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Anschlag auf Nord Stream: Verdacht gegen ukrainischen Kommandeur


Angeblicher "Koordinator"
Pipeline-Anschlag: Verdacht gegen ukrainischen Geheimdienstler

Von t-online, wan

Aktualisiert am 12.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Gas tritt aus der Nord-Stream-2-Pipeline aus (Archivbild): Nach dem mutmaßlichen Anschlag wurden sowohl Russland als auch die Ukraine verdächtigt.Vergrößern des BildesGas tritt aus der Nord-Stream-2-Pipeline aus (Archivbild): Nach dem mutmaßlichen Anschlag wurden sowohl Russland als auch die Ukraine verdächtigt. (Quelle: -/Danish Defence Command/dpa)
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Noch immer sind die Urheber des Pipeline-Anschlags in der Ostsee nicht gefunden. Jetzt soll eine neue Spur in die Ukraine führen.

Bei der Suche nach den Verantwortlichen für die Sabotage der russischen Nord-Stream-Gasleitung in der Ostsee soll ein ukrainischer Kommandeur in den Mittelpunkt rücken. Roman Tscherwynsky war Mitglied des ukrainischen Geheimdienstes. Er soll nach Recherchen des "Spiegel" und der amerikanischen "Washington Post" maßgeblich an den Anschlägen auf die Pipeline beteiligt gewesen sein.

In den Berichten wird darauf verwiesen, dass Tscherwynsky in europäischen Sicherheitskreisen als "Koordinator" der Sabotageakte bezeichnet wird. "Ermittler von Bundeskriminalamt, Bundespolizei und des Generalbundesanwalts haben darüber hinaus inzwischen zahlreiche Spuren zusammengetragen, die in die Ukraine weisen", heißt es in dem "Spiegel"-Bericht. Aus Sicherheitskreisen hieße es, es sei kaum vorstellbar, dass nicht zumindest der ukrainische Generalstab über die Sabotageaktion informiert gewesen sei.

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Bereits im August hatte es Berichte gegeben, nach denen die Ukraine in die Anschläge verwickelt gewesen sein soll. Damals hatten "Der Spiegel" und das ZDF darüber berichtet, dass deutsche Behörden mittlerweile von einer ukrainischen Beteiligung ausgingen. Der damalige Verteidigungsminister Olexij Resnikow hatte dies als "wahnhaft" zurückgewiesen.

Untersuchungshaft wegen eines Vorfalls mit russischem Piloten

Tscherwynsky ist derzeit wegen angeblicher Überschreitung seiner Befugnisse in ukrainischer Untersuchungshaft. Er soll auf eigene Faust versucht haben, einen russischen Piloten zum Überlaufen bewegt zu haben. Dieser soll jedoch den Plan seinen Vorgesetzten verraten haben. Am vereinbarten Landeplatz seien zwei wartende ukrainischen Sicherheitskräfte und ein Soldat dann von russischen Truppen getötet worden. Tscherwynsky, so die Berichte, werde vorgeworfen, die Aktion im Alleingang geplant zu haben. Allerdings ist seine Verhaftung umstritten: Er gilt als Gegner des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, und Kritiker vermuteten, dass man sich des Geheimdienstlers mit dem Prozess entledigen will.

Jetzt soll sein Name aber immer wieder im Zusammenhang mit den Anschlägen auf die Gaspipeline in der Ostsee im vergangenen Jahr aufgetaucht sein. Er habe, schreibt die "Washington Post", die Logistik der Operation verwaltet und ein Team aus sechs Personen geleitet. Diese seien mit einer Jacht zu den Gasleitungen gefahren. Am 26. September ereigneten sich drei Explosionen an den Nord-Stream-1- und Nord-Stream-2-Pipelines zwischen Russland und Deutschland.

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Nicht der Hintermann des Anschlags

Zwar soll Tscherwynsky eine wichtige Rolle dabei gespielt haben, aber den Anschlag nicht geplant haben, betonten Hinweisgeber gegenüber der US-amerikanischen Zeitung. Stattdessen habe er Befehle ausgeführt, die aus der ukrainischen Militärführung gekommen seien. Schon 2022 hatte es Geheimdienstberichte aus den Niederlanden gegeben, dass eine Gruppe um den ukrainischen Generalstabschef Walerij Saluschnyj einen Anschlag plane. Der General wies aber später jeden Verdacht von sich. Laut "Spiegel" werde der Name Tscherwynsky jetzt in Kiewer Kreisen immer häufiger genannt, wenn über den Sabotageakt gesprochen wird.

Tscherwynsky bestreitet jegliche Involvierung in den Angriff auf die Nord-Stream-Pipelines. Auf Anfrage teilte er über seinen Anwalt mit, Hinweise auf seine mutmaßliche Beteiligung seien "russische Propaganda". Dem deutschen Generalbundesanwalt, der ebenfalls ermittelt, sei der Name bekannt, aber nicht von ukrainische Behörden übermittelt worden, hieß es gegenüber dem "Spiegel".

t-online hatte im März exklusiv über russische Militärschiffe berichtet, die wenige Tage vor den Explosionen mit Spezialausrüstung für Unterwasseroperationen am Tatort operierten. Später wurde vermutet, dass diese wohl zum Schutz der Leitungen vor Ort gewesen waren. Wolodymyr Selenskyj hatte selbst dementiert, dass er einen Befehl für die Anschläge gegeben habe.

Der jetzt in den Mittelpunkt geratene Tscherwynsky begann seine Karriere beim Geheimdienst SBU, wechselte aber später zum Militärgeheimdienst GUR. Er soll auch an einer Aktion beteiligt gewesen sein, mit der Wagner-Soldaten in die Ukraine gelockt werden sollten. Die Operation scheiterte. Seit April 2023 sitzt er nun wegen des Vorfalls mit dem russischen Piloten in U-Haft.

Verwendete Quellen
  • washingtonpost.com: "Ukrainian military officer coordinated Nord Stream pipeline attack" (englisch)
  • spiegel.de: "Ukrainischer Spezialkräfte-Kommandeur soll in Nord-Stream-Sprengung verwickelt sein" (kostenpflichtig)
  • mil.in.ua: First trophy: how Russian crew passed Mi-8 to Ukrainian intelligence (englisch)
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