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Iran: Proteste mit Binden und Tampons gegen die Augen des Mullah-Regimes


Iran setzt Gesichtserkennung ein
Mit Binden und Tampons gegen die Augen der Mullahs

Von t-online, mk

Aktualisiert am 18.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Mit Binden abgeklebte Kameras in iranischen U-Bahnen: "Wie kann man besser gegen Geschlechterungerechtigkeit, Überwachung und für Widerstand protestieren?".Vergrößern des BildesMit Binden abgeklebte Kameras in iranischen U-Bahnen: "Wie kann man besser gegen Geschlechterungerechtigkeit, Überwachung und für Widerstand protestieren?". (Quelle: Screenshot/Twitter@ShukriyaBradost)
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Zur Niederschlagung der Proteste setzt das Regime in Iran auf Kameras im Nahverkehr. Dagegen wehren sich die Menschen jetzt auf sehr symbolische Weise.

Das Weltbild der Mullahs in Teheran mag vorsintflutlich sein, ihre Methoden sind es nicht. Mit Kameras und Gesichtserkennungssoftware macht das Regime Jagd auf Demonstranten und Frauen, die in der Öffentlichkeit gegen die Kleiderordnung verstoßen. Zuletzt hatten bewaffnete Schlägertrupps immer wieder Menschen in der Teheraner Metro angegriffen. Doch dagegen wehren sich die Iraner jetzt mit einer ebenso symbolischen wie effizienten Methode – sie kleben die Kameras mit Binden und Tampons zu.

"Es ist großartig zu sehen, wie Frauen im Iran ihre Binden benutzen, um die Kameras des Regimes zu verdecken", schreibt beispielsweise die Politologin Shukriya Bradost auf Twitter und teilt dazu dieses Foto:

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"Wenn wir Binden kaufen, müssen wir sie in eine schwarze Plastiktüte stecken. Es ist ein Tabu, überhaupt über die Menstruation zu sprechen", schreibt Bradost. "Die Leute verdecken die Überwachungskameras im Nahverkehr mit Monatsbinden. Wie kann man besser gegen Geschlechterungerechtigkeit, Überwachung und für Widerstand protestieren?", schreibt die in den Niederlanden ansässige Juristin Azadeh Akbari und teilt dazu dieses Foto:

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Seit Mitte September demonstrieren die Menschen im Iran gegen die Gewalt des Regimes gegen Frauen und fordern ein Ende der 1979 errichteten Islamischen Republik. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini am 16. September nach einer Festnahme durch die Sittenpolizei. Diese hatte Amini wegen eines angeblich falsch sitzenden Kopftuchs mitgenommen. Aminis Familie wirft der Sittenpolizei vor, die junge Frau zu Tode geprügelt zu haben. Sie starb kurz nach ihrer Festnahme im Krankenhaus.

Iran: Schon Hunderte Demonstranten getötet

Nach Angaben der in Oslo ansässigen Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights haben Schergen des Regimes seit Ausbruch der Proteste mindestens 342 Menschen getötet, darunter 26 Frauen und 43 Kinder. 15.000 Menschen sollen seither in Gefängnisse verschleppt worden sein. Gerichte haben bislang fünf Menschen wegen der Teilnahme an Protesten zum Tode verurteilt. Besonders perfide geht das Regime gegen unverheiratete Frauen vor: Sie werden nach Angaben von Aktivisten häufig von Gefängniswärtern vergewaltigt, da Jungfrauen nicht hingerichtet werden dürfen.

Mitte August hatte das Regime ein Dekret erlassen, das Einsatz von Software zur Gesichtserkennung vorsieht. Auslöser waren landesweite Proteste, bei denen sich Frauen ohne Kopfbedeckung in der Öffentlichkeit zeigten. "Das Regime nutzt neue Technologien für das 'klassische' Ziel totalitärer Überwachung", sagte Juristin Azadeh Akbari dazu dem "Guardian". Zuletzt war das Regime mehrfach in Metrostationen und U-Bahnwaggons scheinbar wahllos mit Schlagstöcken und Gummigeschossen auf Menschen losgegangen, wie beispielsweise dieses Video zeigen soll:

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Auch diese beklemmenden Aufnahmen sollen in den vergangenen Tagen in der Teheraner Metro entstanden sein:

Trotz der massiven Gewalt lassen die Proteste nicht nach. Erst letzte Nacht sollen Demonstranten das Geburtshaus von Staatsgründer Ruhollah Chomeini im zentraliranischen Chomein niedergebrannt haben, wie diese Videos zeigen sollen:

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Forscher sehen Anzeichen für Aufstand

Am Mittwoch haben bewaffnete Angreifer auf Motorrädern in zwei Städten im Süden des Iran mindestens neun Menschen getötet, darunter eine Frau und zwei Kinder sowie zwei Mitglieder der paramilitärischen Bassidsch-Milizen. Bei einem weiteren Angriff in der Stadt Isfahan schossen zwei Angreifer auf Motorrädern auf Mitglieder der paramilitärischen Bassidsch-Miliz, wie die Nachrichtenagentur Fars berichtete. Dabei wurden zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt. Wer hinter den Angriffen steckt, ist unklar.

Nach Angaben der US-Forscher vom Institute for the Study of War (ISW) zeigen die Proteste inzwischen Merkmale eines beginnenden Aufstands, wie ihn die US-Armee definiert: "Die Demonstranten koordinieren sich zunehmend und nutzen militante Taktiken, um der Gewalt der Sicherheitskräfte zu begegnen", heißt es im jüngsten Iran-Bericht des ISW.

"Außerdem entwickeln die Demonstranten die nötige Infrastruktur, um den Kampf gegen das Regime dauerhaft fortsetzen zu können, beispielsweise ein informelles Netzwerk zur Versorgung von Verletzten", schreibt das ISW. Krankenhäuser können verletzte Demonstranten nicht aufsuchen, weil dort häufig Schergen des Regimes nach ihnen suchen. "Diese Protest-Organisationen ermutigen und unterstützen wiederum andere Menschen beim Kampf gegen das Regime."

Verwendete Quellen
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