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Bolivien: Senatorin Jeanine Añez erklärt sich zur Interimspräsidentin


Unruhen nach Rücktritt von Morales
Senatorin erklärt sich zur Interimspräsidentin Boliviens

Von dpa, afp, aj

Aktualisiert am 13.11.2019Lesedauer: 3 Min.
Jeanine Anez, zweite Vizepräsidentin des Senats: Anez hat sich bereit erklärt, die Präsidentschaft von Bolivien vorübergehend zu übernehmen und Neuwahlen anzuberaumen.Vergrößern des BildesJeanine Anez, zweite Vizepräsidentin des Senats: Anez hat sich bereit erklärt, die Präsidentschaft von Bolivien vorübergehend zu übernehmen und Neuwahlen anzuberaumen. (Quelle: Juan Karita/ap)
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Die neue Präsidentin Boliviens steht vor einer Mammutaufgabe: Sie muss das tief gespaltene Land zusammenhalten. In zahlreichen Orten kommt es zu Unruhen. Die USA warnen derweil vor Reisen in das Land.

Nach dem Rücktritt von Boliviens Staatschef Evo Morales hat sich die Senatorin Jeanine Añez zur Interimspräsidentin des südamerikanischen Landes erklärt. "Ich werde alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um das Land zu befrieden", sagte sie am Dienstagabend (Ortszeit). Mit einer Bibel in der Hand zog sie gemeinsam mit Unterstützern zum früheren Regierungsgebäude Palacio Quemado und erklärte: "Wir wollen in Demokratie, Freiheit und Frieden leben."

Zuvor waren zwei Versuche des Senats und der Abgeordnetenkammer gescheitert, eine Beschlussfähigkeit festzustellen, da die Parlamentarier von Morales MAS-Partei die Sitzung boykottierten. Das Verfassungsgericht erklärte die Machtübernahme von Añez allerdings trotzdem für zulässig.

Die Anwältin sitzt seit 2010 für das Department Beni im Senat. Weil neben Morales auch der Vizepräsident, die Präsidentin des Senats und der Präsident der Abgeordnetenkammer zurückgetreten waren, rückte die zweite Vizepräsidenten des Senats an die Regierungsspitze. Die 52-Jährige muss nun innerhalb von 90 Tagen eine Neuwahl organisieren.

Morales twittert aus dem Exil

Aus dem mexikanischen Exil verurteilte Morales die jüngsten Ereignisse in La Paz. "Das war der listigste und gefährlichste Staatsstreich der Geschichte. Eine rechte Putschistin ernennt sich selbst zur Präsidentin des Senats und dann zur Interimspräsidentin Boliviens ohne das nötige Quorum, umgeben von Komplizen und Polizisten und Soldaten, die das Volk unterdrücken", schrieb der Ex-Präsident auf Twitter.

Nach Protesten und auf Druck des Militärs war Morales am Sonntag nur drei Wochen nach seiner umstrittenen Wiederwahl zurückgetreten. Der Sozialist hatte sich nach der Abstimmung am 20. Oktober zum Sieger in der ersten Runde erklärt, obwohl die Opposition und internationale Beobachter erhebliche Zweifel angemeldet und ihm Wahlbetrug vorgeworfen hatten. Er ging daraufhin ins Exil nach Mexiko.

Der bei den jüngsten Wahlen unterlegene Präsidentschaftskandidat Carlos Mesa stellte sich hinter die Übergangsstaatschefin. "Ich gratuliere der neuen verfassungsmäßigen Präsidentin Boliviens, Jeanine Añez", schrieb er auf Twitter. "Ich wünsche ihr viel Erfolg bei den Herausforderungen, die auf sie warten. Es lebe das Vaterland."

Massive Spannungen im Land

Aufgebrachte Anhänger von Morales zogen durch die Straßen des Regierungssitzes La Paz und der Schwesterstadt El Alto. Medienberichten zufolge plünderten sie Geschäfte und legten Feuer. In einigen Vierteln errichteten die Bewohner Barrikaden, um sich gegen Plünderer zu schützen. Mindestens 20 Menschen wurden bei den Ausschreitungen verletzt.

Die USA hat derweil ihren Staatsbürgern von Reisen in das südamerikanische Land abgeraten. Zudem werde das Botschaftspersonal in La Paz reduziert, teilte das Außenministerium in der Nacht zum Mittwoch in Washington mit. Sowohl Familienangehörige der Diplomaten als auch nicht unbedingt notwendige Mitarbeiter der Botschaft seien angewiesen worden, angesichts der "politischen Instabilität" Bolivien zu verlassen.

"Reisen Sie wegen ziviler Unruhen nicht nach Bolivien", appellierte das Außenministerium an alle US-Bürger. "Die US-Regierung hat im Moment nur eingeschränkte Möglichkeiten, Staatsbürgern in Bolivien Nothilfe zu gewähren."

Knapp 14 Jahre an der Regierungsspitze

Als erster indigener Präsident hatte Morales dem Armenhaus Südamerikas eine lange Zeit der politischen Stabilität und der wirtschaftlichen Entwicklung beschert. In seinen fast 14 Jahren an der Regierungsspitze sorgte er dafür, dass die satten Gewinne aus der Gas- und Lithium-Förderung größtenteils im Land blieben und auch der indigenen Bevölkerungsmehrheit zugute kamen.


Um sich seinen Traum zu erfüllen und bis zur 200-Jahr-Feier der Unabhängigkeit 2025 im Amt zu bleiben, überspannte der frühere Koka-Bauer aus einfachsten Verhältnissen den Bogen allerdings. Im Oktober stellte er sich zum dritten Mal zur Wiederwahl, obwohl die Verfassung höchstens eine Wiederwahl vorsieht. Morales überwand diese Hürde mit Hilfe der ihm gewogenen Justiz, die die Begrenzung der Amtszeiten als Verletzung seiner Menschenrechte bezeichnete.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen afp und dpa
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