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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Reizmagen behandeln Protonenpumpenhemmer helfen mitunter nicht genug

Protonenpumpenhemmer werden bei einem Reizmagen häufig eingesetzt, um die Beschwerden zu lindern. Doch sie helfen nicht immer. Woran das liegen kann.
Ausgeprägte Schmerzen im Oberbauch sind eines der Hauptsymptome eines Reizmagens. Um die Beschwerden zu lindern, können verschiedene Medikamente Anwendung finden, darunter Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI). Doch diese Magenschoner wirken nicht immer wie erhofft. Das kann verschiedene Gründe haben. Fünf häufige Ursachen, warum Protonenpumpenhemmer nicht wirken.
Reizmagen – wenn Essen zur Belastung wird
Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit zufolge haben etwa fünf bis elf Prozent der Menschen einen Reizmagen. Ständige Magenschmerzen, Magenbrennen, Völlegefühl und ein verfrühtes Sättigungsgefühl – das kennen Betroffene nur zu gut. Auch wenn das Reizmagensyndrom (funktionelle Dyspepsie) nicht gefährlich ist, beeinträchtigt es den Alltag oft erheblich. Essen wird zur Belastung. Die Einnahme bestimmter Medikamente kann helfen, Lebensqualität zurückzugewinnen. Protonenpumpenhemmer, umgangssprachlich auch Magenschoner und Säureblocker genannt, gehören zu den Medikamenten, die Betroffene besonders häufig einnehmen.
Was sind Protonenpumpenhemmer?
Protonenpumpenhemmer gehören zu den Säurehemmern und wirken bei Magenreizungen entlastend. Sie blockieren gezielt die Protonenpumpe in den Belegzellen des Magens. Dieses Enzym ist für die Säureausschüttung verantwortlich. Wird es ausgebremst, verringert sich die Bildung von Magensäure. Bekannte Wirkstoffe sind Omeprazol, Pantoprazol, Lansoprazol, Rabeprazol und Esomeprazol.
In Form einer magensaftresistenten Tablette gelangen die Wirkstoffe in den Darm und von dort in die Blutbahn. Über das Blut erreichen sie die Schleimhautzellen des Magens, auch Belegzellen genannt. Dort arbeiten die Protonenpumpen, die für die Ausschüttung der Magensäure verantwortlich sind. Der saure pH-Wert aktiviert die Protonenpumpenhemmer. Sie binden sich an das Enzym in den Belegzellen und hemmen so die Ausschüttung von Protonen. Es entsteht weniger Salzsäure.
Reizmagen: Protonenpumpenhemmer schaffen Linderung
Durch die geringere Säurebildung im Magen lassen sich Reizmagenbeschwerden wie Magendruck, Magenbrennen, Sodbrennen, Völlegefühl und Oberbauchschmerzen verbessern. Die gereizte Schleimhaut wird entlastet und Reizungen werden gelindert. Die Dauer der Einnahme und die Dosierung sollten Betroffene mit einem Arzt oder einer Ärztin abstimmen. Generell gilt: Nur so lange wie nötig und so gering dosiert wie möglich einnehmen.
Wichtig zu wissen: Protonenpumpenhemmer sind nicht zur Behandlung eines Reizmagens zugelassen und können daher nur im "Off-Label-Use" eingesetzt werden. Studien zeigen jedoch, dass sie die für den Reizmagen typischen Symptome etwas besser lindern können als ein Placebo (Scheinmedikament).
Warum Protonenpumpenhemmer nicht immer wirken
Nicht alle Menschen mit Reizmagen profitieren von Protonenpumpenhemmern. Das kann verschiedene Ursachen haben. Säureblocker wirken ausschließlich auf die Bildung von Magensäure. Sind die Beschwerden nicht auf einen Säureüberschuss zurückzuführen, stellt sich die erhoffte Linderung nicht ein. Andere Faktoren, die bei einem Reizmagen eine Rolle spielen können, sind beispielsweise eine gestörte Magenbewegung oder eine veränderte Schmerzverarbeitung.
Fünf mögliche Gründe, warum Protonenpumpenhemmer nicht wirken:
- Gestörte Magenbewegung: Liegt eine Motilitätsstörung vor, arbeitet der Magen verlangsamt. Entleert er sich verzögert, können Druck, Schmerzen und Völlegefühl auftreten – unabhängig vom Säuregehalt.
- Überempfindlichkeit der Magennerven: Liegt eine Hypersensitivität des Magens vor, reagieren die Betroffenen auf geringe Reize mit Schmerzen. Ihre Schmerzschwelle ist deutlich niedriger als die von Gesunden. Dann kann beispielsweise bereits ein geringer Füllstand des Magens Beschwerden verursachen oder nicht ausreichend gekautes Essen. Auch kalte Getränke und bestimmte Gewürze können zum Problem werden.
- Stress und psychische Belastung: Sie können nicht nur die Magensäureproduktion beeinflussen, sondern die Verdauung insgesamt beeinträchtigen – etwa verlangsamen oder beschleunigen. Auch die Magennerven können unter Stress empfindlicher reagieren. Das kann Reizmagenbeschwerden verstärken.
- Nebenwirkungen von Protonenpumpenhemmern: Es kann unter Umständen sein, dass unter der Einnahme Nebenwirkungen auftreten, die das Symptombild des Reizmagens verstärken. Dazu zählen Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Völlegefühl, Verstopfung und Durchfall.
- Fehler bei der Einnahme: Ebenfalls können Einnahmefehler dazu führen, dass die erwünschte Wirkung ausbleibt. Etwa, wenn die Dosierung zu gering ist oder der Wirkstoff nicht regelmäßig oder zu kurz eingenommen wird. Es benötigt meist ein paar Tage, bis unter der Einnahme eine Verbesserung der Beschwerden eintritt. Auch der Einnahmezeitpunkt spielt eine Rolle: Empfohlen ist die Einnahme morgens vor dem Frühstück beziehungsweise vor einer Mahlzeit.
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Sind Protonenpumpenhemmer wirkungslos, weitersuchen
Zeigen Protonenpumpenhemmer keine oder nur eine geringe Wirkung, ist es möglich, dass andere Erkrankungen hinter den Beschwerden stecken oder die Beschwerden des Reizmagens verstärken, zum Beispiel eine Darmerkrankung. Auch kann eine Magenentzündung vorliegen, die durch andere Faktoren als einen Überschuss an Magensäure verursacht wird. Bei anhaltenden Beschwerden ist es daher wichtig, durch weitere Untersuchungen die Auslöser herauszufinden.
Wichtig: Protonenpumpenhemmer schleichend absetzen
Protonenpumpenhemmer sollten nie abrupt abgesetzt werden. Es droht der sogenannte Rebound-Effekt. Dann steigt die Magensäureproduktion des Magens vorübergehend stark an. Es dauert eine Weile, bis sich der Körper umstellt und seine Arbeit an die neue Situation ohne Medikamente anpasst. Durch das schleichende Absetzen der Säureblocker lässt sich das Risiko für einen Rebound-Effekt – und damit für ein erneutes Aufflammen der Beschwerden – senken.
- internisten-im-netz.de: "Reizmagen: Behandlung". Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI). (Abrufdatum: 18. Juli 2025)
- neurogastro.de: "S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) zur funktionellen Dyspepsie (Reizmagen), einer Disorder of Gut-Brain Interaction (DGBI)" (PDF). (Stand: 8. April 2025)
- medical-tribune.de: "Was zu tun ist, wenn PPI nicht helfen". Online-Information von Medical Tribune. (Stand: 17. November 2023)
- gastro-liga.de: "Reizmagen (Funktionelle Dyspepsie) und Gastritis" (PDF). Patientenratgeber der Gastro-Liga e. V. (Stand: April 2023), kostenpflichtig
- gesund.bund.de: "Reizmagensyndrom (funktionelle Dyspepsie)". Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit. (Stand: 16. Dezember 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Reizmagen (funktionelle Dyspepsie)". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 1. Juni 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Was kann bei einem Reizmagen helfen?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 1. Juni 2022)
- pharmazeutische-zeitung.de: "Protonenpumpenhemmer. Großer Nutzen bei passender Indikation". Online-Information der Pharmazeutischen Zeitung (PZ). (Stand: 15. Mai 2022)
- awmf.org: "Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie" (PDF). Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 021-016. (Stand: Juni 2021)
- gesundheit.gv.at: "Dyspepsie". Online-Information des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs. (Stand: 15. April 2019)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.