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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Überraschender Zusammenhang Wie die Darmflora unser Gedächtnis beeinflusst

Ein gestörtes Darmmikrobiom kann vergesslich machen – darauf deuten verschiedene Untersuchungen hin. Erfahren Sie hier, was Ihr Darm braucht, damit es Ihrem Gehirn gut geht.
In der Forschung werden derzeit die Zusammenhänge zwischen dem Darmmikrobiom und der Gedächtnisleistung untersucht. Es gibt Hinweise darauf, dass eine ungünstige Zusammensetzung der Darmflora Vergesslichkeit begünstigt – und das Risiko für Demenz erhöht. Die Deutsche Alzheimer Forschung Initiative e. V. (AFI) hat Tipps, wie Sie Ihren Darm unterstützen können.
Das Darmmikrobiom – über 100 Billionen Mikroorganismen
Der Darm ist der Teil im menschlichen Körper, der am stärksten von Mikroorganismen besiedelt ist. Etwa ein Kilogramm wiegt das Darmmikrobiom und beherbergt rund 100 Billionen winzige Darmbewohner, darunter Bakterien, Pilze und Viren. Das entspricht ungefähr dem Zehnfachen der Gesamtzahl menschlicher Körperzellen. Mittlerweile weiß man, dass ein intaktes Mikrobiom wichtig für die Gesundheit ist.
Gerät das Darmmikrobiom aus der Balance, kommt es nicht nur zu Verdauungsproblemen wie Blähungen, Durchfall und Verstopfung. Der Körper kann auch anfälliger für bestimmte Krankheiten werden. So gibt es etwa Hinweise, dass ein unausgewogenes Darmmikrobiom zur Entstehung und zum Fortschreiten von Demenzerkrankungen wie Alzheimer beitragen kann.
Wie stehen Darm und Gehirn in Verbindung?
Die Verbindung zwischen Darm und Gehirn wird Darm-Hirn-Achse genannt. Unter anderem sind Gehirn und Darm über Signalweiterleitungen im Nervensystem, Hormone und Stoffwechselprodukte in Kontakt. Laut der AFI kann ein unausgewogenes Darmmikrobiom auf verschiedenen Wegen Vergesslichkeit fördern.
So kann eine kranke Darmflora beispielsweise zur Bildung entzündungsfördernder Stoffe beitragen, welche über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn gelangen und dort chronische Entzündungen verursachen. Diese wiederum können Experten zufolge den Abbau von Nervenzellen begünstigen. Chronische Entzündungen gelten als bedeutender Risikofaktor für Alzheimer.
Botenstoffmangel und Bildung schädlicher Plaques
Und nicht nur das: Eine ungünstige Zusammensetzung des Darmmikrobioms kann auch die Bildung von Botenstoffen und Stoffwechselaktivitäten negativ beeinflussen. Es könne etwa zu einem Mangel des Botenstoffes Acetylcholin im Gehirn kommen, wie die Alzheimer-Experten erklären. Fehlt dieser Botenstoff, hat dies negative Auswirkungen auf das Gedächtnis und das Lernen.
Außerdem können bestimmte Darmbakterien die Bildung schädlicher Substanzen begünstigen, welche das Risiko für die Entstehung der Proteinablagerungen Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen erhöhen. Diese Ablagerungen im Gehirn sind für die Alzheimer-Krankheit typisch und führen zu dem zunehmenden Verlust der Gedächtnisleistung.
Der Darm ist Teil des Immunsystems
Der Darm beziehungsweise das Darmmikrobiom bildet einen bedeutenden Teil des Immunsystems. Eine ungünstige Zusammensetzung der Darmflora kann den Alzheimer-Experten zufolge zur Überaktivierung oder falschen Regulierung des Immunsystems führen. Auch das kann die Entstehung von Entzündungsprozessen zur Folge haben, welche Alzheimer begünstigen.
Ebenso wirkt die Darmflora auf die Blut-Hirn-Schranke. Ist diese intakt, verhindert sie, dass schädliche Substanzen über das Blut ins Gehirn gelangen. Ein kranker Darm kann dieses wertvolle Schutzschild schwächen.
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Was braucht der Darm, um gesund zu sein?
Mit einem gesunden Lebensstil lässt sich die Darmflora stärken – und damit die Darmgesundheit und das Gedächtnis unterstützen. Die Deutsche Alzheimer Forschung Initiative e. V. hat acht Darm-Tipps, die auch dem Gehirn zugutekommen:
- Genügend Ballaststoffe essen: Ballaststoffe unterstützen das Wachstum nützlicher Bakterien. Zu den sogenannten präbiotischen Lebensmitteln gehören unter anderem Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen.
- Fermentierte Lebensmittel in den Speiseplan einbauen: Fermentierte Lebensmittel enthalten lebende Mikroorganismen, welche die Darmgesundheit fördern. Zu den sogenannten probiotischen Lebensmitteln gehören etwa Joghurt, Buttermilch, eingelegte Gurken, Sauerkraut und Kimchi.
- Zucker reduzieren: Zucker und Süßstoffe können die Darmflora stören.
- Körperlich aktiv sein: Regelmäßige Bewegung unterstützt die Verdauung und regt die Darmtätigkeit an – was auch dem Darmmikrobiom zugutekommt.
- Guter Schlaf: Guter und ausreichender Schlaf unterstützt ein gesundes Gleichgewicht der Darmflora.
- Stress reduzieren: Stress bringt die Darmtätigkeit und die Verdauung aus der Balance und kann auch das Darmmikrobiom schwächen. Wenn möglich, Stress reduzieren und auf regelmäßige Pausen und Auszeiten achten.
- Vorsicht bei Antibiotika: Antibiotika sollten nur bei medizinischer Notwendigkeit eingenommen werden. Die Medikamente unterscheiden nicht zwischen nützlichen und schädlichen Darmbewohnern. Sie töten beide. Antibiotika zerstören bis zu einem Drittel der im Darm lebenden Bakterien. Um den Wiederaufbau zu fördern, ist eine darmfreundliche Ernährung nach der Einnahme von großer Wichtigkeit.
- so wenig Alkohol wie möglich: Übermäßiger Alkoholkonsum schadet dem Darmmikrobiom und kann das Wachstum ungünstiger Mikroorganismen fördern.
Gegen das Vergessen: 14 Risikofaktoren meiden
Nicht nur der Darm spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf neurodegenerativer Erkrankungen. Um die Chance auf eine gute Gedächtnisleistung bis ins hohe Alter hinein zu erhöhen, sollte man 14 bedeutende Alzheimer-Risikofaktoren soweit möglich vermeiden, beziehungsweise vorliegende Erkrankungen behandeln oder gut einstellen lassen:
- geringe Bildung
- eingeschränkte Hörfähigkeit
- hoher Cholesterinspiegel
- Depressionen
- Kopfverletzungen
- Bewegungsmangel
- Diabetes Typ 2
- Rauchen
- Bluthochdruck
- starkes Übergewicht
- übermäßiger Alkoholkonsum
- soziale Isolation
- Luftverschmutzung
- Einschränkungen der Sehkraft
Wer ein gesundes und aktives Leben führt, sich regelmäßig bewegt, soziale Kontakte pflegt und medizinische Risikofaktoren unter Kontrolle bringt, hat laut den Alzheimer-Experten "schon sehr viel dafür getan", das persönliche Demenzrisiko zu senken.
- alzheimer-forschung.de: "Alzheimer: Ursachen und Veränderungen im Gehirn". Online-Information der Alzheimer Forschung Initiative e. V. (Stand: Aufgerufen am 22. Mai 2025)
- alzheimer-forschung.de: "Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit". Online-Information der Alzheimer Forschung Initiative e. V. (Stand: Aufgerufen am 22. Mai 2025)
- deutsche-alzheimer.de: "Die Alzheimer-Krankheit". Online-Meldung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. (Stand: Aufgerufen am 22. Mai 2025)
- awmf.org: "S3-Leitlinie „Demenzen" der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), AWMF Register-Nr. 038–013. (Stand: 28. Februar 2025)
- alzheimer-forschung.de: "Alzheimer-Forschung im Dialog". Online-Broschüre (PDF) der Alzheimer Forschung Initiative e. V. Ausgabe 2, 2024, Nr. 20. (Stand: 2024)
- uksh.de: "Welche Rolle spielt das Mikrobiom für die Alzheimer-Erkrankung?". Pressemeldung des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. (Stand: 14. März 2024)
- tagesschau.de: "Wie der Darm unsere Psyche beeinflusst". Online-Information der Tagesschau. (Stand: 23. Dezember 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Alzheimer-Demenz". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 25. August 2021)
- hirnstiftung.org: "Unser Gehirn - was es leistet, was es krank macht". Online-Information der Deutschen Hirnstiftung. (Stand: 29. September 2021)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.