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Der Machtkampf um die May-Nachfolge beginnt

Von Christiane Link

Aktualisiert am 24.05.2019Lesedauer: 4 Min.
Johnson, Raab, Leadsom? Wer Theresa May auf dem Posten des Ministerpräsidenten folgen wird, ist unklar. Großbritannien erwartet ein erbitterter Kampf um den Regierungsvorsitz.
Johnson, Raab, Leadsom? Wer Theresa May auf dem Posten des Ministerpräsidenten folgen wird, ist unklar. Großbritannien erwartet ein erbitterter Kampf um den Regierungsvorsitz. (Quelle: /imago-images-bilder)
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Theresa May hat ihren Rücktritt bekannt gegeben: Nun beginnt der Kampf um ihre Nachfolge als Parteichef und künftigen Premierminister. Wer hat die besten Chancen? Ein Überblick.

"Boris Johnson war beim Friseur, es wird ernst", lautete ein Witz, den man in den vergangenen Tagen öfter in britischen Pubs hören konnte. Der ehemalige Londoner Bürgermeister und ehemalige Außenminister Großbritanniens ist bekannt für seine ständig zerzausten Haare, aber vor Wahlen und Amtsantritten hat er sich in der Vergangenheit öfter bemüht, etwas staatsmännischer auszusehen und seine Haare schneiden zu lassen. So auch diesmal.


Premierministerin tritt zurück: Die Kandidaten um die May-Nachfolge

Außenminister Jeremy Hunt hat eine Wandlung vom EU-Befürworter zum Brexit-Anhänger durchgemacht. Viele glauben, dass er sich damit schon in Position bringen wollte für die May-Nachfolge. Als Außenminister gelang es ihm, die europäischen Verbündeten mit ähnlich provokativen Stellungnahmen gegen sich aufzubringen wie sein Vorgänger Boris Johnson. Bei einer Parteitagsrede verglich er die EU mit der Sowjetunion.
Gesundheitsminister Matt Hancock lehnt einen Brexit ohne Deal ab. Ihm werden im Rennen um die Nachfolge von May allerdings wenig Chancen eingeräumt. Er selbst hebt in Interviews seine Energie und Durchsetzungskraft hervor.
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Der aktuelle Friseurbesuch dürfte stark mit dem erwarteten und am Freitag tatsächlich angekündigten Rücktritt Theresa Mays als Premierministerin des Vereinigten Königreichs und Vorsitzenden der konservativen Partei zusammenhängen. Boris Johnson gilt als aussichtsreichster Kandidat, ihr Nachfolger zu werden. "Natürlich werde ich dafür kandidieren, Premierminister zu werden", sagt Johnson auf einer Konferenz in der Schweiz. Auch bei den Buchmachern des Landes liegt er vorne. Doch die Liste derer, die Theresa May im Amt beerben wollen ist lang – und die Partei ist völlig zerstritten.

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Auch wenn die Konservativen direkt nach Mays Ankündigung versprachen, bis Mitte Juli könnte das Land einen neuen Premierminister oder eine neue Premierministerin haben, und sie damit den Wahlkampf um das Amt möglichst kurz halten möchten, könnten der Wettstreit innerhalb der Partei stark werden.

Die Geplänkel hinter den Kulissen haben längst begonnen. Der Kampf um das Amt könnte "Games of Thrones" vergleichsweise so zahm aussehen lassen wie die Teletubbies, schrieb ein politischer Kommentator nach der Ankündigung Mays zurücktreten zu wollen. Denn nun existiert die Einigkeit innerhalb der Regierung und des Kabinetts nicht mehr und wer sich vorher noch aus ministerieller Verantwortung zurückgehalten hat, wird vielleicht jetzt Dinge sagen, die man von einer Partei in Regierungsverantwortung sonst eher nicht hört. Angesichts der Grabenkämpfe, die seit Jahren innerhalb der konservativen Partei ausgetragen werden, dürften das spannende politische Wochen werden. Doch wer hat die größten Chancen auf den May-Posten? Ein Überblick:

Boris Johnson unterstützt offiziell den Brexit, obwohl viele anzweifeln, wie ernst ihm diese Position wirklich ist. Viele werfen ihm einen Mangel an Ernsthaftigkeit und einen Hang zur Oberflächlichkeit vor, wenn es um seine politischen Standpunkte angeht. Seine Zeit als Außenminister dürfte ihm eher geschadet als genutzt haben, aber der angekündigte kurze Wahlkampf innerhalb seiner Partei dürfte ihm nutzen, denn er ist mit Abstand der bekannteste Kandidat.

Andrea Leadsom war 2016 Mays Konkurrentin bei der Bewerbung um das Amt der Parteivorsitzenden. Sie ist für den Brexit und war bis vor wenigen Tagen "Leader of the House of Commons" bis auch sie May die Unterstützung versagte. Leadsom werden derzeit bei den Buchmachern nur mittelmäßige Chancen eingeräumt.

Esther McVey legte ihr Amt als Ministerin für Arbeit im November aus Protest gegen Mays Austrittsabkommen nieder. Die ehemalige Moderatorin ist für den Austritt aus der EU. Bei den Buchmachern liegt sie derzeit weit hinten.

Rory Stewart ist einer der wenigen EU-Befürworter, dem Chancen eingeräumt werden. Er ist ein ehemaliger Diplomat und einer der wenigen, der das Austrittsabkommen mit der EU verteidigt und unterstützt hat.

Dominic Raab war Brexit-Minister, gilt als hartgesottener EU-Gegner und hat große Parteispender hinter sich. Seine Kampagne hat er inoffiziell schon gestartet. "Ready for Raab" soll sein Kampagnenslogan sein. Raab liegt bei den Buchmachern derzeit auf Platz 2 hinter Boris Johnson.

Außerdem könnten unter anderem kandidieren:

Michael Gove, amtierender Umweltminister, wurde beim letzten Rennen um das Amt Dritter. Er machte sich als Bildungsminister nicht viele Freunde, hat aber als Umweltminister einige Unterstützer gewonnen.

Sajid Javid ist amtierende Innenminister und ein Bewunderer Margaret Thatchers. Der Sohn pakistanischer Einwanderer gilt als Hardliner in der Einwanderungspolitik und befürwortet den Brexit.

Jeremy Hunt stimmte für Remain, unterstützt jetzt aber den Brexit. Während seiner Zeit als Gesundheitsminister machte er allerdings keine gute Figur, was ihm einige Unterstützung kosten dürfte.

Matt Hancock, momentan Gesundheitsminister, gilt als zukunftsgewandt und innovationsfreundlich. Er stand oft loyal zu Theresa May und appellierte noch vor wenigen Tagen dafür, für das Austrittsabkommen zu stimmen.

Doch ganz gleich wer Theresa May politisch beerben wird, ein Problem wird bleiben: Auch ihr Nachfolger hat ohne die nordirische DUP keine Mehrheit im Parlament und wird sich ebenfalls auf die eigenen Parteikollegen nicht immer verlassen können.


Ohne Neuwahlen und eine klare Mehrheit im Unterhaus wird auch Mays Nachfolger Schwierigkeiten haben, sich durchzusetzen. Und gleichzeitig läuft abermals der Brexit-Countdown. Die EU hat klar gemacht, dass sie den Austiegsvertrag nicht noch einmal neu verhandeln. So ist es um so wahrscheinlicher, sollte ein Brexiteer an die Macht kommen, dass das Land die EU ohne ein Austrittsabkommen verlassen wird, wenn das Parlament nicht irgendwann endgültig die Reißleine zieht und den Austritt stoppt.

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  • Anna-Lena Janzen
Von Anna-Lena Janzen, Gold Coast
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