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Diabetes entdecken, bevor er richtig ausbricht
Diabetes kommt oft schleichend. Anfangs ist der Blutzucker nur leicht erhöht, hat aber noch nicht die Werte erreicht, die fĂŒr die Diagnose "Diabetes Typ-2" ausreichen. Damit sich aus PrĂ€diabetes, einer Vorstufe der Stoffwechselkrankheit, kein "echter" Diabetes entwickelt, muss frĂŒhzeitig gegengesteuert werden.
Wie das gelingen kann, erklÀrt der Diabetologe Professor Andreas Fritsche im GesprÀch mit t-online.
Was genau ist PrÀdiabetes?
PrĂ€diabetes ist die Vorstufe von "echtemâ Diabetes, also Diabetes mellitus Typ-2. Bei PrĂ€diabetes handelt es sich noch nicht um eine Erkrankung, sondern um ein Warnzeichen des Körpers. Wer frĂŒhzeitig mit einem gesunden Lebensstil gegensteuert, kann sein Risiko fĂŒr die Zuckerkrankheit senken.
In Deutschland leiden sieben Millionen Menschen an Diabetes. Oft deutet ein PrĂ€diabetes, die Vorstufe der Zuckerkrankheit, ein drohendes Diabetesleiden an. Doch PrĂ€diabetes zeigt nicht nur das Risiko fĂŒr Diabetes mellitus Typ-2 an. Neue Studien haben gezeigt, dass mit erhöhten Blutzuckerwerten auch das Risiko fĂŒr Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leber- und Nierenerkrankungen sowie einen frĂŒhzeitigen Tod steigt.
Nicht aus jedem PrĂ€diabetes entwickelt sich ein Diabetes: "Auswertungen zufolge entwickeln etwa fĂŒnf bis zehn Prozent der PrĂ€diabetesbetroffenen innerhalb eines Jahres einen Diabetes. Das heiĂt aber auch, dass um die 90 Prozent im nĂ€chsten Jahr nicht zuckerkrank werden", sagt Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Diabetologe an der medizinischen UniversitĂ€tsklinik TĂŒbingen und Vorsitzender der Kommission "Epidemiologie und Versorgungsforschungâ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
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Welche Blutzuckerwerte deuten auf PrÀdiabetes?
Es gibt drei verschiedene Definitionen eines PrĂ€diabetes. Wird der NĂŒchternblutzucker gemessen, sind Werte zwischen 100 und 126 mg/dl als PrĂ€diabetes definiert. Wird der Zuckerwert zwei Stunden nach dem Trinken einer Zuckerlösung erfasst, liegt bei Werten zwischen 140 bis 200 mg/dl ein PrĂ€diabetes vor. Bei einer Langzeitblutzuckermessung und Erfassung des HbA1c-Wertes liegt bei Werten zwischen 5,7 und 6,4 Prozent ein PrĂ€diabetes vor. Dieser Wert entspricht dem Anteil der mit Zucker belegten HĂ€moglobin-MolekĂŒle im Blut.
Doch es sind dem Experten zufolge nicht die Blutzuckerwerte allein, die etwas ĂŒber das zukĂŒnftige Diabetesrisiko aussagen. Es sei durchaus möglich, dass Menschen mit einem PrĂ€diabetes nie einen echten Diabetes mellitus entwickelten oder dass Menschen mit einem Diabetes keine Folgekrankheiten bekĂ€men.
Professor Dr. med. Andreas Fritsche ist Diabetologe an der medizinischen UniversitĂ€tsklinik TĂŒbingen und auf das Thema PrĂ€diabetes spezialisiert. Zudem ist er Vorsitzender der Kommission "Epidemiologie und Versorgungsforschung" der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
PrÀdiabetes: Erhöhte Blutzuckerwerte nicht alleiniges Diabetesrisiko
Welche EinflussgröĂen das Diabetesrisiko erhöhen, hat ein Forscherteam des UniversitĂ€tsklinikums TĂŒbingen, des Instituts fĂŒr Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrums MĂŒnchen an der UniversitĂ€t TĂŒbingen und des Deutschen Zentrums fĂŒr Diabetesforschung (DZD) untersucht. Das Ergebnis der Forschungen: sechs Subtypen des PrĂ€diabetes. Die neue Einteilung soll kĂŒnftig helfen, durch eine gezielte PrĂ€vention die Diabetesentstehung beziehungsweise die Entstehung von Diabeteskomplikationen zu verhindern.
"PrĂ€diabetes ist nicht gleich PrĂ€diabetes. Ziel unserer kĂŒrzlich in der Zeitschrift "Nature Medicine" veröffentlichten Studie war es, den PrĂ€diabetes besser einzuteilen und von der alleinigen Betrachtung der Blutzuckerwerte zu entkoppelnâ, so Fritsche. "Vor allem drei unserer erfassten PrĂ€diabetes-Subtypen haben ein erhöhtes Risiko sowohl fĂŒr die Entwicklung der Zuckerkrankheit als auch fĂŒr die Entwicklung von Folgekrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenerkrankungen.â
Risikogruppen: Wer besonders gefÀhrdet ist
Folgende drei Subtypen haben dem PrĂ€diabetesexperten zufolge ein erhöhtes Diabetesrisiko sowie ein Risiko fĂŒr Herz- und Nierenerkrankungen:
- schlanke Menschen mit einer schlechten Insulinproduktion aufgrund eines genetisch bedingten Insulinmangels
- Menschen mit einer Fettleber und einer schlechten Insulinwirkung
- Menschen mit viel Fett im Bauchraum (viszerales Bauchfett) und einer bestehenden Insulinresistenz
"Spannend ist fĂŒr uns, dass beim dritten Risikotyp nicht nur die MortalitĂ€t erhöht ist, sondern auch NierenschĂ€den auftreten können, lange bevor ein echter Diabetes entsteht. Bislang ging man davon aus, dass die zu hohen Zuckerwerte des Diabetes die Nieren angreifen. Doch die Nieren können bereits Schaden nehmen, bevor ein echter Diabetes vorliegt. Das zeigt, wie komplex dieses Thema ist. Hier spielen Blutzuckerwerte, der Fettstoffwechsel, die Körperfettzusammensetzung sowie die Insulinwirkung zusammenâ, so Fritsche.
- Tritt meist zusammen auf: Diabetes und Nierenprobleme
PrĂ€diabetes frĂŒh erkennen
Was sollen Menschen tun, die sich nun fragen, ob sie PrĂ€diabetes haben oder möglicherweise sogar zu den drei Subtypen mit einem erhöhten Risiko gehören? Laut Fritsche kann man zwei Wege gehen: Erstens bietet die regelmĂ€Ăige FrĂŒherkennungsuntersuchung "Check-up 35â die Möglichkeit, die Blutzuckerwerte erfassen zu lassen und weitere Risikofaktoren frĂŒhzeitig zu erkennen. Die gesetzlichen Krankenkassen ĂŒbernehmen die Kosten der FrĂŒherkennungsuntersuchung ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre.
Zweitens gibt es die Möglichkeit, einen Diabetesrisikotest zu machen, wie er unter anderem auf den Seiten des Deutschen Instituts fĂŒr ErnĂ€hrungsforschung (DIfE) und der Deutschen Diabetes-Hilfe e. V. zu finden ist. Zeige dieser ein erhöhtes Diabetesrisiko, sollte man einen Termin beim Arzt vereinbaren und das Testergebnis mitbringen.
Vorbeugen durch einen gesunden Lebensstil
AuĂerdem rĂ€t Fritsche zu einem möglichst gesunden Lebensstil. "Achten Sie auf ein normales Gewicht, bewegen Sie sich ausreichend und essen Sie Zucker und Fett nur in MaĂen. Damit senken Sie nicht nur Ihr Diabetesrisiko, sondern auch Ihr Risiko fĂŒr andere Krankheiten wie Krebserkrankungen und Herz-Kreislauf-Krankheitenâ, so sein Tipp. Ăber die ErnĂ€hrung lasse sich einiges erreichen. Eine neue Studie soll nun klĂ€ren, welche prĂ€ventiven Möglichkeiten Intervallfasten bieten kann. "Vorbeugen ist immer besser als behandelnâ, so Fritsche.