Die Wunderwaffe der Ukraine hat ausgedient
Bei der Verteidigung von Kiew spielte die Bayraktar-Drohne eine zentrale Rolle. Inzwischen hat die russische Luftabwehr dazugelernt.
Kaum eine Waffe hat der russischen Armee im Krieg gegen die Ukraine so zugesetzt wie die Kampfdrohne Bayraktar TB2. In den ersten Wochen der Invasion schalteten die Ukrainer damit reihenweise russische Panzer vor Kiew aus, auch bei Angriffen auf die Schlangeninsel und Ziele in Russland soll das tΓΌrkische Fabrikat zum Einsatz gekommen sein. Aus Dankbarkeit dichteten die Ukrainer eine Hymne auf die Bayraktar, doch inzwischen setzt die ukrainische Luftwaffe offenbar kaum noch auf das FluggerΓ€t.
"Die Bayraktars waren sehr nΓΌtzlich, um den russischen Konvoi vor Kiew aufzuhalten, aber inzwischen haben die Russen eine gute Luftabwehr aufgebaut, so dass die Drohnen praktisch nutzlos sind", berichtet der ukrainische Kampfpilot "Moonfish" dem Fachmagazin "The Drive". Jetzt komme die Bayraktar "nur noch in seltenen FΓ€llen und unter sehr bestimmten Bedingungen zum Einsatz", so "Moonfish".
US-Drohne Gray Eagle" hΓ€tte dasselbe Problem
TatsΓ€chlich scheint es den russischen Angreifern gelungen zu sein, im Kampf um den Donbass ihre gefΓΌrchteten Luftabwehrsysteme der Typen S-300 und S-400 in Stellung zu bringen. Diese Raketenwerfer kΓΆnnen Ziele in einer HΓΆhe von bis zu 25 Kilometern mit groΓer Genauigkeit treffen. Dieses auf Twitter verbreitete Video soll ein S-300-System in Luhansk zeigen:
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Das Problem der verbesserten russischen Luftabwehr betrifft dabei wohl nicht nur die tΓΌrkische Bayraktar-Drohne. Anfang Juni wurde bekannt, dass die US-Regierung der Ukraine vier Kampdrohnen vom Typ MQ-1C "Gray Eagle" verkaufen will. Diese haben mit ihren "Helllfire"-Raketen zwar mehr Feuerkraft als die Bayraktar, ist aber Γ€hnlich groΓ und daher auch leicht abzuschieΓen fΓΌr die russische Luftabwehr. "Wir sind gegen die ,Gray Eagle'", sagt Kampfpilot "Moonfish" ohne Umschweife.
"Wir haben zurzeit mehr Piloten als Flugzeuge"
Stattdessen wΓΌnschen sich die Piloten US-Kampfjets der Typen F-15 und F-16. "Russland greift nicht nur mit Kampfjets an, sondern auch mit ballistischen Raketen, Cruise Missiles und Luft-Boden-Raketen", erklΓ€rt "Moonfish". Diese Geschosse lieΓen sich mit den Radaren alter sowjetischer Jets aber nicht erfassen. "Mit den Infrarotsensoren moderner Jets kΓΆnnen wir aber die Hitzesignaturen dieser Raketen erfassen und sie abschieΓen."
Bislang ist allerdings keine westliche Regierung bereit, der Ukraine Kampfjets zu liefern. FΓΌr die ukrainischen Piloten wΓ€re aber schon die Ausbildung ein Gewinn: "Wir haben zurzeit mehr Piloten als Flugzeuge und wΓΌrden gerne ein paar Leute schicken, um an westlichem GerΓ€t zu trainieren", sagt "Moonfish". Dazu mΓΌsste aber zuerst klar sein, welche Jets die Ukraine bekommen soll: "Es macht ja keinen Sinn, mit einer F-18 zu trainieren, wenn wir am Ende F-16 bekommen."
Immer noch beliebt bei der ukrainischen Armee sind kleinere, tragbare Drohnen. Diese lassen sich modifizieren, mit Granaten bestΓΌcken und fΓΌr Guerilla-Attacken aus der Luft nutzen. FΓΌr solche Attacken taugen auch die Drohnen der Typen "Switchblade" und "Phoenix Ghost", die die USA der Ukraine liefern. Diese Modelle lassen sich in einem Rucksack verstauen und von einer kleinen Rampe aus abfeuern. Die mit einem Sprengkopf versehenen Drohnen kΓΆnnen eine Weile ΓΌber einem Gebiet kreisen und dann beispielweise in einen Panzer gesteuert werden.