Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Stiche verhindern Mit diesen Fehlern werden Sie zum Magneten für Mücken

Im Sommer nerven Stechmücken und Wespen mit ihrer Präsenz. Doch einfache Tricks helfen dabei, den Insekten zu entgehen.
Wir sind bereits mitten in einem stichhaltigen Sommer, und die Temperaturen lassen uns heftig schwitzen. Frischer Schweiß ist zwar erst mal geruchsneutral, doch sobald die Bakterien auf unserer Haut ihre Zersetzungstätigkeit aufnehmen, macht uns die dabei entstehende individuelle Duftkomposition zum idealen Landeplatz, zum Zentralflughafen ohne Nachtflugverbot – für Hausmücken, Gnitzen, Kriebelmücken und andere der mehr als fünfzig heimischen Arten.

Zur Person
Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz eins der "Spiegel"-Bestsellerliste. Ihr neuestes Buch "Genial ernährt! – Klüger essen, entspannter genießen, besser leben" wurde gerade veröffentlicht. Weitere Infos.
Und diese Mücken(frauen) wissen genau, was sie wollen: unser Blut, besser gesagt, ein bestimmtes Eiweiß, das darin herumschwimmt – sie brauchen es, um nach der Begegnung mit dem Mückenmann Eier entwickeln zu können.
Als eine Art Navi zu uns dient der Mückenfrau schon mal das von uns in die Luft geatmete Kohlendioxid. Auf unserer Haut sind es dann etwa die Aromen von Ammoniak, Milch oder Harnsäure, die uns für die bekannten Flugobjekte selbst über weite Strecken und bei Windstille ruchbar machen. Wir selbst geben gern noch eins drauf: schon Duschgel und Weichspüler wirken, für noch bessere Zielmarkierung sorgen Bodylotions oder Parfüm.
Das lässt Wissenschaftler vor Neid erblassen
Hat die Mücke uns gefunden und gestochen, nehmen wir das optisch zunächst an einer kreisförmigen Rötung auf unserer Haut wahr – die gern zur Quaddel anwächst und starken Juckreiz entwickelt. Hier wirkt die uns von der Mücke verabreichte Injektion, eine Wirkstoffmischung, die jeden Pharmakologen vor Neid erblassen lässt:
- ein leichtes Anästhetikum, durch das wir den Stich im ersten Moment gar nicht spüren,
- gefäßerweiternde Substanzen, um an der "Tankstelle" noch mehr Blut aufnehmen zu können,
- ein Blutverdünner, damit das Blut im Rüssel nicht gerinnt,
- dazu Enzyme und Eiweiße, die unter anderem antibakteriell wirken.
Der Insektenstich infiziert sich bakteriell jetzt nur, wenn wir heftig gegen den Juckreiz ankratzen und damit Hautkeime in die Stichstelle einmassieren.
Auf diese chemische Minimalinvasion reagiert unser Körper quasi reflexartig mit der Freisetzung des Juckreizbotenstoffes Histamin aus den Depots der Lederhaut, den Mastzellen – und macht das Drama äußerlich sichtbar. Es ist gut, wenn wir jetzt ein paar Eiswürfel zur Hand haben, die wir in ein Küchentuch hüllen und auf die Einstichstelle legen können. Gleiches ist auch mit den in Apotheken und Drogerien erhältlichen Kühlpads denkbar: Die Kühle mildert kräftigere Hautirritationen und bremst Entzündungen aus.
Manche raten zum Auflegen von Scheiben frischen Ingwers, schwören auf Essig oder eine aufgeschnittene Zwiebel. Auch von Hand zerriebene Schafgarbe- oder Spitzwegerichblätter sollen Gutes bewirken. Der Apotheker hat Salben oder Gels, die kühlend wirken, und im Hightech-Regal warten batteriebetriebene Hitzestifte: Sie heizen die Einstichstelle auf 50 Grad Celsius hoch, eine Temperatur, die das Eiweiß des Mückenspeichels zerstören und dadurch dem Juckreiz ein Ende setzen.
Lange Kleidung ist ein guter Schutz
Wer intensiv vorbeugen möchte, ist leider nur mit Chemiekeulen – Diethyltoluamid (DEET) und Icaridin – gut beraten: Anti-Insekten-Sprays und Lösungen, die auch Zecken fernhalten sollen, und das für bis zu sechs Stunden. Bei DEET ist zu beachten, dass es Schleimhäute und Nervensystem reizt, für Kleinkinder und Schwangere mithin nicht so empfehlenswert ist. Icaridin ist hier weniger problematisch, allerdings immer noch Chemie.
Es gibt auch natürliche Alternativen, etwa Zitroneneukalyptusöl (PMD oder Citriodiol), das als das wirksamste pflanzliche Repellent gilt und bis zu vier Stunden schützt. Auch Neemöl zeigt eine gewisse abwehrende Wirkung und kann zusätzlich hautberuhigend wirken. Lavendelöl oder Geraniol werden ebenfalls traditionell eingesetzt, sind jedoch in der Wirkung schwächer und können gelegentlich Kontaktallergien auslösen.
Vielleicht versuchen Sie es aber auch mit den klassischen Vorbeugemöglichkeiten: Obwohl bei starker Hitze selbst in den Zentren der Großstädte der Trend in jeglicher Altersklasse deutlich zur fast vollständigen Entkleidung geht, ist lange und locker fallende verhüllende Kleidung nicht nur eine ästhetische Entlastung, sondern schränkt den Flugbetrieb auf unserer Hautoberfläche ein. Vermeiden Sie starken Eigen(-Schweiß)-Geruch, aber auch süßliche Parfüme oder parfümierte Deodorants.
Im Normalfall gehen die Folgen der Mückenattacke ohne ärztliche Intervention vorüber. Schwere Allergien sind eher unwahrscheinlich, ganz im Gegensatz zu Bienen- oder Wespengiftallergie.
Vorsicht bei Allergien
Da wir allerdings – besonders im Sommerurlaub – gern rund um den Globus unterwegs sind, kann es dort zu Mückenbegegnungen kommen, die schon nachhaltiger auf unseren Organismus wirken. Erinnert sei nur an die sattsam bekannte Malariamücke. Glücklicherweise gibt es aber für so ziemlich jedes Reisegebiet dieser Welt konkrete Impfempfehlungen.
Warum in die Ferne schweifen? Schließlich sind auch hierzulande genug Flugkörper unterwegs, die uns ganz schön in Bedrängnis bringen können. Dabei ist die Biene nicht auf Hautkontakt mit uns aus: Stark auf Nektarerträge orientiert, hat sie mit unserem Blut nichts am Hut und noch weniger am Rüssel. Der Stich der Biene ist eine reine Notwehrreaktion – ihre letzte übrigens, denn wenn sie zusticht, bleibt ihr Stachel im Gegner stecken, und die Biene stirbt.
Auch hier rötet sich die Einstichstelle, jedoch großflächiger, fühlt sich warm an und schmerzt. In aller Regel ist das auch schon alles. Allerdings müssen Menschen, die vielleicht unter einer Bienenallergie leiden, jetzt vorsichtig sein: Eine Bienenstichallergie kann sich durch vielfältige Symptome äußern – darunter Nesselsucht (Urtikaria), Juckreiz, Rötungen am ganzen Körper, Schwellungen von Lippen, Zunge oder Kehlkopf, Atemnot, pfeifende Atmung, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kreislaufprobleme bis hin zum anaphylaktischen Schock.
Nie mit dem Mund herausziehen
Im Falle einer allergischen Reaktion gilt: Sofort den Notarzt rufen! Betroffene sollten – sofern vorhanden – ihr Notfallset anwenden: Dazu gehören ein Adrenalin-Autoinjektor, ein Antihistaminikum und ein Kortisonpräparat. Zusätzlich kann ein Asthmaspray nötig sein. Der Patient sollte flach gelagert werden (Beine hoch), bei Atemnot eher aufrecht. Ein frühzeitiger Einsatz von Adrenalin kann lebensrettend sein.
Bewahren Sie Ruhe, beobachten Sie die Einstichstelle, in der der Stachel und der Hinterleib der Biene zurückgeblieben sind: Hier liegt der Giftsack. Deshalb sollte der Stachel nie mit dem Mund herausgezogen werden, denn es besteht die Gefahr, das Gift in den Mund zu bekommen. Dann wird gekühlt, gern auch hier mit Kompressen. Der betroffene Körperteil ist hochzulegen – das lindert die Schwellung. Hier ist die genaue Beobachtung der Einstichstelle wichtiger als beim Mückenstich, weil die Folgen – insbesondere auch bei Kindern – vielfältiger und dramatischer sein könnten.
Das sind Wiederholungstäter
Auch bei Schmerzen und starker Hitzeentwicklung hilft besser der Arzt. Unbedingt sollte er gerufen werden, wenn in den Hals oder sogar in den Mund gestochen wurde. Dann gilt es, eine Verengung der Atemwege durch Anschwellen zu verhindern. Patienten mit erkannter Bienenstichallergie haben oft ein Notfallmedikament, das zweckmäßigerweise immer mitzuführen ist.
All diese Maßnahmen und Vorkehrungen gelten sinngemäß auch für den Fall, dass Sie von Wespen angegriffen werden. Der Unterschied: Die Wespe zieht ihren Stachel wieder heraus, bevor sie den Abflug macht, und hat somit das Zeug zur Wiederholungstäterin. Aber auch hier sind dramatische Allergieverläufe möglich.
Lassen Sie sich trotzdem den Sommer nicht vermiesen und kommen Sie gesund durch die Zeit!
- Eigene Meinung
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.