzneimitteln, welche die Darmflora schädigen können. Viele davon werden häufig verordnet und eingenommen, etwa:
- Antibiotika
- Schmerzmittel wie Ibuprofen
- Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol
- Abführmittel
Wie Antibiotika die Darmflora zerstören
Antibiotika sind aus der Medizin nicht wegzudenken. Sie bekämpfen bakterielle Infektionen, deren Verlauf ohne Behandlung unter Umständen lebensbedrohlich werden kann. Allerdings unterscheiden die Wirkstoffe nicht zwischen gefährlichen und nützlichen Bakterien – sie töten beide. Bis zu einem Drittel der Darmbewohner kann durch Antibiotika zerstört werden.
Ist der Darm gesund, erholt er sich in der Regel nach zwei bis vier Wochen von dem Angriff. Bei kranken oder älteren Menschen und Kindern kann die Erholungsphase jedoch länger dauern. Grundsätzlich gilt: Vor der Gabe von Antibiotika sollte immer eine Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen. Die Einnahme von Probiotika während und nach der Antibiotikatherapie kann helfen, die Darmflora zu stabilisieren.
Das machen Schmerzmittel wie Ibuprofen mit dem Darm
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) gehören zu den häufig eingenommenen Schmerzmitteln. Die Wirkstoffe, darunter Ibuprofen, Naproxen, Acetylsalicylsäure (ASS) und Diclofenac, können beispielsweise bei einer längerfristigen Einnahme oder bei zu hoher Dosierung erhebliche Magen-Darm-Beschwerden verursachen, darunter Schleimhautentzündungen im Magen-Darm-Trakt, Geschwüre im Magen und Zwölffingerdarm, Blutungen sowie Durchbrüche der Magen- oder Darmwand. Erkrankungen von Magen und Darm beeinträchtigen auch die Darmflora.
Die schädigende Wirkung von NSAR auf Magen und Darm ist der Wirkweise der Schmerzmittel zuzuschreiben. NSAR hemmen die Bildung von Prostaglandinen. Prostaglandine sind Gewebshormone, die im Körper verschiedene Aufgaben übernehmen. Sie steuern unter anderem Entzündungsreaktionen, die Weiterleitung von Schmerzsignalen und die Blutgerinnung. Wird die Prostaglandin-Bildung gehemmt, verspüren wir weniger Schmerzen und Entzündungen klingen ab.
Doch der Botenstoff ist auch für die Bildung von schützendem Magenschleim sowie Magensäure-neutralisierenden Stoffen von Bedeutung. Fehlen Prostaglandine, geht ein wichtiger Schleimhautschutz für Magen und Darm verloren. Schmerzmittel sollten daher so kurz wie möglich und in möglichst geringer Dosierung eingenommen werden. Eine längerfristige Einnahme sollte ärztlich begleitet sein.
Protonenpumpenhemmer und ihr Darmrisiko
Protonenpumpenhemmer, auch bekannt als Säureblocker, werden häufig eingenommen. Sie dienen dem Magenschutz, indem sie die Bildung von Magensäure fast vollständig unterdrücken. Wirkstoffe wie Omeprazol, Pantoprazol und Esomeprazol stehen teils rezeptfrei zur Verfügung und sind bei Magenbeschwerden, Sodbrennen und Reflux ein beliebtes Medikament. Viele Menschen nehmen die Wirkstoffe ohne ärztliche Begleitung ein. Doch die Einnahme sollte mit Bedacht erfolgen.
So rät die Stiftung Warentest bei einer Langzeiteinnahme zur Vorsicht. Studien würden darauf hindeuten, dass eine langfristige Einnahme möglicherweise nicht nur das Risiko für Speiseröhrenkrebs, Knochenbrüche, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenentzündung erhöhen kann, sondern auch für Darminfektionen – was das Darmmikrobiom schwächt. Fehle dem Magen der Säureschutz, hätten es auslösende Bakterien leichter, in den Körper einzudringen und sich anzusiedeln. Protonenpumpenhemmer sollten gezielt und so kurz wie möglich zum Einsatz kommen, raten die Experten der Stiftung Warentest.
Abführmittel können den Darm belasten
Abführmittel können der Darmflora ebenfalls zusetzen. Abführmittel beschleunigen die Darmpassage und sorgen für eine starke Entleerung des Darms. Den Darmbakterien bleibt weniger Zeit für die Verwertung der Nahrung. Eine längerfristige Einnahme von Abführmitteln kann unter Umständen dazu führen, dass sich die Zusammensetzung der Darmflora verändert oder sich die Bakterienvielfalt reduziert.
Wer unter Verstopfung leidet, sollte diese ärztlich untersuchen lassen und die Ursache behandeln. Ist eine längerfristige Einnahme von Abführmitteln aus ärztlicher Sicht angebracht, sollten verträgliche Substanzen eingesetzt werden und die Einnahme ärztlich begleitet sein. Zu den in der Regel gut verträglichen Mitteln, welche die Entleerung unterstützen, gehören etwa Flohsamenschalen, Lactulose und Macrogol.
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Bei Magen-Darm-Beschwerden an Medikamente denken
Durchfall, Blähungen, Sodbrennen, Magenbeschwerden und Verstopfung kennt fast jeder. Treten die Verdauungsbeschwerden hin und wieder auf, sind sie in der Regel unbedenklich. Oft sind eine fett- und zuckerreiche Ernährung, blähungsfördernde Lebensmittel, eine geringe Trinkmenge und Bewegungsmangel die Ursachen, wenn es im Darm kurzzeitig zwickt.
Anhaltende Beschwerden in Magen und Darm sollten Betroffene ärztlich untersuchen lassen. Dann kann eine Erkrankung die Ursache sein. Auch sollte man an Medikamente denken. Am besten eine Medikamentenliste mit zum Arzt nehmen und nachfragen, ob die Beschwerden möglicherweise mit der Einnahme in Verbindung stehen. So können gegebenenfalls auch Blutzucker-, Blutdruck- und Cholesterinsenker, Kortison, Hormonpräparate wie die Antibabypille, Antirheumatika, Metformin bei Diabetes sowie Antidepressiva die Darmflora negativ beeinflussen.
- Ann-Katrin Kossendey-Koch: Erkrankungen von Magen und Darm. 1. Auflage 2025. TRIAS-Verlag.
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- gesundheitsinformation.de: "Rezeptfreie Schmerzmittel sicher anwenden". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 16. Juni 2021)
- gesundheitsinformation.de: "Wie lässt sich schmerzmittelbedingten Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren vorbeugen?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 25. August 2021)
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- medical-tribune.de: "Fördern Säureblocker multiresistente Darmbakterien?" Online-Information von Medical Tribune. (Stand: 2020)
- helmholtz-hzi.de: "Unser Zoo im Darm". Online-Information des Helmholtz Zentrums für Infektionsforschung (HZI). (Stand: 2017)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.