Das sind Russlands gefallene Generäle
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sollen bereits zehn russische Generalmajore getötet worden sein. Was über die Tode der Befehlshaber bekannt ist.
Die russische Armee hat offenbar bereits zehn ihrer Generalmajore, die am Angriffskrieg gegen die Ukraine beteiligt sind, verloren. Das wäre die Hälfte aller Einsterne-Generäle, die sie Medienberichten zufolge seit Kriegsbeginn in der Ukraine eingesetzt hat. Welche der Todesfälle sind bekannt? Ein Überblick:
Der jüngste Fall ist der Generalmajor Roman Kutusow. Der Kommandeur des 1. Armeekorps der separatistischen Donezker "Volksrepublik" sei "offiziell entnazifiziert und entmilitarisiert" worden, teilte die Verwaltung für strategische Kommunikation der ukrainischen Streitkräfte laut dem Onlineportal "Ukrajinskaja Prawda" in der Nacht zum 6. Juni mit. Über den Tod Kutusows hatte zuerst ein Korrespondent des russischen Staatsfernsehens berichtet.
Kutusow soll gefallen sein, während er einen russischen Angriff auf eine Ortschaft nahe Popasna im Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine leitete. Die ukrainische Seite hatte zuvor berichtet, die russische Attacke sei abgewehrt worden und der Feind habe sich unter "erheblichen Verlusten" zurückziehen müssen. Vom russischen Verteidigungsministerium liegt zu dem Bericht seines Todes bislang keine Stellungnahme vor.
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Doch er ist nicht der erste russische General, den die ukrainische Armee nach eigenen Angaben "eliminiert" haben will, so schreiben es die Landstreitkräfte auf Facebook – mit einem roten Kreuz über dem Bild einiger ihrer Opfer.
Weitere gefallene Generalmajore
Ein weiterer Generalmajor, der gefallen sein soll, ist Andrei Simonov. Er soll am 30. April nahe der Stadt Isjum in der nordöstlichen Region Charkiw getötet worden sein, berichtet das ukrainische Medium "Kyiv Post". Demnach habe das ukrainische Militär auf den Feldkommandoposten der 2. russischen Armee gefeuert, auf dem auch Simonov stationiert gewesen sein soll. Er soll ein hochrangiger Anführer von Einheiten der elektronischen Kriegsführung gewesen sein.
Generalmajor Wladimir Frolow, der stellvertretende Befehlshaber der 8. Armee, ist offenbar als Russlands neunter General ums Leben gekommen. Wie russische Staatsmedien berichten, wurde er am Samstag, dem 16. April, in Sankt Petersburg mit militärischen Ehren beigesetzt. "Heute verabschieden wir uns von einem echten Helden", zitierte die russische Nachrichtenagentur Tass Gouverneur Alexander Beglov während der Abschiedszeremonie. Wie Frolow genau starb, ist allerdings nicht bekannt.
Auch Jakow Rjasanzew soll gefallen sein. Der Kommandant der 49. Armee des südlichen Distrikts soll am 25. März bei einem Bombenangriff auf den Flughafen von Tschornobajiwka in der Region Cherson getötet worden sein. Das hatte der ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowytsch mitgteilt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Ein weiterer Befehlshaber, der sein Leben verloren haben soll, ist Andrei Mordvichev. Der General soll am 19. März während heftiger Kämpfe zwischen den Städten Mykolajiw und Cherson von der ukrainischen Armee getötet worden sein, heißt es vom Generalstab des ukrainischen Militärs. Demnach sei Mordvichev, ebenso wie Rjasanzew, bei einem Angriff auf den Flughafen von Tschornobajiwka ums Leben gekommen, berichtet die britische Zeitung "Daily Mail".
Ukrainische Streitkräfte geben Tod eines dritten Generals bekannt
Andrei Kolesnikov, Kommandeur der Panzerdivision Kantemirovskaya, ist ein weiterer russischer General, der von der ukrainischen Armee getötet worden sein soll. "Die russischen Invasoren verlieren weiterhin ihre Offiziere im Krieg gegen die Ukraine", heißt es in einem Tweet der ukrainischen Streitkräfte. Demnach sollen ukrainische Soldaten Kolesnikov am 11. März getötet haben.
Geheime Tonaufnahmen bestätigen Tod eines zweiten Generals
Ein weiterer russischer General, den die ukrainische Armee nach eigenen Angaben getötet haben will, ist Generalmajor Vitaly Gerasimov. Der 45-Jährige soll am 7. März außerhalb der östlichen Stadt Charkiw getötet worden sein. Der berichtet der britische "Guardian" und beruft sich dabei auf Angaben des ukrainischen Geheimdienstes. Demnach soll Gerasimov am zweiten Tschetschenienkrieg, der russischen Militäroperation in Syrien und der Annexion der Krim teilgenommen haben.
Offiziell bestätigte Russland den Tod Gerasimovs nicht. Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte jedoch zwei Audiodateien, in denen angeblich ein Telefongespräch zwischen zwei russischen Offizieren zu hören ist. Die Männer sollen darin über den Tod des russischen Generals sprechen und sich beklagen, dass die sichere Kommunikation innerhalb der Ukraine nicht mehr funktioniere.
Laut Christo Grozev von der Rechercheplattform "Bellingcat" habe man einen der Offiziere in dem abgehörten Gespräch identifiziert. Das Telefonat habe mit einer lokalen SIM-Karte stattgefunden und konnte daher offenbar abgehört werden. Zudem soll "Bellingcat" Gerasimovs Tod durch eine russische Quelle bestätigt worden sein.
Major General Mityaev starb wohl bei Sturm auf Mariuopol
Auch Oleg Mityaev, 47, Generalmajor und Kommandeur der 150. motorisierten Schützendivision der Armee, soll Anfang März im Kampf um die belagerte Stadt Mariupol getötet worden sein.
Seine Leiche soll erst einen Monat später geborgen worden sein. Ein prorussischer Journalist hatte Anfang April bei Telegramm geschrieben, dass ukrainische Soldaten, die sich zuvor ergeben hätten, die Leiche eines Generals in Mariupol geborgen hätten. Den Namen des Generals dürfe er nicht nennen, schrieb er, sie habe jedoch bereits einen Monat dort gelegen.
Die britische Zeitung "Daily Star" vermutet, dass es sich dabei um die Leiche von Oleg Mityaev handele. Der Vorwurf des prorussischen Journalisten, das ukrainische Militär habe sich mit Videos und Bildern über die Leiche lustig gemacht, lässt diese Vermutung zu, denn bereits kurz nach seinem Tod waren soziale Medien überschwemmt von Videoausschnitten und Bildern, die die Leiche Mityaevs zeigen sollen. Anton Geraschchenko, ein Berater des ukrainischen Präsidenten, hatte zuvor außerdem ein Foto von Mityaevs Leiche, inklusive seines Rangabzeichens, auf Telegram veröffentlicht, berichtet die "Bild".
Generalmajor Sukhovetsky von Scharfschützen getötet
Bereits am 3. März, wenige Tage nach Beginn der Invasion, wurde der erste getötete russische General gemeldet – ein wahrer Triumph für die ukrainische Armee, denn Andrei Sukhovetsky war als kommandierender General der 7. russischen Luftlandedivision und stellvertretender Kommandeur der 41. kombinierten Waffenarmee 2014 bei der Invasion der Krim im Einsatz. Am 3. März wurde der 47-Jährige während einer Spezialoperation von Scharfschützen getötet, berichtete zunächst "Daily Mail".
Wenige Tage später wurde sein Tod von der Offiziersorganisation in der Region Krasnodar in Südrussland offiziell bestätigt, berichtet "Independent". Auch Sergei Chipilev, von einer russischen Veteranenorganisation, wandte sich an die Öffentlichkeit: "Mit großem Schmerz erfahren wir vom Tod unseres Freundes, Generalmajor Andrei Sukhovetsky, während eines Spezialeinsatzes auf dem Territorium der Ukraine", schrieb Chipilev im sozialen Netzwerk VKontakte.
Tushaev – tot oder am Leben?
Der erste als gefallen gemeldete General auf russischer Seite ist jedoch Magomed Tushaev. Er soll bei einem Luftangriff nordöstlich von Hostomel getötet worden sein, berichtet "Daily Mail". Der tschetschenische Kämpfer galt als rechte Hand des Tschetschenischen Machthabers und Putin-Verbündeten Ramsan Kadyrow.
Er habe sich mit seiner Spezialeinheit von Tausenden Infanteristen und mit mehr als 56 Panzern in dem Kiewer Vorort aufgehalten. Unabhängig bestätigen ließ sich sein Tod bislang nicht. Im Gegenteil: Im Telegramchat seines tschetschenischen Anführers Kadyrow tauchten, auch nachdem Tushaev von der Ukraine als tot erklärt wurde, noch Bilder auf, die beweisen sollen, dass er am Leben ist.
Russland versucht Verluste auszugleichen
Insgesamt sind die Verluste sowohl aufseiten der ukrainischen als auch aufseiten der russischen Armee sehr hoch. Auf russischer Seite sollen Experten zufolge bereits Zehntausende Soldaten gefallen oder verwundet worden – und für Russland nur schwer wieder zu ersetzen sein. Moskau versucht dem Medienberichten zufolge durch Zwangsmobilisierungen entgegenzuwirken. So würden etwa ukrainische Gefangene dazu gezwungen werden, gegen die eigenen Leute zu kämpfen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Doch auch auf ukrainischer Seite sieht es nicht viel besser aus: Im Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland werden nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj derzeit jeden Tag etwa 100 Soldaten getötet.