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Sieben Reiseziele in Europa: Hier sollten Sie lieber keinen Urlaub buchen


Traumziel? Von wegen
Hier ist Urlaub keine Erholung mehr


Aktualisiert am 01.08.2023Lesedauer: 5 Min.
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Gefährlich nah: Kreuzfahrtschiffe erreichen Venedig durch den Giudecca-Kanal vorbei am Markusplatz. Die Passage ist umstritten, da die Wasserverdrängung der Schiffe die Bodenstruktur gefährdet.Vergrößern des Bildes
Gefährlich nah: Kreuzfahrtschiffe erreichen Venedig durch den Giudecca-Kanal. Die Passage ist umstritten, weil die Wasserverdrängung der Schiffe die auf Pfählen errichtete Stadt beschädigen könnte. (Quelle: IMAGO / Arnulf Hettrich)

Massentourismus ist kein Phänomen exotischer Reiseziele. Auch viele europäische Orte sind heillos überfüllt – und der Traumurlaub wird schnell zum Albtraum.

"Overtourism", zu Deutsch "übertriebener Tourismus", nennen Experten das Phänomen, wenn einst beliebte Reiseziele durch ihre eigene Popularität unattraktiv werden. Das passiert immer dann, wenn zu viele Besucherinnern und Besucher Orte zur gleichen Zeit aufsuchen. Übermäßiger Fremdenverkehr führt dann in Städten und Gemeinden dazu, dass Mieten steigen und Innenstädte sich vor allem den Bedürfnissen der Touristen mit Souvenirläden, Ausgeh- und Feierangeboten anpassen. Verwahrlosung und Vandalismus sind oft die Folge.

In Europa sind gleich mehrere Regionen von den Folgen des Massentourismus betroffen. Welche beliebten Reiseziele das sind, lesen Sie im Folgenden:

1. Venedig

Die Lagunenstadt an der Adriaküste erfreut sich seit den Anfängen des Tourismus großer Beliebtheit. Der Schriftsteller Thomas Mann widmete der Stadt 1911 sogar eine Geschichte. Doch der "Tod in Venedig" steht heute sinnbildlich für die Bedrohung durch den Massentourismus.

Eintrittsgeld wegen Ansturm von Kreuzfahrtschiffen: Bereits vor den pandemiebedingten Reisebeschränkungen ächzte Venedig unter den Kreuzfahrtschiffen, die von vormittags bis abends die Stadt mit Besuchern fluteten. Allein 2019 sollen 25 Millionen Menschen die Stadt besichtigt haben. Für 2023 plant Venedig ein Eintrittsgeld für Tagestouristen, um den Ansturm zu brechen. Die Kulturbehörde der Vereinten Nationen hat die Stadt bereits auf die Liste der gefährdeten Weltkulturerbe-Orte gesetzt.

Ein "authentischer Stadtbummel" ist kaum mehr möglich, bestehen die meisten Gassen doch bereits aus Souvenirshops. Aufgrund der enorm gestiegenen Mieten leben die meisten Venezianer im Stadtteil Mestre auf dem Festland.

2. Barcelona

Die Stadt an der Costa Brava hadert bereits seit Jahren mit stetig wachsenden Besucherzahlen, denn Barcelona ist international ein immer beliebteres Reiseziel geworden. 2022 haben die Behörden versucht gegenzusteuern und für sechs Monate strenge Auflagen für Tagestouristen aufgestellt. Denn wie auch in Venedig spülen Kreuzfahrtschiffe die meisten Touristen in die Stadt.

Einbahnstraßensystem wegen Überfüllung: In der Hauptsaison 2022 war es nur geführten Reisegruppen von bis zu 30 Personen erlaubt, die Stadt zu besichtigen. Gruppen, die die berühmten Gassen von Vella durchstreifen wollten, durften nur 15 Personen umfassen. Außerdem galt die Regel, Reisegruppen in einem Einbahnstraßensystem durch die Gassen zu lotsen. Wer dagegen verstieß, konnte laut der Zeitung "El Mundo" mit einer Strafe von bis zu 3.000 Euro rechnen.

Für das Jahr 2023 präsentiert die Tourismusverwaltung der Stadt bisher nur einen "praktischen Guide" für Reisende. Dessen Richtlinien und "Sicherheitstipps" sollen auch Zusammenstöße mit der lokalen Bevölkerung vermeiden helfen.

Wer die Stadt auf eigene Faust erkunden möchte, bekommt die Auswirkungen des Massentourismus zu spüren. Wegen des unregulierten Markts mit Ferienwohnungen sind die Mietpreise stark gestiegen. Die Bevölkerung Barcelonas zeigt ihren Frust offen, etwa durch an Hauswände gemalte Sprüche wie "Tourist go home".

3. Amsterdam

Für einen Kurztrip gehört Amsterdam zu einem der beliebtesten Reiseziele Europas. Die Stadt bietet nicht nur Hochkultur. Neben dem Rijks- und dem Van-Gogh-Museum ziehen das Rotlichtviertel De Wallen und die liberale Drogenpolitik eine große Zahl von Touristen an. Schaulustige aus aller Welt kommen auch per Kreuzfahrtschiff in die Hafenstadt.

Verbote wegen zu vieler Eskapaden: Nun will Amsterdam mit der "Stay-Away-Aktion 2023" Eskapaden (wie zum Beispiel Trinkgelage auf offener Straße) verhindern. Ab Mitte Mai soll das Kiffen auf offener Straße verboten werden. Außerdem versucht Amsterdam, Junggesellenabschiede sowie den Sex- und Drogentourismus einzudämmen. Im Rotlichtviertel De Wallen sollen dann frühere Schließzeiten gelten.

Nicht nur Grachten mit pittoresken Häuserzeilen gehören dort zum Stadtbild, sondern auch sogenannte Coffeeshops für den Cannabis-Konsum und Imbissbuden. So wirbt das Hostel "Hans Brinker" offen damit, nicht die beste Herberge der Stadt zu sein, dafür aber die denkwürdigste. Der Partytourismus hat ein solches Ausmaß erreicht, dass die Amsterdamer dem Lärm in ihrer Stadt den Kampf angesagt haben.

4. Dubrovnik

Spätestens seit der HBO-Serie "Game of Thrones" ist die 42.000 Einwohner zählende, kroatische Stadt Dubrovnik einem großen Publikum bekannt. Aus dem einstigen Geheimtipp ist eines der beliebtesten Urlaubsziele weltweit geworden – ganz zum Leidwesen der einheimischen Bevölkerung.

Besucherströme kanalisiert: In der Hauptsaison bewegen sich Tausende Touristen täglich durch die Altstadt. Damit das reibungslos geschehen kann, musste Dubrovnik in der Vergangenheit auf ein Leitsystem aus Schildern setzen. Die historische Stadt an der Adria wurde im Laufe der Zeit von immer mehr Kreuzfahrtouristen heimgesucht.

Wer die Stadt dennoch sehen möchte, sollte im Herbst und Winter einen Besuch wagen. Dann sind die Straßen leer. Viele der ehemaligen Altstadtbewohner haben durch den Besucherandrang bereits ihre Häuser verlassen – trotz angebotener Steuervergünstigungen seitens der Stadtverwaltung.

5. Amalfi-Küste

Die Region rund um den Küstenort Amalfi gilt als eine der berühmtesten Postkartenpanoramen Italiens. An steilen Küstenhängen stehen bunte Häuser von Orten mit schön klingenden Namen wie Positano, Atrani oder eben Amalfi. Touristen können auf schmalen Wegen Terrassengärten mit Zypressen und Zitronenbäumen durchstreifen. Die Gegend ist bekannt für ihren Limoncello, den aus Zitronen gewonnen Likör.

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Kilometerlange Staus: Die Küstenregion erfreut sich unter Tagestouristen aus dem nördlich gelegenen Neapel oder dem östlich davon liegenden Salerno großer Beliebtheit. Diese strömen zur Hauptsaison direkt mit Fähren in die Küstenorte, oder sie nutzen den Weg über die berühmte Küstenstraße Amalfitana.

Im Sommer entstehen durch den Andrang regelmäßig kilometerlange Staus auf der Straße. 2022 unternahm die Straßenverwaltung ANAS einen Versuch, den Verkehr einzudämmen. Von Juni bis September durften am Wochenende an einem geraden Datum nur Autos mit einer geraden Zahl im Kennzeichen die Straßen befahren. An einem ungeraden Datum nur Autos mit einer ungeraden. Im August galt diese Reglung jeden Tag. Die Maßnahmen zeigen, wie sehr der Tourismus die Gegend belastet.

6. Santorini

Wer an Griechenland denkt oder das Wort in eine Suchmaschine eingibt, stolpert fast automatisch über das Bild weiß getünchter Häuser mit blauen Kuppeln an einer zerklüfteten Steilküste. Das Postkartenpanorama der Inselgruppe Santorini ist zum Sinnbild für Urlaub in Griechenland geworden.

Abertausende Touristen auf Mini-Insel: Dementsprechend müssen sich Touristen den Ort mit Menschen aus aller Welt teilen. Santorini ist für den Massentourismus bestens angebunden. Die Hauptinsel Thira mit ihren gerade einmal 15.000 Einwohnern besitzt einen Flug- und einen Fährhafen.

Das Städtchen Oia gilt als beliebtestes Ausflugsziel auf der Insel. Es liegt direkt an der Caldera eines vor 2.600 Jahren explodierten Vulkans. Das griechische Kultur- und Reisemagazin "Greece is" beschwerte sich in einem Beitrag ganz offen über jene Touristen, die tagtäglich durch die Gassen des Ortes strömen und "die alle ihr Smartphone zücken, um genau das gleiche Foto zu machen".

7. Die Klippen von Étretat

Die normannische Küste ist nicht nur unter Franzosen ein beliebtes Urlaubsziel. Mittlerweile gehören die weißen Klippen von Étretat zu einem europaweit beliebten Urlaubsziel. Das bleibt für die Natur nicht ohne Folgen.

Wegen Überlastung gesperrte Klippen: Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf Naturschützer berichtet, seien die Klippen von Étretat bereits 2021 wegen der Dauerbelastung durch Besucherinnen und Besucher geschlossen worden.

Berichten zufolge sind die Mülleimer an den Wanderrouten ständig überfüllt und auch die Felswände haben bereits Schäden davongetragen. Touristen nehmen regelmäßig Steine vom Strand als Souvenir mit nach Hause. Auch Zigarettenstummel sind ein großes Problem für die Umwelt. Und schließlich beschwerte sich auch der Betreiber der örtlichen Kläranlage von Étretat über die Mehrbelastung durch den Tourismus.

Es gibt sie noch, die schönen Reiseziele

Und doch, es gibt sie noch, die ruhigen Traumziele in Europa. Nur wer sie sucht, für den sollte Bequemlichkeit nicht an erster Stelle stehen. Gerade noch unberührte Reiseorte finden sich selten in den Hochglanzprospekten der Reiseveranstalter. Statt Rom kann es auch der nördlich davon gelegene Lago de Bolsena sein, statt Venedig die weitaus schöneren Kulturlandschaften des Veneto und wer Kroatien erleben will, kann sich auf Trüffelsuche ins Mirnatal begeben.

Es lohnt sich immer, Europa mit dem Zug oder Auto fernab der großen Städte zu bereisen. Ganz wichtig: Der noch unbekannte Sehnsuchtsort sollte möglichst weit entfernt sein von den Anlaufstellen der Kreuzfahrtschiffe.

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