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Mikrochips & Petroleum: Das steckt hinter den absurdesten Corona-Mythen


Mikrochips, Petroleum, Chlordioxid
Das steckt hinter den absurdesten Impfmythen


Aktualisiert am 31.10.2021Lesedauer: 4 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Querdenker-Demo: Viele Corona-Leugner glauben an teils absurde Theorien.Vergrößern des Bildes
"Querdenker"-Demo: Viele Corona-Leugner glauben an teils absurde Theorien. (Quelle: aal.photo/imago-images-bilder)

Impfgegner und Corona-Leugner sind von den abenteuerlichsten Theorien über die Impfung überzeugt: Sie sprechen von Genveränderung, Mikrochips oder Fehlgeburten. t-online macht den Faktencheck.

Lange bevor die ersten Corona-Impfstoffe in Deutschland überhaupt zugelassen waren, gab es erste Theorien darüber, wie schädlich oder auch gefährlich die Vakzine sein könnten. Auch jetzt, nachdem Millionen Menschen geimpft sind, halten sich einige Behauptungen hartnäckig. Doch was ist wirklich dran an den verrücktesten Ideen zum Virus und den Impfungen? Ein Faktencheck.

Kann die Corona-Impfung einen Mikrochip enthalten?

Diese Behauptungen sind schlichtweg falsch und zählen zu den Verschwörungstheorien. So erklärt das Bundesgesundheitsministerium dazu: "Die Forschung an Covid-19-Impfstoffen wird von unabhängigen Wissenschaftlern durchgeführt. Ihr Ziel ist die Entwicklung eines sicheren und wirksamen Schutzimpfstoffes gegen Covid-19." Die Impfung wird entwickelt, um Menschenleben zu schützen, nicht um die Bevölkerung in irgendeiner Form zu überwachen oder "gefügig" zu machen.

Hilft Petroleum gegen das Coronavirus?

In sozialen Netzwerken kursieren Gerüchte darüber, dass Menschen Petroleum oder auch Terpentin zu sich nehmen, um sich entweder vor dem Coronavirus selbst oder aber vor der Impfung zu schützen. In ihrer Theorie gehen von Geimpften "giftige Dämpfe" aus, die sie und andere Ungeimpfte gefährden können. Mit Petroleum wollen sie sich davor schützen.

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Allerdings warnen Wissenschaftler vor der Einnahme: Petroleum oder auch Terpentin sind gefährliche Chemikalien, die nicht eingenommen werden sollten. Sie schaden definitiv mehr, als sie nützen könnten. Und vor allem bieten sie keinen Schutz vor Corona.

Wie nützlich ist Chlordioxid gegen das Coronavirus?

Ähnlich wie beim Petroleum kursieren auch beim Desinfektionsmittel Chlordioxid viele Gerüchte im Netz. Es wird empfohlen, die Chemikalie zu trinken, darin zu baden oder sich sogar Einläufe damit zu machen. Diese Vorschläge widerlegt unter anderem die Wissenschaftlerin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim in ihrer ZDF-Sendung "Maithink X" vom 24. Oktober 2021.

Es gebe angebliche Studien dazu, doch "diese Studien sehen methodisch beispielsweise so aus: Man nimmt 20 Personen, die positiv auf Corona getestet wurden, gibt denen verdünntes Chlordioxid und guckt, ob sie innerhalb von einem Monat wieder negativ sind". Doch das "bringt gar nichts", erklärt die Expertin. "Denn bei 20 Probanden, die nicht Hochrisikopatienten sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die so oder so wieder gesund werden, zum Glück sehr hoch. Egal ob man Chlordioxid geschluckt hat oder nicht."

Zudem ist Chlordioxid hochgiftig, mittlerweile warnen zahlreiche Gesundheitsportale und Behörden vor der Einnahme, die immer wieder aus verschiedenen Kreisen – und nicht nur gegen das Coronavirus – empfohlen wird.

Das bestätigt auch die Bundesstaatsanwaltschaft Argentiniens. Denn: Nachdem der Deutsche Andreas Kalcker für den Einsatz von Chlordioxid-Lösungen warb, hat sie Anzeige gegen ihn erstattet. Es soll in Argentinien zu Vergiftungen und Todesfällen gekommen sein. Auch das Team von "Medwatch" hat Kalckers Theorien daraufhin untersucht. Die Wissenschaftsjournalisten kommen zu dem Schluss, dass keine seiner Studien den Schluss zulässt, dass die Einnahme von Chlordioxid Menschen vor einer Infektion schützen oder sie bekämpfen könnte.

Macht die Corona-Impfung wirklich unfruchtbar und führt zu Fehlgeburten?

Zu den Impfskeptikern gehören besonders viele junge Frauen. Ihre Begründung: Die Impfung könnte die Gene verändern, sie unfruchtbar machen oder zu Fehlbildungen der Kinder oder gar Fehlgeburten führen. Es soll sogar eine Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC geben, die belegt, dass fast 82 Prozent der gegen Covid-19 geimpften Schwangeren eine Fehlgeburt erleiden. Speziell dazu hat unter anderem "Correctiv" einen Faktencheck gemacht: Die Behauptung ist falsch, die Studie wurde fehlinterpretiert.

Und auch die Vorstellung, die Impfung dringe in die eigenen Gene ein und verändere diese, ist falsch. So erklärt beispielsweise das Bundesgesundheitsministerium dazu: "Es besteht kein erkennbares Risiko einer Integration von mRNA in das humane Genom. Beim Menschen befindet sich das Genom in Form von DNA im Zellkern. Eine Integration von RNA in DNA ist unter anderem aufgrund der unterschiedlichen chemischen Struktur nicht möglich. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass die von den Körperzellen nach der Impfung aufgenommen mRNA in DNA umgeschrieben wird."

Lässt sich eine Corona-Impfung wieder rückgängig machen?

In einschlägigen Kreisen heißt es, wer sich hat impfen lassen und die Impfung im Nachhinein bereut, habe Möglichkeiten, sie zu "neutralisieren" oder gar rückgängig zu machen. Um möglicherweise schädliche Stoffe der Impfung aus dem Körper "auszuleiten", werden unter anderem spezielle entgiftende Ernährungsformen, intermittierendes Fasten oder auch Saunagänge empfohlen.

Während einige nur Anleitungen zur "Ausleitung der Impfgifte" geben, versuchen andere, mit der Angst der Menschen Geschäfte zu machen. So gibt es die Möglichkeit, die Impfung bei einem Schamanen "zu transformieren" und auf "energetischem Wege zu neutralisieren". Das Angebot richtet sich den Anbietern zufolge an jene, die sich haben impfen lassen, weil sie mussten, es aber gar nicht wollten.

Durch die "Impftransformation" soll die Impfung zwar nicht materiell verschwinden, sie könne aber nicht mehr andocken, so die Erklärung. Das energetische Transformationsfeld gegen die Impfung kann auch aus der Ferne aufgebaut werden und kostet satte 680 Euro. Nicht nur der Physiker Florian Aigner fragt dazu zu Recht auf Twitter: "Größte Schwurbelei jemals oder geniale Abzocke, die die Impfquote steigert?"

Scheiden Geimpfte schädliche Stoffe aus, die Ungeimpfte gefährden?

Nicht erst seit Corona gibt es das Phänomen des "Impfstoff-Shedding": Impfskeptiker behaupten, bereits Geimpfte könnten das Spike-Protein des Coronavirus ausstoßen und so zum Beispiel über Hautkontakt oder Husten an Ungeimpfte weitergeben. Dieses Spike-Protein soll dann viele Symptome verursachen, unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit oder Hautausschlag. Doch nicht nur das: Auch elektromagnetische Strahlung soll von Geimpften ausgehen. In sozialen Netzwerken und Kanälen wie Telegram kursieren daher zahlreiche Tipps, wie man sich vor Geimpften schützen soll.

All diese Ideen sind allerdings völliger Quatsch. So erklärte eine Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts bereits im Juli gegenüber dem Bayerischen Rundfunk: "Dieses Gerücht, wie so viele andere Gerüchte zu den Covid-19-Impfstoffen, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage.” Eine Ausbreitung des Virus über Geimpfte würde zumindest ein vollständiges Virus erfordern, das sich ausbreiten könne. “In den aktuell zugelassenen Covid-19-Impfstoffen ist aber kein SARS-CoV-2 Virus enthalten, nicht einmal das fertige Spike-Protein, sondern nur der Bauplan für das Spike-Protein.”

Im selben Bericht erklärt auch Friedemann Weber, der Direktor des Instituts für Virologie an der Uni Gießen: "Es gibt ja einen Unterschied zwischen einem Virus und einem Protein." Selbst wenn Geimpfte ein Protein ausscheiden würden, dann würde sich das so stark verdünnen, dass es spätestens von den Proteasen, also den Enzymen auf unseren Schleimhäuten, die Proteine spalten, “gefrühstückt” werden würde. “Dass ich da irgendwelche kritischen Mengen erreichen würde, mit einem sich nicht vermehrenden Protein, das ist vollkommen ausgeschlossen.”

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Soziale Netzwerke: Twitter, Facebook, Telegram
  • Bundesgesundheitsministerium: "Impfmythen", 26. Oktober 2021.
  • correctiv.org: "Coronavirus-Faktenchecks: Diese Behauptungen hat Correctiv geprüft", 26. Oktober 2021.
  • ZDF-Sendung "Maithink X" vom 24. Oktober 2021
  • Medwatch: "Andreas Kalcker behauptet, Chlordioxid helfe gegen Corona. Was sagen seine Studien?"
  • BR24: ""Impfstoff-Shedding": Die Angst vor dem Kontakt zu Geimpften", 16. Juli 2021.
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