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EU-Spitzenpolitiker reist mit Privatjet zu Klimaschutzgipfeln


Vorwürfe gegen EU-Politiker Charles Michel
Im Privatjet zum Klimagipfel – mehrmals

Von t-online, mir

Aktualisiert am 22.04.2023Lesedauer: 3 Min.
imago 82939167Vergrößern des BildesIn der Kritik: EU-Ratspräsident Charles Michel. (Quelle: ERIC LALMAND)
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Schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel: Der Belgier soll exzessiv viel Geld für Reisen im Privatjet ausgeben. Ein Trip empört die Kritiker besonders.

Seit 2019 ist der frühere belgische Premierminister Charles Michel Präsident des Europäischen Rates. In dieser Funktion bereitet er die Sitzungen des Rates vor, leitet sie und repräsentiert die EU nach außen. Es ist eine wichtige Position, aber eine wenig publikumswirksame. In den Medien und der Öffentlichkeit bekommt die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen deutlich mehr Aufmerksamkeit.

Eine Reise nach China für mehr als eine halbe Million Euro

Doch in den vergangenen Tagen hat auch Charles Michel für Schlagzeilen gesorgt. Allerdings keine, die ihm besonders lieb sein dürften. Denn es ist vor allem das merkwürdige Reisegebaren des Belgiers, das für Gerede in Brüssel sorgt. Bis zu viermal höher als bei seinen Vorgängern sollen die Reisekosten sein. Für das kommende Jahr soll das Reisebudget des Präsidenten sogar noch weiter um mehr als ein Viertel auf 2,6 Millionen Euro angehoben werden, berichtete das Nachrichtenmagazin "Politico".

Auffällig ist nicht nur, wie umtriebig Charles Michel ist. Sondern auch, dass sein bevorzugtes Reisemittel dabei der Privatjet ist. Am 1. Dezember 2022 etwa reiste er mit einem solchen nach China für einen Besuch bei Präsident Xi Jinping. Die Kosten für Michel und seine Entourage betrugen dabei laut einer Auswertung der französischen Zeitung "Le Monde" 460.000 Euro, fast eine halbe Million. Ein Linienflug sei wegen der strengen Corona-Auflagen Chinas nicht möglich gewesen, versicherte man im Rat eilig. Denn sonst hätte Michel nach Ankunft zwei Wochen in Quarantäne gemusst.

Eine Stippvisite per Privatjet bei Bundeskanzler Olaf Scholz am 9. Februar 2022 schlug mit 37.500 Euro zu Buche, ein Arbeitsdinner in Paris zum Thema "Kampf gegen den Terrorismus in der Sahelzone" kostete nur unwesentlich weniger (35.750 Euro). Auch für Reisen nach Straßburg zum Europäischen Parlament nutzte Michel am liebsten den eigens gecharterten Jet für Kosten zwischen 12.250 und 35.000 Euro.

Den Zug nahm Michel nur dreimal

Den Zug hat er laut "Le Monde" im Jahr 2022 exakt dreimal genommen. Selbst für die Strecke Brüssel-Paris, die sich im Thalys bequem in nicht einmal anderthalb Stunden zurücklegen lässt, zog er oft den Dienstwagen vor.

Besonders eine Reise empört die Kritiker: Im November 2022 war Michel laut "Le Monde" gemeinsam mit Ursula von der Leyen zur UN-Klimakonferenz gereist – im klimaunfreundlichen Privatjet. Kosten: 103.632 Euro. Auch zum "One Ocean Summit" im französischen Brest im Februar 2022 reiste Michel für schlappe 50.550 Euro im Privatjet an, um dort über die ambitionierten Ziele der EU für einen globalen Meeresschutz zu diskutieren.

Doch es ist nicht nur die Wahl des Verkehrsmittels, die Michel zum Vorwurf gemacht wird. Auch bei der Ausstattung von Delegation und Unterbringung setzt er auf Größe. Zum Gipfel in Versailles am 10. und 11. März 2022 reiste er laut "Le Monde"-Bericht mit 22 Mitarbeitern sowie seiner Ehefrau an. Kosten für die Reise und die Übernachtung im noblen Pariser Hotel "Fauchon" (5 Sterne): 17.350 Euro.

Michel sieht sich als Opfer einer Kampagne

Charles Michel setzt sich gegen die Vorwürfe zur Wehr. In mehreren Interviews mit belgischen Zeitungen verwies er darauf, dass die internationale Lage, etwa der Ukraine-Krieg, größere diplomatische Bemühungen notwendig machten. Zudem entscheide nicht er über das Transportmittel, sondern seine Mitarbeiter, die alle Möglichkeiten sorgsam und unter Berücksichtigung des Terminkalenders prüfen würden.

Michel sieht sich als Opfer einer Kampagne. "Indem man mich angreift, attackiert man eigentlich die Institution", sagt er der Zeitung "Le Soir". Es sei ihm allerdings lieber, kritisiert zu werden, weil er zu viel tue, als sich vorwerfen lassen zu müssen, er würde zu wenig unternehmen.

Verwendete Quellen
  • "How Charles Michel lost the room", erschienen in "Politico", 23. März 2023
  • "Charles Michel, un président du Conseil européen aux voyages coûteux et polluants", erschienen in "Le Monde", 9. April 2023
  • "Accusé de dépenses somptuaires, Charles Michel se défend", erschienen in "L'avenir", 12. April 2023
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