Neu gewählter Präsident Polens Er gewann als junger Mann einen Titel im Amateurboxen

Der Parteilose Karol Nawrocki wurde zum neuen Präsident Polens gewählt. Doch seine alten Kontakte zur Kampfsport- und Hooliganszene bereiten ihm Probleme.
Karol Nawrocki ist ein Newcomer in der polnischen Politik. Der 42-jährige promovierte Historiker ist parteilos, ein politisches Amt hatte er noch nie inne. Als Kandidat der größten Oppositionspartei, der rechtskonservativen PiS, schaffte er es bei der Stichwahl am Sonntag ins Präsidentenamt: Nach vorläufigen Angaben der staatlichen Wahlkommission bekam er 50,89 Prozent der Stimmen. Sein Gegenkandidat, der proeuropäisch eingestellte Warschauer Oberbürgermeister Rafal Trzaskowski, kam auf 49,11 Prozent.
Die Tatsache, dass Nawrocki parteilos ist, sollte die wachsende Zahl der Politikverdrossenen in Polen ansprechen. Dies war zumindest das Kalkül des mächtigen PiS-Chefs Jarosław Kaczyński, dem Nawrocki seine Nominierung verdankt. "Der Kandidat für das höchste Staatsamt sollte ein Mann sein. Jung, groß, imposant, mit Familie und Fremdsprachenkenntnissen", befand der 75-Jährige. Nawrocki entspricht diesen Anforderungen.
- Kommentar zur Präsidentschaftswahl in Polen: Gekommen, um zu bleiben
Nawrocki ist Direktor des Instituts für Nationales Gedenken (IPN), das in etwa der mittlerweile aufgelösten Stasi-Unterlagen-Behörde entspricht. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ließ er landesweit sowjetische Denkmäler zertrümmern und inszenierte dies medienwirksam. Das brachte ihn auf die Liste feindlicher Ausländer des russischen Innenministeriums. Er habe deshalb eine Erlaubnis zum Waffenbesitz, sagte Nawrocki kürzlich.
Amateurboxer und Türsteher
Der gebürtige Danziger gibt gern den harten Kerl. Er wuchs im Arbeiterviertel Sielce auf und gewann als junger Mann einen Titel im Amateurboxen. Während des Studiums jobbte er als Türsteher in einem Luxushotel im Ostseebadeort Sopot. Aus dieser Zeit werden ihm gute Kontakte zum Rotlichtmilieu nachgesagt.
Nawrocki steht für die Politik der PiS, die Polen von 2015 bis 2023 regierte. Der Vater von zwei Kindern, dessen Frau ihren ältesten Sohn als drittes Kind mit in die Ehe brachte, will traditionelle polnische Werte bewahren. Er warnt vor der Abgabe von Kompetenzen an die EU und fordert von Deutschland Reparationen für die Schäden des Zweiten Weltkriegs. Nawrocki war bereits zu Besuch bei US-Präsident Donald Trump, der ihn unterstützt.
Möglicher Zulauf aus dem rechten Spektrum
Zuletzt machte Nawrocki mehrfach Negativschlagzeilen. Etwa damit, dass er unter dubiosen Umständen die Wohnung eines Rentners übernommen hat. Polnischen Medienberichten zufolge versprach Nawrocki dem alten Mann, sich um ihn zu kümmern, tat dies aber nicht. Stattdessen landete der 80-Jährige in einem städtischen Heim.
Auch kam kürzlich heraus, dass Nawrocki sich 2009 an einer Schlacht von 140 Danziger Fußball-Hooligans beteiligt hatte. Mehrere Teilnehmer waren in der Folge verurteilt worden. Die politischen Gegner Nawrockis stellen infrage, ob ein Mann mit einer solchen Vergangenheit für das höchste Staatsamt geeignet ist. Gerade im rechten und rechtsextremen Lager könnten solche Eskapaden Nawrocki aber sogar attraktiver erscheinen lassen.
- Nachrichtenagentur dpa