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Ischiasnerv eingeklemmt – was tun? Diese Behandlung hilft


Ischiasnerv eingeklemmt – was Sie dagegen tun können

Von Astrid Clasen

Aktualisiert am 13.10.2023Lesedauer: 6 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Ärztin und Patient im GesprächVergrößern des Bildes
Wer sich ärztlich behandeln lässt, wenn der Ischiasnerv eingeklemmt ist, bekommt zunächst meist schmerzlindernde Maßnahmen verordnet – und den Rat, möglichst aktiv zu bleiben. (Quelle: seb_ra/Getty Images)

Ist bei Ischias der gleichnamige Nerv eingeklemmt, kann das harmlos sein – aber auch ernste Folgen haben. Was dann jeweils zu tun ist, erfahren Sie hier.

Ischias ist die Kurzbezeichnung für Ischiasschmerzen – fachsprachlich Ischialgie genannt. Diese Schmerzen sind typischerweise heftig ziehend oder reißend. Sie entstehen, wenn der Ischiasnerv im unteren Rücken gereizt oder eingeklemmt ist. Von dort können sie überallhin ausstrahlen, wo der Nerv verläuft, also:

  • vom unteren Rücken
  • über das Gesäß
  • und die Rückseite des Oberschenkels
  • bis in die Kniekehle
  • oder (selten) in den Fuß.

Häufigste Ursache für Ischias ist ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbel, bei dem hervortretendes Bandscheibengewebe auf den Ischiasnerv drückt. Ist dieser dabei stärker eingeklemmt, treten neben den Schmerzen oft folgende Anzeichen einer ersten Nervenschädigung auf:

  • Missempfindungen an der Rückseite des Beins und der Außenseite des Fußes (wie Kribbeln, gestörte Berührungswahrnehmung oder Taubheitsgefühl),
  • geschwächte Fußmuskulatur, wodurch das Gehen auf den Zehenspitzen oder der Ferse erschwert ist.

Doch es besteht eine gute Chance, dass Ischias auch ohne Behandlung wieder verschwindet: Meist lassen die Beschwerden innerhalb von sechs Wochen von alleine nach – selbst wenn der Ischiasnerv stärker eingeklemmt ist. Bis dahin gibt es einiges, was Betroffene tun können, um die Beschwerden zu lindern. Reicht das nicht, hilft eine ärztliche Behandlung weiter.

Was Betroffene selbst tun können

Jegliche körperliche Aktivität erscheint mitunter unmöglich, wenn der Ischiasnerv eingeklemmt ist. Was viele Betroffene dann am liebsten tun möchten, ist: sich hinlegen und möglichst wenig bewegen, um keine Schmerzen auszulösen. Langfristig ist ein solches Verhalten bei Ischias aber eher schädlich als nützlich.

Bettruhe? Nur ausnahmsweise

Bettruhe ist daher nur ausnahmsweise für wenige Tage ratsam, wenn ein eingeklemmter Ischiasnerv besonders starke Beschwerden bereitet. Was hilft, den Rücken dabei zu entlasten, ist eine kurzfristige Stufenlagerung: Dazu in Rückenlage die Unterschenkel hochlagern (etwa auf einem Stapel Kissen), sodass Unter- und Oberschenkel sowie Oberschenkel und Hüfte jeweils ungefähr einen rechten Winkel bilden.

Besser aktiv bleiben und Muskeln dehnen

Körperliche Aktivität lässt Ischias allerdings meist schneller abklingen als Schonung und Bettruhe – auch wenn der Ischiasnerv stärker eingeklemmt ist. Was immer Betroffene tun, um in Bewegung zu kommen, kann dabei helfen. Zum Beispiel:

  • die normalen Alltagsaktivitäten so gut es geht weiterführen,
  • sich regelmäßig leicht bewegen (etwa spazieren gehen),
  • so bald wie möglich mit sanften Bewegungsübungen beginnen.
  • (Lesen Sie hierzu auch den Artikel "Was bei Ischias statt Bettruhe angesagt ist.")

Zudem bessern sich Ischiasschmerzen häufig, wenn Betroffene den unteren Rücken und die hinteren Oberschenkelmuskeln in aufgewärmtem Zustand vorsichtig dehnen. Vorsicht ist bei Ischias im Übrigen während aller körperlicher Aktivitäten angebracht. Solange ein eingeklemmter Ischiasnerv akute Probleme bereitet, gilt:

  • sich körperlich nicht überanstrengen,
  • ruckartige Bewegungen oder Verdrehungen vermeiden,
  • beim Bücken besonders vorsichtig sein,
  • nichts Schweres heben,
  • Übungen abbrechen, sobald sie Schmerzen auslösen oder verstärken.

Wärme (oder Kälte) anwenden

Aktiv zu bleiben, ist aber leichter gesagt als getan, solange der Ischiasnerv schmerzhaft eingeklemmt ist. Was Betroffene dann tun können, um leichter in Bewegung zu kommen, ist: die Schmerzen durch Wärmeanwendungen erträglicher machen. Zum Beispiel mithilfe einer Wärmflasche oder eines Wärmepflasters im unteren Rücken.

Alternativ kann sich der Versuch lohnen, Ischias örtlich mit Kälte zu behandeln – etwa in Form von kalten Umschlägen. Verursacht ein eingeklemmter Ischiasnerv länger anhaltende Schmerzen, hilft es auch häufig, Wärme und Kälte abwechselnd anzuwenden.

Entspannen

Ist der Ischiasnerv eingeklemmt, können die damit verbundenen Beschwerden durch psychische Faktoren wie Anspannung und Stress noch zunehmen. Was möglicherweise dagegen hilft, sind Entspannungsübungen. So kann etwa die progressive Muskelentspannung nach Jacobson dazu beitragen, psychisch bedingte Verspannungen zu lösen – zumindest bei denjenigen, die diese Entspannungstechnik bereits beherrschen.

Auf eine gute Körperhaltung achten

Eine gesunde und aufrechte Körperhaltung entlastet den Rücken. Daher gilt: Wer Ischias hat und sich – vor allem beim längeren Stehen und Sitzen – gerade hält, kann die Schmerzen so oft deutlich abschwächen. Umgekehrt macht sich ein eingeklemmter Ischiasnerv bei einem krumm gehaltenen Rücken bald zunehmend bemerkbar.

Nachts empfiehlt sich bei Ischias ebenfalls eine entlastende Körperhaltung: Sie trägt dazu bei, erholsamen Schlaf zu finden, obwohl der Ischiasnerv eingeklemmt ist. Was beispielsweise vielen Betroffenen hilft, ist:

Schmerzmittel einnehmen

Viele Menschen greifen auch zu einem rezeptfreien Schmerzmittel, wenn ein eingeklemmter Ischiasnerv stärkere Schmerzen hervorruft. Fachleute raten bei Ischias hauptsächlich zu Wirkstoffen aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) – wie Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen: Diese Mittel wirken entzündungshemmend und lindern die Schmerzen oft zumindest ein wenig.

Wichtiger Hinweis

Wer ein rezeptfreies Schmerzmittel gegen Ischias einnehmen möchte, hält vorher am besten Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt. Außerdem ist die Dauer der Einnahme ohne anderslautende ärztliche Empfehlung auf wenige Tage zu begrenzen.

Was Ärztinnen und Ärzte tun können

Meist bessert sich Ischias ganz ohne Behandlung innerhalb weniger Tage bis Wochen – selbst wenn ein schwerer Bandscheibenvorfall dahintersteckt. Doch wenn der Ischiasnerv einmal eingeklemmt war, bekommen manche Betroffene immer wieder Probleme damit. Andere wiederum haben über längere Zeit ständig Ischiasbeschwerden.

Inwieweit ein eingeklemmter Ischiasnerv geschädigt ist und was zur weiteren Behandlung nötig ist, kann dann nur eine Ärztin oder ein Arzt beurteilen. Wer starke, sich verschlimmernde oder länger als drei bis vier Tagen andauernde Ischiasschmerzen hat, sollte sich daher möglichst bald ärztlich untersuchen lassen. Sofortige ärztliche Hilfe ist erforderlich, wenn folgende Veränderungen auftreten:

  • beidseitige Ischiasbeschwerden,
  • Taubheitsgefühl an der Innenseite der Oberschenkel und am Gesäß,
  • zunehmende Lähmungserscheinungen in den Beinen,
  • neue Probleme beim Wasserlassen oder mit dem Stuhlgang.

Nicht-operative Behandlung

Selbst wenn der Ischiasnerv stärker eingeklemmt ist, reicht meist eine nicht-operative Behandlung. Viele Betroffene bekommen zunächst schmerzlindernde Maßnahmen verordnet, die sie gut selbst anwenden können: zum Beispiel reichlich Wärme und Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac. Daneben empfehlen Ärztinnen und Ärzte für gewöhnlich, möglichst aktiv zu bleiben. Nur in schweren Fällen raten sie manchmal dazu, für kurze Zeit Bettruhe einzuhalten.

Verursacht ein eingeklemmter Ischiasnerv trotz dieser Behandlung weiterhin Schmerzen, können Ärztinnen und Ärzte auch andere Medikamente verschreiben. Was manchen Betroffenen hilft, ist beispielsweise die (zusätzliche) Einnahme eines Mittels, das üblicherweise gegen Depressionen zum Einsatz kommt: Bestimmte Antidepressiva sind auch zur Behandlung von Nervenschmerzen wie Ischias zugelassen.

Wirken die üblichen Schmerzmittel bei hartnäckigen Ischiasbeschwerden nur unzureichend, können außerdem folgende Mittel zur ärztlichen Behandlung in Betracht kommen:

  • ein Schmerzmittel aus der Gruppe der schwächer wirkenden Opioide (etwa in Form von Schmerzpflastern),
  • ein Mittel gegen epileptische Anfälle, dessen Einsatz auch gegen Nervenschmerzen zulässig ist,
  • ein Kortikosteroid ("Kortison"), das schmerzlindernd und gleichzeitig entzündungshemmend wirkt.

Womöglich schlägt die Ärztin oder der Arzt auch vor, "Kortison" oder ein anderes schmerzstillendes und entzündungshemmendes Mittel in den Bereich nahe der Wirbelsäule zu spritzen, wo der Ischiasnerv eingeklemmt ist. Diese Behandlung ist aber mit einem erhöhten Risiko für Nachblutungen, Infektionen und Nervenverletzungen verbunden und kann Ischiasschmerzen wohl nur vorübergehend (für wenige Wochen) lindern.

Neben Medikamenten können Ärztinnen und Ärzte bei Ischias eine Physiotherapie verordnen. Solange ein eingeklemmter Ischiasnerv akut Schmerzen bereitet, dient die physiotherapeutische Behandlung vor allem der Schmerzlinderung – etwa indem sie verkrampfte Muskeln lockert oder Haltungsfehler korrigiert.

Sobald die Ischiasbeschwerden schwächer sind, sollten die Betroffenen mithilfe physiotherapeutischer Übungen ihre Bauch-, Gesäß- und Rückenmuskulatur (bzw. Rumpfmuskulatur) aktiv kräftigen: Das entlastet die Wirbelsäule und kann langfristig das Risiko senken, dass der Ischiasnerv erneut eingeklemmt wird.

Führt ein eingeklemmter Ischiasnerv zu längeren bis chronischen (also über zwölf Wochen andauernden) Beschwerden, hilft manchen Betroffenen eine Kombination aus verschiedenen Therapieansätzen: etwa einer medizinischen Behandlung sowie einer physiotherapeutischen und psychologischen Betreuung.

Behandlung per OP

Mitunter bringt eine nicht-operative Behandlung keine ausreichende Besserung, weil der Ischiasnerv zu stark eingeklemmt ist. Was dann zu tun bleibt, ist, den Nerv in einer Operation zu entlasten. Steckt ein Bandscheibenvorfall hinter Ischias, bedeutet das: das Bandscheibengewebe entfernen, das auf den Nerv drückt – damit dieser wieder mehr Platz hat und die Reizung nachlässt.

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Wichtiger Hinweis

Ob eine OP langfristig mehr gegen Ischiasbeschwerden hilft als nicht-operative Maßnahmen, lässt sich allerdings nicht immer sicher voraussagen.

In seltenen Fällen ist der Ischiasnerv so stark eingeklemmt, dass bleibende Schäden drohen. Was dann nur noch hilft, ist eine sofortige OP. Wer den Verdacht hat, dass ein derartiger Notfall vorliegt, sollte daher keine Zeit verlieren und sofort die Notrufnummer 112 wählen. Typische Warnsignale sind:

  • ein Taubheitsgefühl an Oberschenkel und Gesäß,
  • zunehmende Lähmungserscheinungen im Bein und/oder
  • eine gestörte Blasen- oder Darmfunktion.

Achtung: Treten solche Warnsignale bei Ischias auf, können die Schmerzen plötzlich verschwinden, sodass nur noch etwa ein Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen zu spüren sind. Das ist kein Zeichen der Besserung, sondern zeigt, dass der eingeklemmte Ischiasnerv bereits massiv geschädigt ist. Auch hier gilt: Sofort die 112 wählen.

Fazit: Das Wichtigste in Kürze

Meist bessert sich Ischias schon bald von selbst wieder – auch wenn der Ischiasnerv stärker eingeklemmt ist. Was Betroffene solange tun können, um die Beschwerden zu lindern, ist: möglichst aktiv bleiben (Bettruhe ist nur ausnahmsweise für wenige Tage sinnvoll), Wärme anwenden und Schmerzmittel einnehmen. Bei starken oder hartnäckigen Beschwerden ist eine ärztliche Behandlung ratsam. Diese kommt oft (aber nicht immer) ohne Operation aus. Mitunter ist jedoch eine sofortige OP nötig, um zu verhindern, dass ein eingeklemmter Ischiasnerv zu bleibenden Schäden führt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 29.9.2023)
  • Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 29.9.2023)
  • Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 29.9.2023)
  • "Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps)". Online-Informationen der Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland (Hrsg.): www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org (Abrufdatum: 29.9.2023)
  • "Ischias". Online-Informationen von MSD Manuals: www.msdmanuals.com (Stand: Oktober 2022)
  • "Sciatica". Online-Informationen der Mayo Clinic: www.mayoclinic.org (Stand: 13.9.2022)
  • "Ischias-Schmerzen". Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Stand: 9.2.2022)
  • "Sciatica". Online-Informationen des National Health Service: www.nhs.uk (Stand: 8.9.2020)
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