Ja, die Redaktion hat fĂŒr diesen Ratgeberartikel alle relevanten Fakten recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Haarausfall bei Frauen â Das kann der Grund sein
Wenn Frauen Haarausfall haben, liegt es fast immer an den Hormonen. Bei vielen Betroffenen beginnt das Problem in den Wechseljahren. Wir erklÀren, welche Ursachen noch dahinterstecken können und was wirklich hilft.
Das Wichtigste im Ăberblick
- Haarausfall bei Frauen: Diese Hormone sind meist die Ursache
- Weitere Ursachen fĂŒr Haarausfall bei Frauen
- GrĂŒnde fĂŒr fleckenförmigen Haarausfall bei Frauen
- Haarausfall bei Frauen in den Wechseljahren
- Haarausfall bei der Frau: Was hilft wirklich?
- Was hilft bei hormonell bedingtem Haarausfall?
- Haarausfall bei der Frau: Was bringen Hausmittel?
Jeder Mensch verliert tĂ€glich etwa 100 Haare, das ist normal und kein Grund zur Sorge. Wer aber nach jedem KĂ€mmen ein dickes BĂŒschel Haare in der BĂŒrste vorfindet, wird sich frĂŒher oder spĂ€ter Sorgen machen: Geht das jetzt so weiter? Steckt womöglich eine Krankheit dahinter? Frauen jenseits der 40 stellen sich bei Haarausfall zudem noch eine weitere Frage: Sind das schon die Wechseljahre?
Haarausfall bei Frauen: Diese Hormone sind meist die Ursache
Haarausfall bei Frauen lĂ€sst sich fast immer auf den Einfluss bestimmter Hormone zurĂŒckfĂŒhren, der Androgene. Diese können bewirken, dass sich die mehrjĂ€hrige Wachstumsphase der Haare verkĂŒrzt und die Haare frĂŒher ausfallen als gewöhnlich.
Androgene werden gemeinhin als mĂ€nnliche Geschlechtshormone bezeichnet, weil sie beim Mann fĂŒr die Entwicklung der Geschlechtsorgane wichtig sind. Androgene kommen aber â in geringerer Menge als beim Mann â auch im Körper der Frau vor und sind fĂŒr die weibliche SexualitĂ€t und Fruchtbarkeit von groĂer Bedeutung. Deshalb sind sowohl Frauen als auch MĂ€nner von dieser Form des Haarausfalls betroffen.
Bei Frauen lichten sich dabei zunĂ€chst die Haare im Bereich des Scheitels und die Haare werden dĂŒnner. Eine Glatze bekommen sie meist nicht. MĂ€nner hingegen entwickeln die sogenannten Geheimratsecken und im Verlauf manchmal eine Glatze. Fachleute sprechen dann von androgenetischer Alopezie, was ĂŒbersetzt "durch Androgene verursachte Kahlheit" bedeutet.
Die Androgene sind aber nicht der eigentliche Grund fĂŒr den Haarausfall â die Betroffenen haben meist keinen Ăberschuss an diesen Hormonen. Zum Haarausfall kommt es vielmehr, weil ihre Haarfollikel ĂŒberempfindlich auf die Androgene reagieren. Haarfollikel sind EinstĂŒlpungen in der Haut, in denen die Haare verankert sind.
Diese Ăberempfindlichkeit wiederum hat mit der Veranlagung zu tun. Bestimmte Gene bestimmen, wie viele Rezeptoren â also Bindungsstellen â fĂŒr Androgen in den Haarfollikeln vorhanden sind. Je mehr dieser Rezeptoren die Follikel haben, umso mehr Androgene können daran binden und ihre Wirkung entfalten.
Die Neigung zu androgenetischem Haarausfall ist also angeboren. Dass dieser bei Frauen meist erst in den Wechseljahren beginnt, liegt an einem anderen Hormon: dem weiblichen Geschlechtshormon Ăstrogen. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel "Haarausfall bei Frauen in den Wechseljahren".
Schwangerschaft und Absetzen der Pille als Auslöser
In der Schwangerschaft bildet der Körper mehr Ăstrogen. Da Ăstrogen die Wachstumsphase der Haare verlĂ€ngert, stellen die meisten Schwangeren fest, dass ihnen weniger Haare ausfallen und ihr Haar dichter wird. Ein Ă€hnliches PhĂ€nomen tritt bei Frauen auf, die ein östrogenhaltiges VerhĂŒtungsmittel (die Pille) nehmen.
Sinkt der Ăstrogenspiegel nach der Schwangerschaft oder dem Absetzen der Pille wieder ab, fallen die "zusĂ€tzlichen" Haare aus. Grund zur Sorge besteht aber nicht: Diese Form des Haarausfalls hört normalerweise binnen weniger Wochen oder Monate von selbst wieder auf und fĂŒhrt nicht zur Kahlheit.
Zu hoher Androgenspiegel als Ursache fĂŒr Haarausfall
Auch ein erhöhter Spiegel an mĂ€nnlichen Hormonen kann Haarausfall auslösen oder erblich bedingten Haarausfall verstĂ€rken. Mögliche Ursachen fĂŒr einen Ăberschuss an Androgenen sind zum Beispiel Stoffwechselstörungen wie das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) oder das adrenogenitale Syndrom, kurz AGS.
Weitere Ursachen fĂŒr Haarausfall bei Frauen
Auch Stress, verschiedene Krankheiten, ein Mangel an NÀhrstoffen, einige Medikamente und Vergiftungen können Haarausfall verursachen. Dieser beginnt dann meist einige (zwei bis vier) Monate nach dem auslösenden Ereignis.
Beispiele fĂŒr Erkrankungen, die mit Haarausfall einhergehen können, sind:
- Infektionen, die mit Fieber verbunden sind, wie zum Beispiel die Grippe
- SchilddrĂŒsenerkrankungen
- Typhus
- Syphilis
- Blutarmut (AnÀmie)
Steckt ein Mangel hinter dem Haarausfall, dann fehlt es meist an
- Eisen,
- Zink,
- Magnesium,
- Vitamin A,
- B-Vitaminen und/oder
- Vitamin C.
Zu den Medikamenten, die als Nebenwirkung Haarausfall verursachen können, gehören vor allem:
- Zytostatika, die zur Behandlung von Krebserkrankungen (Chemotherapien) zum Einsatz kommen
- bestimmte Mittel gegen psychische Erkrankungen (sogenannte trizyklische Antidepressiva)
- Gerinnungshemmer wie Heparin
- Mittel gegen Epilepsie (Antiepileptika)
- Wirkstoffe, die in Medikamenten gegen Gicht enthalten sind (etwa Allupurinol)
- Betablocker und andere Herz-Kreislauf-Medikamente
GrĂŒnde fĂŒr fleckenförmigen Haarausfall bei Frauen
Wenn die Haare nicht insgesamt dĂŒnner und lichter werden, sondern sich plötzlich kahle Stellen bilden, steckt hĂ€ufig der sogenannte kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) dahinter. Dessen Ursache ist wahrscheinlich eine Störung des Immunsystems: Abwehrzellen greifen Haarfollikel an, diese entzĂŒnden sich und fallen aus. Betroffen sind vor allem junge Menschen â auch Kinder können daran erkranken.
Weitere mögliche Ursachen fĂŒr herdförmigen Haarausfall sind:
- Infektionen, zum Beispiel die Tinea capitis: Bei dieser Pilzinfektion entwickeln sich auf der Kopfhaut runde, schuppende Flecken, an der die Haare abbrechen
- chronische Hautkrankheiten wie die Schuppenflechte (Psoriasis capitis)
Haarausfall bei Frauen in den Wechseljahren
Viele Frauen bekommen in den Wechseljahren Haarausfall, weil der weibliche Körper in dieser Zeit immer weniger Ăstrogen bildet. Dieses Hormon ist vor allem fĂŒr die weibliche Fruchtbarkeit zustĂ€ndig, es entfaltet jedoch auch noch andere Wirkungen im Körper. Unter anderem fördert es das Haarwachstum und sorgt fĂŒr dichteres Haar, indem es die Wachstumsphase der Haare verlĂ€ngert.
Um genau zu sein: Ăstrogen hemmt ein Enzym, welches fĂŒr die Bildung jenes Androgens wichtig ist, welches die Wachstumsphase der Haare verkĂŒrzt. Auf diese Weise schĂŒtzt Ăstrogen vor Haarausfall. Dieser Schutz geht in den Wechseljahren nach und nach verloren, weshalb vermehrt Haare ausfallen.
Haarausfall bei der Frau: Was hilft wirklich?
Haarausfall ist oft nicht von Dauer, sondern lÀsst in vielen FÀllen von selbst nach. Wenn das Problem bestehen bleibt oder sich verstÀrkt, ist es wichtig, der Ursache auf den Grund zu gehen. Dabei kann die HausÀrztin oder der Hausarzt helfen. Hat der Haarausfall in den Wechseljahren eingesetzt, ist ein Termin bei der FrauenÀrztin oder dem Frauenarzt empfehlenswert.
Die Behandlung richtet sich dann nach dem Grund fĂŒr den Haarausfall: Ein Mangel an bestimmten NĂ€hrstoffen lĂ€sst sich oft durch eine Umstellung der ErnĂ€hrung beheben, möglicherweise in Kombination mit NahrungsergĂ€nzungsmitteln. Hat ein Arzneimittel den Haarausfall verursacht, wachsen die Haare in der Regel wieder nach, sobald die Behandlung damit abgeschlossen ist. Muss das Medikament langfristig eingenommen werden, etwa aufgrund einer chronischen Erkrankung, kann die Ărztin oder der Arzt eventuell ein anderes PrĂ€parat verordnen oder die Behandlung auf eine niedrigere Dosis umstellen.
Was hilft bei hormonell bedingtem Haarausfall?
Bei etwa 95 von 100 Frauen mit Haarausfall sind Androgene (mĂ€nnliche Geschlechtshormone) der Auslöser. Ihre Haarfollikel reagieren ĂŒberempfindlich auf diese Hormone, was ihrer genetischen Veranlagung geschuldet ist. Da sich die Erbanlagen nicht verĂ€ndern lassen, ist diese Form des Haarausfalls nicht heilbar â von "Heilung" kann ohnehin nicht die Rede sein, weil es sich nicht um eine Erkrankung handelt.
Es gibt aber Möglichkeiten, den Haarausfall zu bremsen. In Drogerien und Apotheken stehen viele verschiedene Shampoos und HaarwĂ€sser zur Auswahl, deren Wirksamkeit jedoch gröĂtenteils nicht ausreichend belegt ist. Nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand lĂ€sst sich nur ein Mittel empfehlen: Minoxidil.
Minoxidil gibt es als Haarwasser zu kaufen, fĂŒr Frauen als zweiprozentige und fĂŒr MĂ€nner als fĂŒnfprozentige Lösung. Wie genau der Wirkstoff das Haarwachstum fördert, ist noch nicht genau geklĂ€rt. Fachleute gehen davon aus, dass der Wirkstoff die Durchblutung in den Follikeln anregt und dafĂŒr sorgt, dass dort mehr Wachstumsfaktoren zur VerfĂŒgung stehen. Wachstumsfaktoren sind Proteine, die die Bildung neuer Zellen anregen.
Bei wie vielen Anwenderinnen diese Wirkung tatsĂ€chlich zu sichtbaren Erfolgen fĂŒhrt und wie groĂ diese sind, lĂ€sst sich nicht mit Sicherheit sagen, weil bisherige Untersuchungen zu dieser Frage zu uneinheitlichen Ergebnissen kamen und insgesamt nicht von hoher QualitĂ€t sind. Klar ist aber: Bei einem Teil der Anwenderinnen wirkt Minoxidil zumindest besser als HaarwĂ€sser ohne Wirkstoff (Placebo).
In einer Ăbersichtsarbeit, fĂŒr die Forschende die verfĂŒgbaren Studien sichteten und auswerteten, erwies sich Behandlung mit Minoxidil bei etwa 13 von 100 Frauen als erfolgreich. Die Testpersonen bemerkten nach etwa vier Monaten der tĂ€glicher Anwendung, dass sich ihr Haarwuchs leicht verstĂ€rkte und ihr Haar etwas dichter wurde.
Schwere Nebenwirkungen sind von der Anwendung nicht zu erwarten. Bei einigen Frauen verstĂ€rkt sich der Haarausfall in den ersten Wochen, aber nur vorĂŒbergehend. AuĂerdem kann der im Haarwasser enthaltene Alkohol die Haut reizen und eine leichte Schuppung verursachen. Abgesehen davon ist das Mittel aber meist gut vertrĂ€glich.
Was tun bei einem Ăberschuss an mĂ€nnlichen Hormonen?
Ist ein krankhaft erhöhter Androgenspiegel der Grund fĂŒr den Haarausfall, zielt die Behandlung darauf ab, den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Welche MaĂnahmen dabei helfen, hĂ€ngt von der genauen Ursache ab. In bestimmten FĂ€llen eignen sich zur Therapie bestimmte Medikamente, die den Einfluss der Androgene auf den Körper abschwĂ€chen oder bewirken, dass der Körper weniger Androgen bildet.
Manchmal sind auch keine Medikamente nötig. Beim polyzystischen Ovarialsyndrom beispielsweise reichen hĂ€ufig Sport und eine gesĂŒndere ErnĂ€hrung, um den Hormonhaushalt zu normalisieren.
Haarausfall bei der Frau: Was bringen Hausmittel?
Im Internet finden sich listenweise Hausmittel, die angeblich gegen Haarausfall helfen. So sei es zutrĂ€glich, die Kopfhaut mit Kaffee, Kokosöl, Bockshornklee oder Apfelessig einzureiben. AuĂerdem sollten regelmĂ€Ăig Haferflocken und Brennnesselsamen auf dem Speiseplan stehen, um die Haare von innen heraus zu stĂ€rken.
Wissenschaftlich untermauern lassen sich diese RatschlĂ€ge aber nicht. Haferflocken und Brennnesselsamen enthalten zwar wichtige NĂ€hrstoffe und können somit dazu beitragen, einem durch NĂ€hrstoffmangel verursachten Haarausfall vorzubeugen. Dieser kommt aber hierzulande eher selten vor. AuĂerdem lĂ€sst sich ein Mangel problemlos ĂŒber eine ausgewogene ErnĂ€hrung verhindern â auch ohne MĂŒsli und teure Brennnesselsamen.
Die Hausmittel zur Ă€uĂerlichen Anwendung wurden gröĂtenteils noch nicht in Studien erprobt. Ernstzunehmende Forschungsergebnisse gibt bisher nur zu Koffein: Untersuchungen deuten darauf hin, dass Koffein â als Lösung angewendet â möglicherweise das Haarwachstum fördern kann.
In einer Studie erwies sich die Koffeinlösung als fast so wirkungsvoll wie Minoxidil (in fĂŒnfprozentiger Dosierung). Allerdings wurde diese Studie von einem Hersteller fĂŒr koffeinhaltige Haarpflegeprodukte bezahlt. Zudem waren die Testpersonen mĂ€nnlich. Ob herkömmlicher Kaffee bei Frauen gegen Haarausfall hilft, lĂ€sst sich daraus also nicht ableiten.
Fazit: Welche Hausmittel bei Haarausfall helfen können, lĂ€sst sich nicht sicher sagen. Wer es probieren möchte, sollte wissen, dass auch Hausmittel unerwĂŒnschte Wirkungen haben können. Apfelessig kann zum Beispiel die Haut reizen, besonders in unverdĂŒnnter Form. Bei ausgeprĂ€gtem oder lĂ€nger andauerndem Haarausfall ist es auĂerdem wichtig, die Ursache Ă€rztlich abklĂ€ren zu lassen, um Erkrankungen auszuschlieĂen.