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BYD: E-Autos aus China schimmeln auf Hafengelände in Bremerhaven


Geringe Nachfrage
Chinesische Autos schimmeln auf Hafengelände

Von t-online, ccn

23.05.2024Lesedauer: 4 Min.
«BYD Explorer No.1»Vergrößern des BildesDer Autofrachter "BYD Explorer No. 1": Viele Neuwagen werden aktuell zwischengelagert. Das hinterlässt Spuren. (Quelle: Lars Penning/dpa/dpa-bilder)
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Chinesische Autohersteller fluten den Markt mit ihren günstigen Autos – so die Befürchtung. Doch das Beispiel BYD zeigt: So einfach ist das nicht.

Als der chinesische Autohersteller BYD erstmals mit seinem eigenen Frachtschiff "BYD Explorer No. 1" und 3.000 fabrikneuen E-Autos aus China an Bord in Bremerhaven anlegte, waren die Befürchtungen groß: Würde der Markt jetzt mit teils günstigeren Autos aus Fernost überflutet werden?

Schließlich kündigte das Unternehmen an, die Flotte später auf bis zu acht Frachtschiffe zu erweitern. Und BYD ist bei Weitem nicht der einzige chinesische Autobauer, der in Europa Fuß fassen will: Auch Great Wall Motors, MG Roewe oder Nio haben bereits Autos im Angebot. Teils mit Erfolg: Im Bereich der E-Autos liegt der Marktanteil der Chinesen bei rund neun Prozent.

Doch dass aktuell noch nicht alles für die Chinesen so läuft wie geplant, zeigt exemplarisch der Fall der Autos von BYD in Bremerhaven: Die Modelle würden "aktuell länger" stehen, bestätigt der zuständige Logistikdienstleister BLG auf Anfrage des "Handelsblatt". Das betreffe auch andere Hersteller "und hat mit der Nachfrage am Markt zu tun", heißt es.

Nicht nur die weggebrochene Förderung von E-Autos spielt dabei eine Rolle, sondern auch Mängel in der Vertriebsstrategie, erklärt Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) in Bochum: "BYD geht alles andere als systematisch vor – es fehlt an einer Vertriebsstrategie fürs Europageschäft", sagt er. In der Batterie- und Autotechnik sei BYD mittlerweile perfekt, "aber der Vertrieb ist laienhaft", so Dudenhöffer weiter.

Vertriebsstrategien der Chinesen

Die Marken gehen sehr unterschiedlich dabei vor, ihre Fahrzeuge an die europäische Kundschaft zu bringen: BYD setzt auf ein Netz aus bestehenden Autohändlern und sogenannte Flagship-Stores. Great Wall Motors arbeitet mit der Emil-Frey-Gruppe zusammen, Nio wiederum setzt in erster Linie auf den Internetverkauf und die sogenannten Nio Houses in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt.

Unverkaufte Autos fangen an zu schimmeln

Die Folge dieses Vorgehens: Schimmel in den unverkauften Neuwagen. Laut "Handelsblatt" und "Wall Street Journal" (WSJ) sind davon zahlreiche Fahrzeuge betroffen. Grundsätzlich ist das nichts Besonderes, da die Autos auf den Transporten unterschiedlichen Klimaeinflüssen ausgesetzt sind. Wenn dann Türen und Fenster verschlossen sind, bilden sich vor allem an Dachhimmel, Lenkrad, Armaturen und auf den Sitzen Schimmelspuren. Je länger die Autos stehen, desto stärker der Befall.

In einem solchen Fall hilft nur eins: eine gründliche Aufbereitung, bei der alle Sporen entfernt werden. Laut WSJ gebe es aber Zweifel, ob dies aktuell so gründlich durchgeführt werde wie nötig: Dem Unternehmen fehle es an Erfahrung mit langen Transporten und den danach notwendigen Pflege- und Reparaturarbeiten. Für die geplanten Mengen an Exportfahrzeugen seien die aktuellen Verfahren nicht ausreichend.

Wie gut sind chinesische Autos?

Chinesische Autos seien ernst zu nehmende Konkurrenten und überzeugten in vielen Testkategorien, sagt Karsten Schulze, ADAC-Präsident für Technik. "Unsere Tests zeigen: Die chinesischen Hersteller haben in den vergangenen Jahren stark aufgeholt und können mit etablierten Marken inzwischen mithalten." Sowohl Verarbeitung als auch Crashtest-Ergebnisse könnten mithalten, Schwächen gebe es vor allem bei den Assistenzsystemen. Mehr erfahren Sie hier.

So verkaufen sich chinesische Autos in Deutschland

Laut Statistiken des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) sind vor allem Autos der Marke MG in Deutschland beliebt. Das sind die Verkaufszahlen aus dem April 2024:

  • BYD: 183 Exemplare
  • GWM: 247
  • Lynk&Co: 20
  • MG: 1.304
  • Nio: 53

Zum Vergleich einige andere asiatische, mittlerweile etablierte Importmarken: Hyundai verkaufte im selben Zeitraum 9.106 Autos, Kia 6.556, Mazda 4.026, Mitsubishi 1.907, Nissan 2.779 und Toyota 7.504 Autos. Auf einem ähnlichen Niveau wie die chinesischen Marken bewegt sich nur Ssangyong/KG Mobility mit 195 neu zugelassenen Autos.

Zahlen dürften steigen

Dass die Chinesen mithilfe von staatlichen Subventionen für E-Auto-Konzerne weitere Marktanteile erobern dürften, ist derweil unbestritten: Diese ermöglichen die schnelle Entwicklung von neuen Modellen, einen aggressiven Preiskampf mit Mitbewerbern und die rasante Verbreitung auf dem Weltmarkt.

Bis 2026 will BYD in Deutschland 120.000 Elektroautos verkaufen. Auto-Experte Dudenhöffer rechnet mit großen Erfolgen der Marke und legte sich im Januar in einer Analyse bereits fest: "BYD wird in rund zehn Jahren Toyota ablösen." Toyota ist weltweit führend in der Automobilindustrie.

Europäische Hersteller haben es bisher versäumt, bezahlbare E-Autos und kleinere Modelle mit Elektroantrieb anzubieten. Diese Lücke wollen die Chinesen füllen: BYD will sein Modell Seagull für weniger als 20.000 Euro in Europa auf den Markt bringen, und Stellantis will die Fahrzeuge seines chinesischen Partners Leapmotor in Europa vertreiben – darunter auch einen Kleinwagen.

Dabei zeigt sich BYD flexibel und wird in Kürze auch in Deutschland einen Plug-in-Hybrid auf den Markt bringen. Damit sollen auch Kunden angesprochen werden, die noch nicht vollständig auf Elektroantriebe umsteigen wollen.

Produktion in Europa als Antwort auf Strafzölle

Mit der Einführung von Zöllen in den USA und möglicherweise auch in Europa auf chinesische Autos wird sich noch eine weitere Entwicklung einstellen: Chinesische Automarken wollen vermehrt in Europa produzieren, um den Strafzöllen zu entgehen. Ab dem kommenden Jahr sollen in Europa produzierte Kleinwagen auf den Markt kommen, sagte die Europa-Marketingchefin des Konzerns, Penny Peng, dem Magazin "Capital". Gebaut werden diese zunächst in Ungarn, später könnte auch ein Werk in der Türkei entstehen.

Und was ist mit der Markenbekanntheit? Die könnte mit der Fußball-EM steigen. BYD hat Volkswagen als Hauptsponsor abgelöst. "Das kann der Markenbekanntheit einen Schub geben", hofft die Marketingchefin der Chinesen. Eine Studie der Beratungsfirma Horváth zufolge, die dem "Manager Magazin" vorliegt, hat die Antworten auf die Frage ausgewertet, welche chinesischen Automarken europäische Kunden beim Kauf in Betracht ziehen. Weit vorn liegen zwei Marken: Polestar legte zwischen Oktober 2023 und April um 11 Prozentpunkte auf 38 Prozent zu, BYD steigerte sich sogar von 10 auf 36 Prozent.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer am 22. Mai 2024
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa- afp und Reuters
  • ntv.de: BYD erntet in Europa Schimmel statt Marktanteile"
  • electrive.net: "BYD und Chery liebäugeln mit E-Auto-Fertigung in der Türkei"
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