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Militärparade zum 9. Mai: Wladimir Putins Waffenshow lässt tief blicken


Militärparade in Moskau
Putins Waffenshow lässt tief blicken


Aktualisiert am 09.05.2022Lesedauer: 5 Min.
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Traditionelle Militärparade: Diese Waffen sollen die Kreml-Propaganda anheizen. (Quelle: t-online)

Bei der Militärparade am 9. Mai, dem "Tag des Sieges", stellt Russland traditionell seine militärische Kraft zur Schau. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs fiel sie diesmal kleiner aus und offenbarte Probleme.

11.000 Soldaten und 131 militärische Geräte: Das hat Russlands Präsident Wladimir Putin an diesem Montag zur Militärparade auf dem Roten Platz in der Hauptstadt Moskau aufbieten lassen. Traditionell wurde damit der Sieg über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg gefeiert.

Was aus deutscher Perspektive nach einem gigantischen Aufmarsch klingt, waren tatsächlich rund tausend Soldaten und circa 60 Waffen bzw. Fahrzeuge weniger als im Vorjahr. Hintergrund dürfte der Ukraine-Krieg sein, der die russische Armee belastet.

Auch deshalb wurde mit Spannung erwartet, welche Waffen genau gezeigt würden. In der Vergangenheit nutzte Russland die Gelegenheit immer wieder für die Präsentation neuartiger Waffensysteme, die Stärke zeigen sollten. Und diesmal?

"Kriegsniveau von 1942"

Militärexperte Wolfgang Richter von der Stiftung Wissenschaft und Politik sagte t-online: "Offenbar stand die Darstellung neuer Waffensysteme bei der Show nicht im Vordergrund. Es wurde zwar modernes Kriegsgerät, aber nichts Außergewöhnliches gezeigt, was wir – auch vom Typ her – nicht schon gekannt hätten. Auch der Umfang der Parade hielt sich in Grenzen."

Andere Experten beurteilen das Gesehene noch kritischer. "Bei den russischen Wunderwaffen sah man recht interessante Nahaufnahmen, die ich so nicht erwartet hätte", schreibt Waffenexperte Lars Winkelsdorf auf Twitter. Er führt aus: "Drastisch formuliert hätte ich bei modernem Material nicht derart beschissene Schweißnähte erwartet, so was ist mehr oder weniger Kriegsniveau 1942 und lässt ausgesprochen tief blicken zur Qualität bei diesen Waffen."

Die Präsentation von nuklearfähigen Interkontinentalraketen und dem Iskander-Raketensystem wirkte auf den Experten nicht alarmierend, im Gegenteil. "Wenn die da rollen, dann sind die immerhin nicht im Einsatz, und so endlos viele davon haben die Kremlins auch nicht."

Die angekündigte Luftshow wurde überraschend abgesagt, angeblich wegen schlechten Wetters. Mehr dazu lesen Sie hier.

Welche russischen Waffen zu sehen waren: ein Überblick.

RS24 "Jars"-Raketen

Mehr als 21 Meter ist die Interkontinentalrakete "Jars" lang und kann mit einer Reichweite von mehr als 10.000 Kilometern Ziele rund um den Globus erreichen. Bestückt werden kann sie mit mehreren nuklearen Sprengköpfen. Russland soll über schätzungsweise mehr als 170 solcher Raketen verfügen, die aus Silos oder von mobilen Lkw aus abgefeuert werden können.

Raketensystem Iskander-M

Das Raketensystem Iskander-M ist eine der wichtigsten russischen Waffen. Es kann sowohl Kurzstreckenraketen, die nuklear bestückt sein können, als auch Marschflugkörper abfeuern. Da diese im Flug die Richtung ändern können, sind sie nur schwer abzufangen.

Reichweite: bis zu 500 Kilometer. Experten vermuten anhand von Fundstücken aus dem Ukraine-Krieg, dass das Iskander-System auch mit Täuschkörpern ausgestattet ist. Mehr dazu lesen Sie hier.

Flugabwehrsystem S-400 Triumf

Das S-400 Triumf ist ein Raketensystem, das sowohl feindliche Kampfflugzeuge als auch Kurz- und Mittelstreckenraketen abfangen kann. Es ist mit verschiedenen Radarsystemen sowie Lenkwaffen mit Splittersprengkopf ausgestattet. Werden mehrere S-400-Systeme zusammengeschlossen, können sie zeitgleich bis zu 72 Lenkwaffen auf 36 Flugziele abfeuern. Es ist auch im Ukraine-Krieg bereits eingesetzt worden.

Das Flugabwehrsystem ist spätestens seit dem Syrien-Krieg gefürchtet und gilt als russischer Exportschlager. So sorgte die Türkei für Streit in der Nato, weil es S-400-Systeme in Moskau bestellte.

Panzerhaubitze 2S19 Msta

Die Panzerhaubitze aus Sowjetzeiten kann pro Minute acht bis zehn Granaten abfeuern. Sie ist ebenfalls im Ukraine-Krieg im Einsatz. Russland soll vor dem Krieg über mehr als 800 Exemplare verfügt haben.

Luftlandepanzer BMD-4M

Der BMD-4M ist die neueste Variante eines Luftlandepanzer-Systems aus der Sowjetunion und wurde im Jahr 2008 vorgestellt. Der Panzer wiegt rund 13 Tonnen und kann per Fallschirmsystem zum Einsatz gebracht werden. Er wird auch im Ukraine-Krieg verwendet. Die Abkürzung BMD bedeutet übersetzt "Gefechtsfahrzeug der Luftlandetruppen".

Panzertransporter BTR-82A

Der BTR-82A ist eine modernisierte Version eines Panzertransporters aus Sowjetzeiten. Eine wesentliche Veränderung zu Vorgängermodellen: Statt eines Benzinmotors wurde ein gekühlter Dieselmotor eingebaut. Dadurch wurde die Feuergefahr bei Treffern im Maschinenraum deutlich verringert. Außerdem ist das Gerät schwimmfähig.

Kampfpanzer T-72B3M

Der T-72 ist der am meisten genutzte Kampfpanzer der Welt. Unter anderem kam er im Ersten und Zweiten Golfkrieg, im Libanonkrieg 1982 und in den Jugoslawienkriegen zum Einsatz. 20.000 Kampfpanzer wurden hergestellt, Russland besitzt etwas mehr als 9.000 davon.

Mit 41 Tonnen ist der T-72B3M ein sehr schwerer Panzer. Eine Schwäche des Geräts: Die Hälfte der Munition wird in einem Raum gelagert, in dem auch die Besatzung sitzt. Das kann dazu führen, dass sich durch ein feindliches Geschoss ein Feuer entzündet. Deswegen ist es häufig genau die Stelle, auf die Feinde zielen.

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Kampfpanzer T-90

Das ist das modernste russische Modell, das im Ukraine-Krieg zum Einsatz kommt. Es ist im Vergleich zu seinem Vorgänger zwar besser geschützt und verfügt über modernere Abwehr- und Waffensysteme. Dennoch tritt auch hier der "Springteufel"-Effekt auf. Russland soll bereits mehr als 20 Panzer dieses Typs in der Ukraine verloren haben. T-90-Panzer waren auch Teil der Militärparade, Fotos gibt es jedoch noch nicht.

Kampfpanzer T-14

Der T-14 ist der modernste russische Kampfpanzer, einige Experten sehen ihn sogar als modernsten Panzer der Welt. Er soll vor allem deutlich besser gegen Treffer am Turm geschützt sein, dank neuer Kettentechnik beweglicher sein und über ein hochmodernes Waffensystem verfügen. Das Problem: Er ist extrem teuer in der Produktion, bislang sollen nur wenige Modelle ausgeliefert worden sein. Ein Einsatz im Ukraine-Krieg ist bisher nicht dokumentiert.

Kampfpanzer T-34

Der Kampfpanzer T-34 ist ein älteres Modell, er wurde vorwiegend von 1940 bis 1958 gebaut und ist inzwischen ausgemustert. Mit über 50.000 Modellen war er der am häufigsten produzierte Panzer des Zweiten Weltkriegs.

Zur Zeit des deutschen Angriffs 1941 war der T-34 aufgrund seiner starken Panzerung und Beweglichkeit kurzzeitig sämtlichen anderen Modellen überlegen. Weil die damaligen deutschen Panzerabwehrkanonen nahezu wirkungslos blieben, erhielten sie den Spitznamen "Heeresanklopfgerät". Zudem ließ der T-34 sich vergleichsweise einfach in hoher Stückzahl produzieren.

Schützenpanzer BMP-2M

Übersetzt bedeutet der Name des Schützenpanzers "Gefechtsfahrzeug der Infanterie – Typ 2". Die 30-Millimeter-Maschinenkanone des Panzers kann sowohl gegen Boden- als auch gegen Luftziele eingesetzt werden. So hat die Waffe des Panzers auch zwei verschiedene Ebenen: eine langsame für Bodenziele und eine schnelle für Luftziele. Im langsamen Modus können 200-300 Schüsse pro Minute abgegeben werden, im schnellen sogar 550 Schuss pro Minute.

Mehrzweckgeländewagen Tigr-M

Auf den robusten Truppenfahrzeugen können je nach Modell verschiedene Waffensysteme wie Maschinengewehre, Granatwerfer oder Panzerabwehrraketen montiert werden. Die Ukraine beklagte sich mehrfach darüber, dass in den bewaffneten Tigr-Fahrzeugen auch Bauteile deutscher Automobilzulieferer verbaut sind. Diese beteuerten, die Teile nicht direkt oder nur für zivile Nutzung nach Russland geliefert zu haben.

Typhoon-Geländewagen

Der Geländewagen bietet Platz für 16 Soldaten – und ist derzeit nur für Spezialeinheiten vorgesehen. Das Fahrzeug ist für den schnellen Truppentransport konzipiert. Es wiegt circa 24 Tonnen und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 105 Kilometern pro Stunde.

Verwendete Quellen
  • Wikipedia-RechercheEigene Recherche
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